DIRK-KONFERENZ

Weißer Hut und schwarze Sneaker

Von Stefan Paravicini, Frankfurt Börsen-Zeitung, 25.5.2016 Mit seinen schwarzen Klamotten und dem zum Zopf gebundenen schwarzen Haar passte Arron Finnon nicht so recht zu den anderen Teilnehmern an der 19. DIRK-Konferenz. "Wenn Dein Banker aussieht...

Weißer Hut und schwarze Sneaker

Von Stefan Paravicini, FrankfurtMit seinen schwarzen Klamotten und dem zum Zopf gebundenen schwarzen Haar passte Arron Finnon nicht so recht zu den anderen Teilnehmern an der 19. DIRK-Konferenz. “Wenn Dein Banker aussieht wie ein Hacker, ist das Grund zur Sorge. Wenn Dein Hacker aber so aussieht wie Dein Banker, sollte man sich ebenfalls Gedanken machen”, sagte der IT-Sicherheitsspezialist zur Begründung. An der Konferenz des Deutsche Investor Relations Verbands (DIRK) passte Finnons Kluft jedenfalls zur Positionierung als Nerd, der seit bald zehn Jahren als “guter” Hacker im Auftrag von Unternehmen nach Sicherheitslücken sucht und mit “Finux Tech Weekly” einen Podcast zum Thema unterhält.In der Szene spricht man von Hackern mit “weißen” und “schwarzen” Hüten, weil in alten Western-Filmen oder auch in Comics der Marke Lucky Luke der gute Cowboy stets an seinem weißen Hut zu erkennen ist. Arron Finnon trägt schwarz, gehört aber trotzdem zu den Hackern mit weißem Hut. Auf Einladung des DIRK sprach Finnon gestern zum Thema “Albträume für die Investor Relations: Cyber-Sicherheit und Risikowahrnehmung an den Finanzmärkten”.Die Botschaft des Corporate Hacker an die versammelten IR-Experten, die mit sensiblen Daten hantieren und nicht nur einen Gutteil des Reputationskapitals ihres Unternehmens an den Finanzmärkten verantworten: “Es gibt keine tolle Hacker-Geschichte, in der nicht erst einmal irgendjemand irgendwo auf irgendwas draufgeklickt hat.”Der sorglose Umgang mit Cyberrisiken sei die größte Gefahr für die Unternehmens-IT und indirekt auch für die IR-Abteilung. Ausbildung und Training böten die einzige Möglichkeit, diesem Risiko zu begegnen. “Denn nichts skaliert im Internet so gut wie Inkompetenz”, nahm Finnon eines der beliebtesten Mantras der Internetwirtschaft – eben das rasante Skalieren – auf die Schippe. Die Etablierung von IT-Sicherheit als Hygienefaktor im Unternehmen müsse sich über das Büro hinaus erstrecken. “Sie halten die Mitarbeiter ja auch nicht dazu an, sich die Hände nur im Büro zu waschen.”Die Hoffnung, mangelnde Sorgfalt im Umgang mit Cybergefahren zum Beispiel durch den Einkauf von Sicherheitssoftware kompensieren zu können, ließ Finnon nicht lange gelten. “Es geht nicht um die glänzende Schachtel, die ich Ihnen verkaufe.” Ein handelsübliches Angrifferkennungssystem (Intrusion Detection System) erkenne nach seiner Erfahrung kaum mehr als 3 % der Angriffe auf die Unternehmens-IT.Von Hygienefaktoren und den Skalierungsmöglichkeiten digitaler Geschäftsmodelle war an der DIRK-Konferenz auch im Vortrag von Andreas Winiarski zu hören. Der ehemalige PR-Chef von Rocket Internet, der seit diesem Frühjahr für die Kommunikationsspezialisten von Hering Schuppener als Managing Partner eine Tochter für digitale Transformation und Unternehmenskommunikation aufbaut, trug weder einen schwarzen noch einen weißen Hut, stach unter den dezenten Anzügen und Kostümen im Westin Grand Hotel aber ebenso deutlich hervor wie Arron Finnon. “Digitalisierung ist Werttreiber für eine disruptive Equity-Story”, lautete die Botschaft, zu der der angedeutete Irokesen-Schnitt genauso passte wie schwarze Sneaker, Jeans und Halsband mit Anhänger. Eintrag ins Telefonbuch”Digitalisierung wird zum Hygienefaktor in jeder Equity-Story”, sagte Winiarski voraus. Der IR komme dabei eine besonders wichtige Bedeutung zu, weil der Druck zur Veränderung in deutschen Unternehmen noch häufig von den Investoren ausgehe. Unabhängig von der Digitalisierung des Geschäfts stellte der Kommunikationsprofi den versammelten IR-Experten in Aussicht, dass sich die Interaktion mit Investoren durch soziale Medien unwiderruflich verändert habe. “Online ist ein Muss”, ließ Winiarski seine Zuhörer wissen. Auf soziale Medien zu verzichten wäre etwa so, als hätte man sich vor 20 Jahren nicht ins Telefonbuch eintragen lassen. ——–Das Thema Digitalisierung kommt an der DIRK-Konferenz in besonderem Outfit daher.——-