Compliance

Walmart prüft Vorwürfe zur Lieferkette

Haben Gefangene in Kambodscha unter fragwürdigen Bedingungen Produkte für den Export gefertigt? Walmart überprüft seine Lieferkette.

Walmart prüft Vorwürfe zur Lieferkette

Walmart und Centric prüfen Vorwürfe zur Lieferkette

Verdacht auf Fertigung in Frauengefängnis in Kambodscha

Reuters Phnom Penh

Die US-Konzerne Walmart und Centric Brands überprüfen ihre Lieferketten aus Kambodscha. Zuvor waren Vorwürfe aufgekommen, dass Insassinnen des größten Frauengefängnisses des Landes unter zweifelhaften Bedingungen Kleidung für den Export hätten fertigen müssen. Der US-Verband für Kleidung und Schuhwerk (AFFA) hatte in einem Schreiben an die Botschaft Kambodschas in Washington den Verdacht geäußert, dass unter fragwürdigen Umständen im Gefängnis "Correctional Center 2" (CC2) nahe Phnom Penh Kleidung und andere Produkte für die Ausfuhr etwa in die USA produziert würden. Güter könnten auch in die EU gelangt sein.

Walmart erklärte, die Vorwürfe seien besorgniserregend. Alle Menschen müssten mit Würde behandelt und dürften nicht ausgebeutet werden. Centric Brands erklärte, sie habe Importe aus einer Fabrik in Kambodscha auf Eis gelegt und werde sofort handeln, wenn ein Unternehmen in Gefängnissen produzierte Waren vertreiben sollte. Der internationale Handel mit von Gefangenen gefertigten Gütern ist in den USA und Kambodscha illegal. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), deren Mitglied Kambodscha ist, erlaubt nur freiwillige Arbeit von Gefangenen.

Kambodscha geht gegen lokale Firmen vor

Kambodschas Staatssekretär Sok Sopheak sagte Reuters, drei lokale Firmen hätten von CC2-Insassinnen gefertigte Hausschuhe für Hotels in die EU und Japan ausgeführt. Gegen die Unternehmen seien Geldstrafen von je 50.000 Dollar verhängt und die Export-Lizenzen für drei Monate gesperrt worden.

In dem Gefängnis produzierte Waren schienen im Zusammenhang mit Walmart und einem Centric-Partner zu stehen, sagten vier mit dem Vorgang vertraute Personen, darunter zwei ehemalige Insassinen des CC2. Sie zeigten Reuters-Journalisten zwei nach ihren Angaben im Gefängnis gefertigte Waren, die entsprechende Labels aufwiesen und offenbar für den Export in die USA gedacht waren. Sie hätten die Produkte bei ihrer Entlassung im Januar aus der Anstalt gebracht. Centric unterstrich indes, nach Untersuchungen von externen Prüfern in den vergangenen Jahren lägen dem Unternehmen keine Hinweise auf Gefängnis-Arbeit vor.

Berichte von Gefangenen

Mehrere ehemalige Gefangene berichteten, sie hätten in dem Gefängnis Hemden, Hosen, Hausschuhe und Einkaufstaschen gefertigt. Frauen, die sich der Arbeit verweigert hätten, seien in andere Zellen verlegt worden. Einige Frauen hätten durch Zahlungen an Wächter die Arbeit in den Fabriken umgehen können. "Wir wollten nicht arbeiten, aber wir mussten arbeiten", sagte eine ehemalige Gefangene.

In Kambodscha sollen Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie mindestens 200 Dollar im Monat erhalten, die Ex-Gefangenen berichteten von 1,75 bis 5 Dollar im Monat. Arbeitsverträge habe es laut drei der Frauen nicht gegeben.