Wacker Chemie beruhigt die Aktionäre
jh München – Die Konjunkturaussichten sind trübe. Doch offenbar hätte es nach Einschätzung der Aktionäre von Wacker Chemie noch schlimmer kommen können. Zumindest lässt sich so der Kursanstieg der Aktie am Donnerstag um 4,6 % auf 70,62 Euro erklären. Seit Anfang März ergibt sich damit aber immer noch ein Wertverlust von rund einem Viertel.Der Bericht des Münchner Konzerns für das zweite Quartal enthält sowohl negative als auch positive Punkte. Die Jahresprognose vereint beide Seiten: Zwar bestätigte der Vorstand den Ausblick für dieses Jahr, doch für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) geht es nur noch um die Minimalvariante. Wacker Chemie erwartet das Ebitda jetzt eher am unteren Ende der Spanne. Das heißt: Verglichen mit den im Vorjahr erzielten 930 Mill. Euro werden es 20 % weniger sein. Im besten Fall wäre das Ebitda nur um ein Zehntel gesunken.Das Unternehmen begründet die hohe Wahrscheinlichkeit der ungünstigen Variante außer mit der nachlassenden Dynamik der Konjunktur mit “der bislang noch ausstehenden Belebung im chinesischen Solarmarkt”. Unter dieser Schwäche in China leidet seit längerem das Segment Polysilizium, das den Grundstoff für die Solar- und die Halbleiterindustrie liefert. Die Preise für Solarsilizium sind kräftig gefallen. Auch die Absatzmenge sei im zweiten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum etwas zurückgegangen, berichtet Wacker. So verringerte sich der Umsatz der Sparte um 30 % auf 170 Mill. Euro.Das Ebitda des Segments fiel sogar um 85 % auf 5,7 Mill. Euro. Das Unternehmen nennt dafür nicht nur die niedrigen Durchschnittspreise als Grund, sondern auch Abwertungen von Lagerbeständen und deutlich höhere Energiepreise. Der positive Aspekt: Verglichen mit dem Verlust von 36 Mill. Euro im ersten Quartal brachten die Anstrengungen für bessere Produktionsprozesse einen Erfolg. Allerdings profitierte die Sparte auch von einer Anzahlung von 19 Mill. Euro, die ein Kunde aus der Solarbranche leistete.Auch der gesamte Konzern verbesserte sich im zweiten Abschnitt im Vergleich mit dem Vorquartal, hinkt aber dem Vorjahreszeitraum hinterher: Der Umsatz fiel um 5 % auf 1,27 Mrd. Euro, das Ebitda um 19 % auf 211 Mill. Euro und das Nettoergebnis sogar um 55 % auf 37 Mill. Euro.Auch im Segment Silikone sind die Preise gesunken, und zwar für Standardprodukte. Der Umsatz der Sparte ging auf 650 Mill. Euro nur ganz leicht zurück, das Ebitda verringerte sich aber um fast ein Drittel auf 120 Mill. Euro. Nach Ansicht der Aktienanalysten der Baader Bank enttäuschte Wacker damit. Dagegen habe die Entwicklung des Segments Polysilizium positiv überrascht.