Wacker Chemie verscheucht düstere Ahnungen
mic München – Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern hat Wacker Chemie sich im Geschäft mit Polysilizium im dritten Quartal relativ gut geschlagen. Damit sind die Münchner auf Kurs, ihre unveränderten Jahresziele zu erreichen. Der Umsatz soll um etwa 10 % zulegen (9 Monate: 12 %) und das operative Ergebnis (Ebitda) ohne Sondererträge leicht steigen (9 Monate: 15 %). Die Investoren reagierten erleichtert, die Aktie stieg im Xetra-Handel um 6 % auf 81 Euro. Allerdings ist damit der Kurseinbruch im dritten Quartal, ausgehend von 93,92 Euro auf 67,91 Euro, der bedingt durch negative Berichte von Polysilizium-Konkurrenten doppelt so stark wie im Dax und siebenmal so ausgeprägt wie im MDax ausfiel, nur teils kompensiert.Die Rahmenbedingungen seien in den vergangenen Monaten auch für Wacker Chemie schwieriger geworden, erklärte Vorstandschef Rudolf Staudigl. Jedoch habe das gut laufende Chemiegeschäft wesentlich dazu beigetragen, die Herausforderungen in der Solar- und Halbleiterindustrie abzufedern. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um 10,2 % auf 1,36 Mrd. Euro. Der Wachstumsschub speist sich aus dem größten Absatzmarkt Asien. Dort steigerte Wacker Chemie den Umsatz um 15 %. Der Vorstand kann von Juli bis September konzernweit ein ansehnliches Absatzmengenplus präsentieren (6 %), profitierte aber auch vom starken Dollar. Ein Drittel der Umsätze werden in der US-Währung fakturiert, so dass die Aufwertung den Umsatz um ebenfalls 6 % erhöhte. Preissenkungen drückten die Erlöse um 2 %. Weniger SondererträgeDer Rückgang des operativen Gewinns um 24 % auf 264 Mill. Euro blieb im Rahmen der Erwartung. Wie prognostiziert fielen die Sondererträge aus einbehaltenen Anzahlungen und Schadenersatzleistungen von Kunden aus der Solarbranche mit 18 Mill. Euro viel niedriger aus als im Vorjahresquartal (92 Mill. Euro). Aber auch bereinigt um diese Effekte sank das Ebitda um 3 %. Der Vorstand begründete dies mit gesunkenen Preisen für Polysilizium und höheren Anlaufkosten für den neuen US-Standort Charleston, dem größten Investitionsprojekt in der Geschichte des Unternehmens. Im Geschäft mit Polysilizium glich Wacker Chemie den Preisverfall durch deutlich höhere Absatzmengen aus. Das um Sondererträge bereinigte Ebitda der Sparte sank aber im Vergleich zum Vorjahresquartal um 16 %. Im Prognosebericht wird erneut auf die Überkapazitäten im Markt hingewiesen und erstmals hinzugefügt, dies mache höhere Preise für Polysilizium derzeit eher unwahrscheinlich.Während die Prognosen für Umsatz und operatives Ergebnis unverändert blieben, präzisierte der Vorstand seine Vorhersage für den Nettogewinn. Während bisher ein Rückgang avisiert wurde, soll er nun nur “etwas” niedriger ausfallen. Erhöht wurde erneut die Investitionsprognose. Nachdem der Zielwert im Halbjahr um 50 auf 775 Mill. Euro angehoben worden ist, wird nun von 800 Mill. Euro ausgegangen. Die Abschreibungen werden dafür im Gesamtjahr nicht steigen, sondern unverändert bleiben. Die Aufwertung des US-Dollar soll, saldiert mit Hedging-Effekten, das Ebitda um rund 70 Mill. Euro erhöhen.Schlechte Nachrichten gibt es für die Siltronic-Beteiligung: Das Ebitda soll Wacker Chemie zufolge im Gesamtjahr nur auf dem Niveau des Vorjahres landen. Bisher war ein deutlicher Anstieg erwartet worden (siehe Bericht auf dieser Seite).Das Eigenkapital erhöhte Wacker Chemie in den ersten neun Monaten um 41 % auf 2,75 Mrd. Euro. Neben den Gewinnrücklagen und dem Siltronic-Börsengang wirkte sich auch die Neubewertung der Pensionspläne mit 140 Mill. Euro positiv aus.