Walt Disney sorgt für schlechte Unterhaltung
sp New York – Der US-Unterhaltungskonzern Walt Disney hat im dritten Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres zwei Fünftel weniger verdient als im Vorjahr und damit die Erwartungen enttäuscht. Der aufgrund der Übernahme von 21st Century Fox gestiegene Umsatz liegt ebenfalls unter den durchschnittlichen Erwartungen. Sowohl die Filmstudios von Fox, deren Übernahme im Rahmen der mehr als 70 Mrd. Dollar schweren Akquisition des Medienkonzerns im März abgeschlossen wurde, als auch die Themenparks von Disney sorgten bei Investoren für schlechte Unterhaltung. Hinzu kamen Verluste in der Sparte Direct-to-Consumer, die sich mit großem Aufwand um den Aufbau eines Konkurrenzangebotes zum Streamingdienst Netflix bemüht, das im Herbst starten soll.Konzernchef Bob Iger kündigte an, ein Bündel aus Sportübertragungen der Disney-Tochter ESPN zusammen mit dem ebenfalls von Disney kontrollierten Streamingdienst Hulu und dem im Herbst erwarteten Disney+ zu einem Abopreis von knapp 13 Dollar auf den Markt zu bringen. Das würde nach Einschätzung von Marktbeobachtern nicht nur Netflix, sondern auch Herausforderer wie den Telekomkonzern AT&T mit ihrer Tochter Warner Media unter Druck setzen. Die Hoffnung auf eine starke Marktposition im Streaming-Markt allein sorgte angesichts der Quartalszahlen aber für keine bessere Stimmung. Die Aktie von Walt Disney notierte am Mittwoch zeitweise mehr als 5 % schwächer, nachdem sie im bisherigen Jahresverlauf fast 30 % zulegen konnte und damit doppelt so hohe Zugewinne wie der S&P 500 verzeichnete.Unter dem Strich stehen für das Ende Juni abgeschlossene dritte Quartal knapp 1,8 (i. V. 2,9) Mrd. Dollar Gewinn zu Buche. Das bereinigte Ergebnis je Aktie liegt bei 1,35 Dollar, während Analysten im Schnitt mit 1,72 Dollar gerechnet hatten. Der Umsatz sprang um fast ein Drittel auf 20,2 Mrd. Dollar, wobei vor allem Filmstudios und Kabelfernsehen zulegten, die durch die Übernahme der Assets von 21st Century Fox gestärkt wurden.Einige Marktbeobachter bewerteten die Zahlen als “Schock” für Investoren, die sich sonst fast blind auf die Anziehungskraft der Vergnügungsparks und die Erfolge der Disney-Filmstudios an der Kinokasse verlassen können. Doch weil die Besucherzahlen der Themenparks im Heimatmarkt trotz neuer Attraktionen wie der im Frühjahr eröffneten Themenwelt “Star Wars: Am Rande der Galaxie” enttäuschten und die Filmstudios von Fox mit dem Flop “Dark Phoenix” aus der Reihe “X Men” von Marvel in der Studio-Sparte für Abschreibungen und einen Verlust von 170 Mill. Dollar sorgten, hatte CEO Iger im Gespräch mit Analysten Erklärungsbedarf.”Wir fühlen uns großartig mit dem Produkt”, sagte der Konzernchef in einer Telefonkonferenz zur Star-Wars-Themenwelt. Allerdings hätten einige Besucher der Themenparks ihren Visite verschoben, weil sie mit großem Andrang rechneten und von Hotelpreisen abgeschreckt wurden, die zur Eröffnung der neuen Attraktion erhöht wurden. Es werde noch etwas dauern, “bis sich die Dinge von selbst geregelt haben”, sagte Iger. Folgen der langen WartezeitDie Schwächen von 21st Century Fox wollte Iger nicht beschönigen. Die neu erworbenen Filmstudios hätten “viel schlechter abgeschnitten, als wir es uns zum Zeitpunkt der Akquisition erhoffte haben”, räumte der CEO ein. Als einen möglichen Grund nannte Iger die 14 Monate lange Wartezeit zwischen der Ankündigung und dem Abschluss der Übernahme durch Walt Disney, die zu einer Verschleppung nötiger Entscheidungen geführt haben könnte.Ab November werden Filme und Fernsehinhalte von Fox das Streamingangebot von Disney verstärken. Allein im dritten Quartal haben die Investitionen in das neue Online-Angebot in der Sparte Direct-to-Consumer für einen Verlust von 553 Mill. Dollar gesorgt. Im Schlussquartal rechnen Analysten hier noch einmal mit 900 Mill. Dollar Verlust. Im nächsten Jahr könnte die Sparte knapp 5 Mrd. Dollar Miese machen.