PUSH-OUT SCORE

Warum der IAG-Chef zum Abfluggate geht

Push-out Score von 4 zeigt einen nicht ganz makellosen Schritt an - Willie Walshs Zeit ist um

Warum der IAG-Chef zum Abfluggate geht

ds Frankfurt – Die Luftfahrtindustrie hat mit zwei markanten Führungswechseln innerhalb weniger Wochen Schlagzeilen gemacht. Am 5. Dezember 2019 hat United Airlines den Rücktritt von CEO Oscar Munoz bekannt gegeben. Und am 9. Januar 2020 kündigte IAG an, dass sich Willie Walsh entschieden hat, zum 26. März abzutreten.Geht der IAG-CEO ganz aus eigenem Antrieb zum Abfluggate? Der Push-out Score des Forschungsdienstleisters Exechange (siehe Fußnote oben), der den Druck auf scheidende CEOs auf einer Skala von 0 bis 10 misst, zeigt einen Wert von 4 für Walshs Schritt.Auf den ersten Blick deuten die meisten Datenpunkte auf einen reibungslosen Wechsel hin. Erstens ist die Vorlaufzeit von 77 Tagen ausreichend. Zweitens ist Walshs Amtszeit als CEO von neun Jahren und zwei Monaten (per 26. März 2020) tadellos. Drittens folgt die Ankündigung auf einen Aktienkursanstieg von 141 % seit Januar 2011. Viertens und fünftens sind Form und Sprache der Mitteilung, die mit Lob für Walsh gespickt ist, kaum zu kritisieren.Bei genauerer Analyse wirkt der Führungswechsel nicht in jeder Hinsicht ideal. Walsh ist mit 58 Jahren noch recht jung, und das ist den Regeln des Modells zufolge Punkt 1 für den Push-out Score. Walsh hatte im November letzten Jahres zwar gesagt, dass er innerhalb von zwei Jahren – also vor seinem 60. Geburtstag – zurücktreten werde. Aber der Grund, wieso seine Zeit schon jetzt um ist, ist nicht ganz klar. Punkt Nummer 2. Die Umstände des Führungswechsels sind derweil herausfordernd. Punkt 3. Walsh wurde 2005 CEO von British Airways (BA). Ihm ist zugutezuhalten, dass unter seiner Führung durch die Fusion der spanischen Iberia und BA im Jahr 2011 zur IAG eine der profitabelsten Flugliniengruppen Europas entstanden ist. Richtig ist zugleich, dass sich die IAG zunehmender Kritik verärgerter Kunden an der Qualität ihres Service und an den Kostensenkungen ihres Personals ausgesetzt sieht. Der Brexit macht die Lage nicht einfacher. Der Ire Walsh, ein ehemaliger Pilot, hat sich den Ruf erworben, hart zu verhandeln, was ihm den Spitznamen “Slasher Walsh” eintrug. Auch der Nachfolgeplan wirft Fragen auf. Punkt 4. Walshs Aufgaben als CEO werden von Luis Gallego, derzeit CEO von Iberia, übernommen – womit BA-Chef Alex Cruz übergangen wurde. Ersatz für Gallego als Iberia-Chef ist nicht sofort verfügbar, was den Wechsel übereilt erscheinen lässt. Erst gestern wurde bekannt, dass Javier Sánchez-Prieto vom Chefsessel bei Vueling auf den von Iberia wechseln soll. Fazit: Alter, offizieller Grund, Umstände und Nachfolgeplanung lassen vier rote Lämpchen leuchten. Der IAG-Board hat möglicherweise nach einem CEO mit anderen Fähigkeiten gesucht, und so könnte der Chefwechsel beschleunigt worden sein. Für Walsh wiederum könnte es ein guter Zeitpunkt sein, das Cockpit zu verlassen.Dagegen folgt der Abtritt von Oscar Munoz als CEO von United Airlines dem typischen Muster perfekter Führungswechsel. Der Push-out Score von 0 legt nämlich nahe, dass bei Munoz` Abgang nicht der geringste Druck im Spiel war.