Walmart verabschiedet sich vom Onlinehändler JD.com
Walmart sagt dem Onlinehändler JD.com ade
US-Retailer stößt Beteiligung an chinesischem Tech-Konzern ab – Schwerer Dämpfer für JD-Aktie – Ungemütliche Zeiten in Chinas E-Commerce-Szene
Walmart geht neue Wege im China-Geschäft. Der US-Riese verkauft seine Beteiligung am chinesischen Onlinehändler JD.com für 3,6 Mrd. Dollar. Damit lässt sich eine Expansion des erfolgreichen Hypermarktkonzepts Sam’s Club alimentieren. Der Aktie des Tech-Konzerns JD.com bekommt das Manöver freilich nicht gut.
nh Schanghai
Der US-Einzelhandelsgigant Walmart Inc. Sieht die Zeit gekommen seine Beteiligung am chinesischen Onlinehandels- und Tech-Konzern JD.com zu versilbern. Wie am Mittwoch aus US-Quellen verlautet ließ Walmart ihren gesamten Anteil an der in New York und auch Hongkong gelisteten JD.com in den Markt gegeben. Mit dem Verkauf von 144,5 Millionen Aktien zum Kurs von 24,95 Dollar werden rund 3,6 Mrd. Dollar (gut 3,2 Mrd. Euro) in die Kassen des US-Konzerns gespült.
Fokus auf Sam's Club
Walmart begründet die Entscheidung für den Ausstieg bei einem der führenden chinesischen E-Commerce-Betreiber mit einer Fokussierung auf seine eigenen Einzelhandelsaktivitäten im chinesischen Markt. Dort ist Walmart in führenden Großstädten mit warenlagerähnlichen Hypermärkten auf Mitgliedschaftsbasis der Marke Sam’s Club derzeit erfolgreich. Dies obwohl der chinesische Einzelhandel insgesamt eine bereits länger anhaltende Schwächephase durchläuft, die von gebremster Konsumdynamik und deflationären Tendenzen geprägt ist.
Margenträchtiges Konzept
Bei Walmart heißt es, man wolle das bislang in der JD-Beteiligung gebundene Kapital anderen Prioritäten zukommen zu lassen. Walmart will seinen China-Auftritt via Sam’s Club stark auszubauen. In China hat sich dieses Retail-Konzept mit einem Fokus auf eher höherwertige Lebensmittel und Konsumartikel in Großpackungen seit der Pandemie als wesentlich wachstums- und margenträchtiger denn das gewöhnliche Supermarktgeschäft erwiesen. Walmart zufolge sind die Einnahmen aus Mitgliedsgebühren in der ersten Jahreshälfte um 26% angestiegen.
Partnerschaft bleibt
Ein Sprecher von Walmart betonte, dass der Ausstieg aus direkten Beteiligung an JD.com keine Aufkündigung der „kommerziellen Partnerschaft“ mit dem E-Commerce-Betreiber bedeutet. Die Zusammenarbeit betrifft vor allem die Abwicklung von Online-Käufen bei Sam’s Club und dem unter Walmart China laufenden gewöhnlichen Supermarktbetrieb.
Wenig lukratives Engagement
Walmart hatte sich im Jahr 2016 mit 5% bei JD.com für rund 1,5 Mrd. Dollar eingekauft. Im Rahmen des Deals brachte Walmart ihre eigen aufgezogene und vor allem auf weibliche Kundenbedürfnisse ausgerichtete chinesische E-Commerce-Plattform Yihaodian bei JD.com ein. Danach stockte Walmart ihren Anteil an JD.com auf bis zu 10,8% auf. Als Finanzinvestment zeigt sich die JD-Beteiligung trotz ihres Tech-Charakters wenig lukrativ dürfte Walmart praktisch keine Wertgewinne gebracht haben. Der jetzige Ausstieg erfolgt in etwa auf Höhe des Kurniveaus von 2016.
Der nun erzielte Verkaufspreis bedeutet einen Abschlag von 11% auf den JD-Schlusskurs vom Dienstag an der New Yorker Nasdaq. An der Hongkonger Börse, wo die JD-Aktie parallel gelistet ist, stürzte der Kurs am Mittwoch der Spitze um 12% ab und zog dabei auch andere chinesische Tech-Werte in die Tiefe. Letztlich reduzierte sich der Tagesverlust der JD-Aktie auf knapp 9%. Dabei half die Ankündigung eines zusätzlichen Aktienrückkauf in Höhe von 390 Mill. Dollar. Damit komplettiert JD.com ein im März Jahr ausgelobtes Aktienrückkaufsprogramm im Umfang von 3 Mrd. Dollar.
Vergangene Woche hatte JD.com bei der Zahlenvorlage für das Juni-Quartal positiv überrascht, obwohl die Erlöse nur um 1,2% gegenüber Vorjahr geklettert waren. Allerdings gelang es die operativen Ergebnisse der Retailsparte durch Effizienzfortschritte in der Lieferkettenlogistik um ein Viertel zu steigern. Danach sprang der Aktienkurs in den Folgetagen um fast 12% an. Walmart dürfte dies als günstige Gelegenheit für einen raschen Ausstieg empfunden haben, heißt es bei Marktteilnehmern. Dies relativiert die Frage, ob der Ausstieg als Misstrauenserklärung gegenüber den Perspektiven von chinesischen Onlinehändlern zu verstehen ist.
An der Börse haben haben JD.com und Chinas Marktführer Alibaba allerdings seit längerem einen schweren Stand. Dies nicht nur wegen des ungünstigen Konsumtrends, sondern auch eines wesentlich verschärften Konkurrenzkampfes. Für den verbürgen sich die mit besonders aggressiven Preistaktiken agierende Shooting Star Pinduoduo, wie auch der mit seinem Tiktok-Dienst stark ins E-Commerce-Geschäft hineindrängende Tech-Konzern Bytedance.