Industrie

Werkzeugmaschinen stark gefragt

Die globalen Materialengpässe haben Deutschlands Werkzeugmaschinenbauer im vergangenen Jahr erheblich ausgebremst. Dank voller Auftragsbücher hoffen die Unternehmen nun aber auf ein Produktionsplus, das es in diesem Ausmaß lange nicht mehr gegeben hat.

Werkzeugmaschinen stark gefragt

kro Frankfurt

Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer gehen angesichts des großen weltweiten Nachholbedarfs bei den Investitionen in der Industrie mit viel Optimismus in das neue Jahr. Für 2022 werde ein Produktionsplus von 14 % prognostiziert, teilte der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) am Dienstag mit. Die Nachfrage habe sich seit Mitte vergangenen Jahres hervorragend entwickelt, sagte der neue Verbandsvorsitzende Franz-Xaver Bernhard, der gleichzeitig im Vorstand des börsennotierten Fräsmaschinenherstellers Hermle für den Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung zuständig ist. Insgesamt sei der Auftragseingang im vergangenen Jahr um 58 % gestiegen. 2020 war es hier noch zu einem Rückgang von 30 % gekommen.

Die Auftragsbücher vieler Kunden seien mittlerweile gut gefüllt, sagte Bernhard. Davon könne auch die Werkzeugmaschinenindustrie profitieren. Laut einer Prognose von Oxford Economics sei mit einem Anstieg bei den Investitionen um 4,3 % zu rechnen, wobei der größte Schwung aus Europa kommen dürfte. Hier hatten die Bestellungen schon im vergangenen Jahr mit 90 % besonders stark zugelegt, wobei Unternehmen in Italien und Österreich von staatlicher Förderung Gebrauch machen konnten. Aus Amerika kamen 66 % mehr Aufträge rein, während sich der Zuwachs bei den Bestellungen aus Asien auf 61 % belief.

Insgesamt ist die Produktion in der Branche im Jahr 2021 laut Schätzung des VDW um 4 % gestiegen. Damit hätte sie die Ende November aufgrund von Materialengpässen ge­senkten Erwartungen sogar noch leicht verfehlt − der Verband hatte zuvor 8 % erwartet, dieses Ziel dann aber auf 5 % zurechtgestutzt. Auch für 2022 sei die Prognose von Unsicherheit geprägt, räumte Bernhard ein. Die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus habe bereits zu einem schwachen Jahresstart geführt. Chinas No-Covid-Strategie erschwere zudem eine Normalisierung der Lieferketten. Dabei sei es – wie in so vielen Branchen – vor allem der Chipmangel, der die Firmen gleich zweifach treffe. Zum einen behindere er das Geschäft der Autoindustrie, einer wichtigen Abnehmergruppe für die Produktionstechnik zur Metallbearbeitung. Das hatte im vergangenen Jahr dazu geführt, dass der Absatz in Deutschland um 5 % geschrumpft war. Auf der anderen Seite fehlen den Maschinenbauern die Chips für ihre Anlagen selber. Kurzfristig seien die Einfluss- und Kompensationsmöglichkeiten hier sehr begrenzt, hieß es. „Einstweilen bleibt nur, bei der Materialbeschaffung hohe Kreativität an den Tag zu legen und höhere Preise in Kauf zu nehmen, die gegebenenfalls nicht weitergegeben werden können“, sagte Bernhard.

Ähnlich gravierend wie die Lieferengpässe sind für die Werkzeugmaschinenbauer auch die fehlenden Fachkräfte. Der VDW-Chef appellierte daher an die Politik, „die Attraktivität der Berufsausbildung offensiv herauszustellen“, da sie genauso viele Chancen biete wie ein akademischer Werdegang.