Warnung vor fehlendem Material
mic München
Siemens Energy fürchtet im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) eine nicht termingerechte Fertigstellung mancher Projekte. Längere Vorlaufzeiten für einige Vormaterialien wie e-Stahl und Epoxid würden voraussichtlich eine größere Herausforderung für die Geschäftsentwicklung darstellen als die steigenden Materialkosten, heißt es im Geschäftsbericht 2020/21: „Das Risiko von verspäteten Projektfertigstellungen dürfte durch die nicht ausreichend zur Verfügung stehenden Logistikkapazitäten noch verstärkt werden.“ Luftfrachtkapazitäten würden weiter auf niedrigem Niveau erwartet. Siemens Energy weist zudem auf den Containermangel in der Seefracht hin.
Prognosen bestätigt
Das Management bestätigt im Geschäftsbericht die bereits im November präsentierten Prognosen. Demnach wird der vergleichbare Umsatz (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) maximal um 3% wachsen, kann jedoch auch um bis zu 1% schrumpfen (vgl. BZ vom 11. November). Die angepasste Ebita-Marge vor Sondereffekten soll 1% bis 4% betragen.
Dass der Free Cash-flow vor Steuern von 1,4 Mrd. Euro auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag sinken wird, begründet der Geschäftsbericht mit vorgezogenen Kundenzahlungen im vergangenen Geschäftsjahr und Mittelabflüssen 2022 infolge des Personalabbaus in Deutschland. Außerdem seien im angelaufenen Geschäftsjahr beträchtlich steigende Investitionen geplant.
Die Trennung von Siemens hat für den Energieexperten teils deutlich höhere Kosten zur Folge. Man gehe von einer nicht unerheblichen Belastung der Marge durch ungünstigere Einkaufskonditionen aufgrund der Eigenständigkeit für das Segment Gas and Power aus, heißt es im Geschäftsbericht. Diese werde aber voraussichtlich mehr als ausgeglichen durch die angestrebten nachhaltigen Kosteneinsparungen, operativen Verbesserungen und die erwartete Senkung der Fehlerkosten. Im laufenden Geschäftsjahr will Siemens Energy rund 23 Mrd. Euro des Auftragsbestands von 84 Mrd. Euro in Umsatz ummünzen. Es fällt auf, dass das Management dabei zurückhaltend ist für den Beitrag des Servicegeschäfts der Teilsparte Generation. Insgesamt soll der Service-Umsatz der Sparte Gas and Power jedoch stabil bleiben. Im vergangenen Geschäftsjahr sei das Servicegeschäft nominal gesehen geringfügig gesunken, heißt es.
Weniger Compliance-Fälle
Der Bericht nennt 103 Compliance-Fälle nach 143 derartigen potenziellen Verstößen im Vorjahr. Es habe 49 Disziplinarmaßnahmen gegeben, davon 18 Entlassungen.
Die gewährte Vergütung sowie gewährten Leistungen für die Vorstandsmitglieder addierten sich im nunmehr vollen Geschäftsjahr 2020/21 auf rund 15 Mill. Euro nach 12 Mill. Euro im Vorjahr. Die gewährte und geschuldete Vergütung von Vorstandschef Christian Bruch betrug 3,4 Mill. Euro. Der Zielerreichungsgrad der Vorstände für die finanziellen Vorgaben war gut 80%.