BRANCHEN IM KLIMAWANDEL

Wasserstoff soll zum grünen Energieträger werden

Staatliche Förderung rollt an

Wasserstoff soll zum grünen Energieträger werden

Von Christoph Ruhkamp, FrankfurtEs ist noch nicht der ganz große Wurf. Aber das Bundesverkehrsministerium fördert 16 Regionen in Deutschland, die künftig verstärkt auf Wasserstoff aus erneuerbaren Energien setzen wollen. Laut Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geht es darum, eine lokale Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Ziel sei es, dass der Wasserstoff möglichst aus erneuerbaren Energien an Ort und Stelle hergestellt und dann auch in der Region verbraucht werde. “Wir denken Mobilität neu und ganzheitlich – von der Produktion der Energie über die Antriebstechnologie bis hin zur Tankinfrastruktur. Nur wenn der Wasserstoff wirklich grün wird, können wir die Menschen überzeugen und die Mobilität klimafreundlich gestalten.” Die Initiative nennt sich “HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland”. Es wird unterschieden zwischen “HyExperts” und “HyPerformer”. Regionen hatten sich in einem Wettbewerb um Förderung beworben. Die Bundesregierung will bald auch eine nationale Wasserstoffstrategie vorlegen. Lokale Projekte13 sogenannte HyExperts-Regionen bekommen nach Angaben des Ministeriums jeweils 300 000 Euro zur Verfügung gestellt, um Wasserstoffkonzepte mit vielfältigen konkreten Projektideen auszuarbeiten. Für die drei Gewinner der Kategorie HyPerformer stehen demnach jeweils 20 Mill. Euro in Form von Investitionszuschüssen zur Umsetzung bereits bestehender regionaler Konzepte mit Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie bereit. Das Projektvolumen der drei “HyPerformer” betrage 195 Mill. Euro. Zu den “HyExperts”-Regionen zählen Brake, der Landkreis Emsland, Essen, Frankfurt am Main, Fulda, Ingolstadt, der Kreis Lippe, der Landkreis Oberallgäu, der Landkreis Osterholz und der Kreis Recklinghausen. An Tagen, an denen die Sonne hell scheint und der Wind kräftig weht, produzieren Windräder und Solaranlagen mehr grünen Strom, als ins Netz eingespeist werden kann. Dieser Überschuss könnte künftig eingesetzt werden, um mit dem Strom Wasserstoff zu erzeugen, der wiederum fossile Energieträger in vielen Verwendungen ersetzen könnte. CNH, Cummins, AlstomFalls diese Vision der Regierungen weltweit tatsächlich wahr wird, sind ein Dutzend Konzerne schon heute besonders gut positioniert, um davon zu profitieren. Zu diesen Unternehmen zählen die Investmentbanker von Morgan Stanley unter anderem den Amsterdamer Nutzfahrzeughersteller CNH International mit seinem Investment beim Wasserstoff-Lastwagenhersteller Nikola sowie den US-Dieselmotorenhersteller Cummins mit dem Brennstoffzellenentwickler Hydrogenics oder den Eisenbahnkonzern Alstom mit seinen Wasserstoffzügen.Nach Berechnung von Morgan Stanley müssten zur Einhaltung des Pariser Vertrags bis 2050 rund 20 Bill. Dollar in Wasserstoff investiert werden. Damit könnten 6 Gigatonnen an Emissionen vermieden werden. Das Problem: Derzeit ist sauberer Wasserstoff so teuer in der Erzeugung, dass er keine bezahlbare Option zur Vermeidung von CO2 darstellt. Wenn sich das eines Tages ändert, kann Wasserstoff vor allem auf drei Feldern zum Einsatz kommen: In der Chemie-, Energie- und Bergbauindustrie könnte er fossile Energieträger als Brennstoff ersetzen. Dasselbe gilt im Transportsektor für Autos, Busse, Lastwagen und Schiffe. Darüber hinaus kann Wasserstoff im Energiesektor zur Stabilisierung der Netze sowie für das Heizen und Kühlen zum Einsatz kommen. Aktuell wird der größte Teil des Wasserstoffs allerdings noch aus fossilen Energieträgern hergestellt.