Wall Street bereitet sich auf Alibaba-Börsengang vor
hen New York – Investmentbanken und Anleger an der Wall Street fiebern in diesen Tagen dem Börsengang des chinesischen Internet-Konzerns Alibaba entgegen. In der kommenden Woche dürfte das Unternehmen weltweit mit den Investorenpräsentationen beginnen. Und es wird erwartet, dass die Investmentbanken Mitte September – in den amerikanischen Medien kursiert das Datum 18. September – den Ausgabepreis der Alibaba-Aktien festsetzen werden und dann am nächsten Tag der Handel beginnt.Der ursprüngliche Zeitplan hatte verschoben werden müssen, offenbar weil die Börsenaufsicht SEC mit dem Emissionsprospekt noch nicht ganz zufrieden war und generell einiges an Fragen hatte.Bei den konsortialführenden Banken herrscht derweil Nervosität. Alibaba könnte mit einem Platzierungsvolumen von 20 Mrd. Dollar das größte IPO werden, das man an der Wall Street je gesehen hat, und den bisherigen Rekordhalter Visa – 17,9 Mrd. Dollar – vom ersten Platz verdrängen. Und der Börsengang stellt alles in den Schatten, was bisher an chinesischen Firmen den Weg an die Wall Street gefunden hat (siehe Tabelle). Wenig transparentDie Banken stehen nun vor der Herausforderung, die Nachfrage nach den Alibaba-Aktien richtig einzuschätzen und einen entsprechenden Ausgabepreis zu finden. Das ist eine Herkulesaufgabe: Das chinesische Konglomerat ist undurchsichtig und in vielen verschiedenen Märkten tätigt, die Führungsstrukturen sind wenig transparent und die chinesische Gesetzeslage ist unberechenbar. Hinzu kommt, dass das Platzierungsvolumen schier enorm ist und es demnach schwierig ist, die Kaufbereitschaft der vielen ins Boot zu holenden Investoren abzuschätzen. Die geplatzte Dotcom-Blase von mehr als einer Dekade hat zudem an der Wall Street Spuren hinterlassen: Alibaba wird überzeugend darlegen müssen, wie sie vom Trend zur mobilen Kommunikation profitieren und wie sie die beim IPO eingenommenen Gelder für den Aufbau weiterer Wachstumspotenziale zu investieren gedenkt.Der Erfolgsdruck ist für die Banker hoch: Eine Pleite wie beim Börsengang von Facebook (Platzierungsvolumen von rund 16 Mrd. Dollar) im Mai 2012 kann man sich an der Wall Street nicht noch einmal leisten. Das Alibaba-IPO wird hier auch als Gelegenheit gesehen, den damals erlittenen Imageschaden wieder auszubessern. Zudem hofft man, dass ein gelungenes Alibaba-Debüt weitere Firmen aus China an die Wall Street zieht. Diese gehen derzeit noch bevorzugt nach Hongkong. Mit Deutscher BankAlibaba hatte Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, J. P. Morgan, Morgan Stanley und Citi als Konsortialführer mandatiert. Ihnen kommt das derzeit gute Klima an den amerikanischen Aktienbörsen zugute. Die Börsenbarometer wie der Dow Jones Industrial Average oder die Nasdaq sind auf Rekordjagd. Angesichts des in den USA anhaltenden Niedrigzinsumfelds sind Aktien weiterhin eine begehrte Anlage. Zudem ist die Ertragslage der amerikanischen Unternehmen weiterhin sehr gut.In dem Umfeld sind auch die Aktien von Börsendebütanten sehr gefragt. In diesem Jahr sind im Zuge von über 200 Börsengängen Aktien im Wert von 46,6 Mrd. Dollar platziert worden. Damit überschreitet die diesjährige IPO-Aktivität jene vom Rekordjahr 2000 (bis inklusive August gerechnet). Auf jeden Fall ist damit zu rechnen, dass die Börsengänge in den USA in etwa das Niveau von 2007 – dem Boomjahr vor der Finanzkrise – erreichen werden.Zudem finden Alibaba und die mit dem Börsengang beauftragten Investmentbanken generell ein für Technologieunternehmen sehr aufgeschlossenes Investorenumfeld vor. Viele Anleger sehen in den Börsengängen im Technologiesektor oder auch in der Biotechnologie oder dem Gesundheitsbereich die Möglichkeit, von derzeit stark wachsenden Märkten und von Trends zu profitieren.