Wahlausgang bremst M&A-Transaktionen
po/bn/ths Frankfurt/Madrid – Nicht nur international agierende Konzerne müssen nach dem überraschenden Ausgang der US-Präsidentenwahl ihre Geschäftsgrundlagen neu bewerten. Auch für Fusionen und Übernahmen muss eine Neueinschätzung her. “Get it done fast” oder “put on hold”, heißt die Devise bei verunsicherten Investmentbankern. Dennoch: Zweifel am Zustandekommen der Megaübernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto durch Bayer kommen nicht auf.Vom Trump-Triumph sind die traditionell exportorientierten, in der Regel aber schon stark in den Staaten positionierten deutschen Industriekonzerne unterschiedlich betroffen. Die Automanager zeigten sich in ersten Reaktionen zumindest besorgt darüber, dass der künftige US-Präsident seinen protektionistischen Ankündigungen Taten folgen lassen könnte. Volkswagen-Chef Matthias Müller hofft zudem sehnsüchtig darauf, dass der Wolfsburger Autobauer möglichst bald über die Höhe der noch ausstehenden Strafzahlung wegen der Dieselabgasaffäre informiert wird. Auch der Deutschen Bank, von der das US-Justizministerium wegen ihrer Hypothekengeschäfte eine Zahlung von 14 Mrd. Dollar fordert, droht eine sich weit bis ins kommende Jahr hineinziehende Hängepartie, falls bis zum Amtsantritt Trumps keine Einigung zustande kommt und der neue Präsident danach erst einmal Gefolgsleute im US-Behördenapparat installiert.Auch die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sowie die Chemieindustrie zeigten sich besorgt über mögliche Einschränkungen im bisher freien Austausch von Waren. Die Pharmaindustrie wiederum sieht sich als Gewinner der Wahl, wie sich auch in der positiven Kursreaktion von Pharmatiteln zeigte. Ähnlich positiv sind die Einschätzungen für Unternehmen der Rüstungsindustrie, will Trump doch Amerikas Verbündete stärker an den Kosten für die Präsenz von US-Truppen beteiligen und die Rüstungsausgaben erhöhen. Die vom gewählten Präsidenten angekündigten Investitionen in die Infrastruktur und der geplante Mauerbau an der Grenze zu Mexiko weckten das Investoreninteresse an Baustoffwerten. So rechnet sich Bernd Scheifele, Chef von Heidelberg Cement, dank der günstigen Lage eigener Werke im Süden der USA Chancen aus: “Da wären wir nicht schlecht positioniert.”Unterdessen nahmen die Titel der spanischen Großbank BBVA am Tag nach der US-Wahl heftig Schaden und gaben im Verlauf bis zu 9 % ab, bevor sie ihren Verlust eingrenzten. Mexiko ist der mit Abstand wichtigste Markt des Instituts. In den ersten neun Monaten des Jahres trug das Land die Hälfte zum Reingewinn von 2,8 Mrd. Euro bei. Sollte Donald Trump mit seinen Plänen Ernst machen, könnte dies Mexikos Wirtschaft stark belasten. Rosiger sehen da die Perspektiven der US-Banken aus, können sie doch auf eine Revision der angesichts der Finanzkrise erlassenen Regulierung durch den Dodd-Frank Act hoffen.Im Streit um die Kapitalregeln für Banken im Baseler Ausschuss sollten Europas Aufseher vor dem Wechsel im Weißen Haus “nicht in Hektik verfallen und unter Zeitdruck Zugeständnisse machen”, wie Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), forderte: “Dafür steht mit der Wettbewerbsfähigkeit des EU-Bankensektors zu viel auf dem Spiel.”