Produktionstechnik

Werkzeugmaschinen kaum gefragt

Die Schwäche der Autoindustrie während der Corona-Pandemie hat die Werkzeugmaschinenhersteller ins Mark getroffen. Die Produktion schrumpfte 2020 um rund ein Drittel. Doch die Branche, die das Herz des Maschinenbaus ist, sieht Licht am Ende des Tunnels. Im laufenden Turnus soll es leicht aufwärts gehen.

Werkzeugmaschinen kaum gefragt

ds Frankfurt

Nach einem desas­trösen Jahr blicken die deutschen Werkzeugmaschinenbauer mit verhaltenem Optimismus nach vorn. Für 2021 erwartet der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) einen Produktionszuwachs von 6% auf rund 12,6 Mrd. Euro. „Nach zwei Jahren mit großer Zurückhaltung besteht Nachholbedarf“, erklärte Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des Verbands und im Hauptberuf Geschäftsführungsmitglied des größten deutschen Werkzeugmaschinenbauers Trumpf, auf der pandemiebedingt online abgehaltenen Jahrespressekonferenz.

Die Lage in der Werkzeugmaschinenindustrie gilt als guter Indikator für die Investitionsneigung der gesamten Industrie. Die Werkzeugmaschinenbauer gelten als das Herz des Maschinenbaus und sind auf Produktionstechnik zur Metallbear­beitung (Bohren, Drehen, Fräsen, Schleifen) spezialisiert. An der Börse ist die mittelständische Branche mit DMG Mori und Hermle vertreten.

„Voraussetzung dafür, dass Unternehmen wieder Vertrauen schöpfen und investieren, sind jedoch der Sieg über die Corona-Pandemie und verlässliche Perspektiven, wie der Lock-down sukzessive zurückgefahren werden kann“, sagte Prokop. Den leichten Optimismus für den neuen Turnus begründet der VDW damit, dass insbesondere die Automobilindustrie, der größte Abnehmer von Werkzeugmaschinen, vom Aufschwung in China profitiere. Elektronik, Nahrungsmittelverarbeitung, Lo­gistik und Teile der Medizintechnik hätten in der Krise ohnehin gute Geschäfte gemacht.

Im vergangenen Jahr waren die Aufträge um 30% gefallen, nach einem Rückgang gleicher Größenordnung schon ein Jahr zuvor. Auch alle anderen Kennzahlen sind 2020 tief ins Minus gerutscht. Die Produktion schrumpfte um 31% auf 11,8 Mrd. Euro – das ist der niedrigste Wert seit der Finanzkrise. Die erhoffte Aufwärtsbewegung für das aktuelle Jahr startet also von niedrigem Niveau aus.

Hatte im Jahr 2019 die Kapazitätsauslastung noch bei mehr als 88% gelegen, sackte sie 2020 auf knapp 72% durch. Das ist vergleichbar mit dem Niveau der Finanzkrise 2009. Als normal gelten im gesamten Maschinenbau rund 86%. Die Zahl der Beschäftigten sank im Jahresdurchschnitt 2020 um 4,5% auf 70000. „Betrachtet man jedoch den enormen Rückgang in der Produktion, wird deutlich, dass die Firmen ihre gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so lange wie möglich halten wollen. Dafür ist das Instrument der Kurzarbeit nach wie vor hilfreich und notwendig“, sagt Prokop. Gemäß der jüngsten Umfrage des Verbands haben noch 70% der Betriebe Kurzarbeit. Trotz der Verluste haben sich die deutschen Hersteller im internationalen Vergleich gut geschlagen. In der Produktion belegt die Branche mit einem Anteil von 16% nach China und vor Japan Platz 2. Im Export ist sie mit 20% Anteil Exportweltmeister geblieben, vor Japan und China. Die Volksrepublik ist mit einem Verbrauch von 18 Mrd. Euro weltgrößter Markt für Werkzeugmaschinen.

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