IM INTERVIEW: ELISABETTA CASTIGLIONI

Wenn die Maschine meldet: Ich wurde gestohlen

Die Chefin der Telekom-Austria-Tochter A1 Digital über Vorteile der Vernetzung von Produktionsanlagen

Wenn die Maschine meldet: Ich wurde gestohlen

Der Maschinenbau gilt nicht unbedingt als Speerspitze der Digitalisierung, aber das Thema treibt die Branche stark um. Elisabetta Castiglioni, seit 2017 CEO von A1 Digital, einer Tochter von Telekom Austria, die mittelständische Unternehmen bei den Themen Cloud und Internet der Dinge begleitet, erklärt im Interview der Börsen-Zeitung ihre Sicht der Dinge.- Frau Castiglioni, müssen wirklich alle Maschinenbauer ihr Geschäft digitalisieren?Jeder Maschinenbauer hat die Möglichkeit, mit Digitalisierung von Produktgeschäft zu Produkt- und Servicegeschäft überzugehen und damit eine Brücke zum Endkunden zu bauen. Deshalb ist es für jeden Maschinenbauer interessant, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.- Wie können Maschinenbauer mit Digitalisierung Geld verdienen?Wir haben dazu schon rund 400 Projekte umgesetzt, darunter eines für den österreichischen Anlagenhersteller Komptech, der Kompostieranlagen herstellt und 4 000 Kunden in 60 Ländern hat. Die Wartung dieser Anlagen ist sehr aufwendig, und man weiß nicht immer, was mit der Maschine los ist. Deshalb haben wir die Maschinen mit einem Modul ausgerüstet, das den Zustand der Anlage an die Unternehmenszentrale meldet, so dass dort erkannt werden kann, ob die Maschine gewartet werden muss. Ein anderes Beispiel ist der Baukonzern Porr, für den wir 4 000 Baumaschinen vernetzt haben, und zwar herstellerübergreifend. Die Maschinen melden nun an die Zentrale zum Beispiel ihren Standort, den Ölstand oder die Zeit der Arbeitsstunden. Und sie melden es auch, wenn sie gestohlen werden.- Hinkt der deutsche Maschinenbau bei der Digitalisierung im globalen Vergleich hinterher?Die erste Industrie, die digitalisiert hat, war die Medienindustrie. Das war vor zehn bis zwölf Jahren, und damals ging die Medienindustrie durch ein Tal der Tränen. Deshalb empfehlen wir unseren Kunden im Maschinenbau, sich gerade jetzt damit auseinanderzusetzen, da die Geschäfte gut laufen und die Mittel für Investitionen vorhanden sind.- Welche Branchen sind in der Digitalisierung schon besser aufgestellt als der Maschinenbau?Die Logistikbranche ist sicher bei der Digitalisierung schon gut unterwegs, ebenso der Handel. Unterdigitalisierte Industrien sind derzeit noch der Bau, und die Energiewirtschaft hat mit dem Thema Smart Meter noch sehr viel Potenzial.- Was ist am wichtigsten für die Digitalisierung im Maschinenbau: Flächendeckendes schnelles Internet? Datenschutz? Oder die Schaffung einheitlicher Kommunikationsstandards?Es kommt immer auf die Sicht des Kunden an, was im Einzelfall wichtig ist. Wenn ein Unternehmen einen Exportanteil von über 90 % hat und selbst eine gute Internetinfrastruktur, dann braucht es nicht unbedingt flächendeckend schnelles Internet in Deutschland.- Sind die USA offener für die Digitalisierung der Wirtschaft als die Deutschen?Im Konsumentengeschäft haben die USA das Thema Internet stark besetzt. Beim Thema Internet der Dinge hat Europa die Möglichkeit, wieder führend zu werden, denn wir haben insbesondere in Deutschland im Gegensatz zu den USA noch eine sehr starke Basis im produzierenden Gewerbe.—-Das Interview führte Daniel Schauber.