SIEMENS

Weichen stellen!

Die globale Bahnindustrie hat schon viele misslungene Koppelungsmanöver erlebt. Im Jahr 2017 wollte Siemens ihr Zuggeschäft mit Bombardier zusammenspannen, und zwei Jahre später stoppte erst die EU-Kommission eine Kombination mit Alstom. Nun haben...

Weichen stellen!

Die globale Bahnindustrie hat schon viele misslungene Koppelungsmanöver erlebt. Im Jahr 2017 wollte Siemens ihr Zuggeschäft mit Bombardier zusammenspannen, und zwei Jahre später stoppte erst die EU-Kommission eine Kombination mit Alstom. Nun haben Alstom und Bombardier eine Verbindung ihrer Aktivitäten besiegelt. Wird es diesmal ein Erfolg?Es ist noch lange nicht ausgemacht, dass hinter Primus CRRC eine dominierende Nummer 2 der Branche entsteht. Das Votum der Wettbewerbshüter kann auch dieses Projekt noch zum Stillstand bringen. Schließlich kommt das Duo in spe auf hohe Marktanteile in einigen Regionen (wie in Frankreich) und in wichtigen Sparten (wie dem Regionalverkehr). Das letzte Wort hat mit Margrethe Vestager jene EU-Wettbewerbskommissarin, die Siemens/Alstom ausgebremst hatte. Ihre Prüfung wird hart werden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Ziel für Alstom unerreichbar ist. Die Franzosen haben vor einem Jahr gelernt, mit welchen Zugeständnissen in Brüssel gepunktet werden kann.Was bedeutet die Bombardier-Übernahme für Siemens? Der Deal ist kein Schock, selbst wenn das Duo in Brüssel Erfolg hat. Denn die neuen Partner hätten nicht nur eine Fusion zu bewältigen, sondern vor allen Dingen die Qualitätsprobleme von Bombardier in den Griff zu kriegen. Dieser Weg kann lang werden. Effizienzgewinne müssten gehoben werden, doch diese Aufgabe wird erschwert durch den Fabrikationsschwerpunkt in Deutschland – die IG Metall macht bereits mobil.Siemens als dritter großer westlicher Bahntechnik-Hersteller kann trotzdem nicht die Hände in den Schoß legen. Unverändert verlangt die Digitalisierung nach hohen Investitionen, die nur ein Multi gut stemmen kann. Außerdem gilt es dem Champion aus China Paroli zu bieten.Die institutionellen Investoren hatten auf der Hauptversammlung deutlich gemacht, dass sie Handlungsbedarf für die Mobility-Sparte sehen. Eine gemeinsame Klammer mit dem übrigen Geschäft gibt es aus ihrer Sicht kaum. Dies könnte die neu zu formierende Siemens-Spitze anders sehen. Wenn man glaubt, das Projektgeschäft im Griff zu haben, ließe sich Bahntechnik sehr wohl als Infrastrukturaufgabe und damit als Kerngeschäft definieren. Es locken, bei guter Positionierung im Konsolidierungsspiel, ansehnliche Margen.Siemens hatte schon im November ein Update über die Bahn-Strategie für das Frühjahr angekündigt. Die Ungewissheit für die Sparte dauert schon lange an. Nachdem Alstom die Weichen gestellt hat, muss dies auch Siemens schnell tun – so oder so.