Weiter heimisch auf Planet Daimler
Von Sebastian Schmid, Frankfurt”Die Nachfrage nach individueller Mobilität ist nicht nur ungebrochen. Sie wächst weltweit sogar weiter”, ist sich der ehemalige Daimler-CEO Dieter Zetsche sicher. Insofern fällt er am Donnerstag auf einer Veranstaltung der Frankfurter Volksbank nicht in den Kanon besorgter Stimmen ein, die ein düsteres Zukunftsbild der Automobilindustrie malen. “Bin ich auch im Erfolg in der Lage, alles in Frage zu stellen, was ich bisher gemacht habe, um morgen erfolgreich sein zu können” sei die Kernherausforderung. Zetsche zeigte sich “absolut zuversichtlich – ganz sicher für Daimler, aber auch für die deutsche Automobilindustrie insgesamt -, dass sie auch in zehn und zwanzig Jahren eine wichtige Rolle im Mobilitätsmarkt spielen wird.”Wohin die Reise geht, ist derzeit ja umstritten. Für Tesla-Chef Elon Musk, mit dem Zetsche unlängst gespeist hat, sei eine wesentliche Frage zugleich Antrieb für seine Mars-Raumfahrtambitionen. Bleibe die Menschheit eine monoplanetare oder werde sie eine multiplanetare Spezies, habe “Elon” ihn gefragt.Zetsche beschäftigen naheliegendere Themen. Etwa, ob der Diesel eine Zukunft hat. Er kenne “kein sachliches Argument abgesehen von den Kosten bei kleineren Fahrzeugen”, das gegen den Diesel spreche. Als Teil einer monoplanetaren Spezies fühlt sich Zetsche sichtlich wohler als mit der Idee monotechnologisch angetriebener Pkw – im Gegensatz zu Musk, bei dem es sich scheinbar genau umgekehrt verhält.Die Autoindustrie droht derweil vom Gesetzgeber zwar nicht auf den Mars geschossen zu werden, dafür aber in eine technologische Einbahnstraße. Nachdem einige Länder festgelegt haben, wann dort keine Verbrenner mehr verkauft werden sollen, wird in der EU offenbar eine Verschärfung der Emissionsgrenzen erwogen. Der scheidende EU-Kommissar Günther Oettinger sagte der “Automobilwoche”, die Branche müsse sich auf härtere Vorgaben einstellen. “Die CO2-Ziele der EU sind erst ein Jahr alt, aber ich habe die Sorge, dass sie nochmals korrigiert werden. Die Zeichen im Europäischen Parlament stehen ganz klar auf einer weiteren Verschärfung in Richtung 50 % Reduzierung bis 2030 im Vergleich zu 2021 statt der bislang vereinbarten 37,5 %”, wird er zitiert.Auch Zetsche räumt ein, selbst die bekannten Grenzwerte seien derzeit realistisch nur mit batterieelektrischen Antrieben zu erreichen. “Wir haben aber ein Elektrofahrzeugportfolio im Entstehen, mit dem wir in allen Segmenten wettbewerbsfähig sein werden.” versprach der 66-Jährige und schwärmte von der elektrischen S-Klasse. Mit “wir” war Daimler gemeint. Der Stuttgarter Autobauer bleibt sein Heimatplanet. Er braucht keinen zweiten.——Ex-Daimler-CEODieter Zetsche bleibt optimistisch für die deutsche Autoindustrie. ——