Werkzeugmaschinenbau hält Kurs
Entgegen dem Trend im Maschinenbau geht es für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie noch leicht aufwärts: Im zweiten Quartal stieg der Auftragseingang, getragen von heimischer Nachfrage. Die Hersteller-Lobby VDW rückt nicht von ihrer Prognose eines Produktionsplus von 3% in diesem Jahr ab.wb Frankfurt – Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sieht bisher keinen Grund, Abstriche von ihrer Produktionsprognose zu machen. Wie Gerhard Hein, Leiter Wirtschaft und Statistik des Branchenverbandes VDW in Frankfurt, der Börsen-Zeitung sagte, besteht durchaus noch Hoffnung, dass sich das Bild nach der aktuellen Stimmungseintrübung wieder aufhelle. Zwar belaste die “Übersensibilisierung” der Politik in Bezug auf Exporte infolge der Russland-Krise das Geschäft, doch entscheidend sei, wie sich die Nachfrage in Asien entwickele. Nach einem starken Jahresauftakt sei das Chinageschäft im zweiten Quartal schwächer gewesen.Das Auftragspolster der Hersteller sichere die Beschäftigung für mehr als sieben Monate, und die Kapazitätsauslastung sei mit 90 % sehr auskömmlich. Im zweiten Quartal 2014 trat der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr praktisch auf der Stelle. Während sich die Nachfrage inländischer Kunden mit einem Plus von 16 % spürbar belebte, rutschten die Orders von jenseits der Grenzen mit 7 % ins Minus. Im Halbjahr notierte der Auftragseingang 6 % über Vorjahr, wobei die heimischen Bestellungen um 18 % kletterten und die Auslandsnachfrage 1 % nachgab. Unter Dampf stehe insbesondere das Geschäft mit Kunden in Spanien, Skandinavien, Österreich und der Schweiz sowie mit den USA, Kanada und Mexiko. Aufträge liegen auf EisZwar steuerten die Lieferungen nach Russland lediglich 4 % zum Volumen der Kernsparte des Maschinenbaus bei, doch hingen eben auch die Abnehmer von Russland in einem gewissen Maße ab. Aktuell belaste die Mittelständler, die Aufträge mit Millionen vorfinanziert hätten, ob und wenn ja wie und wann sie Maschinen vom Hof bekämen. Orders, die zuvor anstandslos vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle genehmigt worden seien, lägen nun auf Eis. Dieses Embargo durch die Hintertür tangiere die Hersteller aber auch mittel- und längerfristig. Denn es sei nicht auszuschließen, dass in anderen Ländern Mittel und Wege gefunden würden, wie Ausfuhrprozeduren schneller vonstatten gehen. Damit könnten Konkurrenten den deutschen Unternehmen Aufträge abjagen.Es habe Jahre bedurft, bis die Handelsbeziehungen mit Russland so weit gekommen seien, nun drohe eine Entwicklung, die viel zunichtemache. “Die allgemeine Verunsicherung aufgrund zahlreicher Krisenherde lässt ausländische Abnehmer bei Neuinvestitionen zögern”, beobachtet Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). Das zeige sich speziell im zweiten Quartal in Abstrichen bei den Werkzeugmaschinenbestellungen aus den Nicht-Euro-Ländern. Im Euroraum hingegen ging es mit 13 % aufwärts. Der Umsatz schloss nach sechs Monaten mit einer schwarzen Null. “Für die Produktion halten wir dennoch am prognostizierten Zuwachs von 3 % im laufenden Jahr fest”, bekräftigt Schäfer. Doch setze dies eine Nachfragebelebung aus dem Ausland voraus. SchlüsselbrancheIm ersten Halbjahr verschob sich der Absatz zugunsten des deutschen Marktes, analog zur Entwicklung des Auftragseingangs. Die Exporte hingegen zeigen Bremsspuren. Als Ursache nennt Hein Lieferrückgänge nach China, Südkorea und Indien. Das Geschäft mit Asien laufe zäher als erhofft. Zugpferd für die Nachfrageerholung der deutschen Hersteller blieben die USA. Europa stehe in Summe für Stagnation. Hier schmerze der Rückgang der russischen Nachfrage die Anbieter besonders.Die Werkzeugmaschinenindustrie – führender Anbieter ist hierzulande DMG Mori Seiki (früher Gildemeister) – gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinenbau. Sie liefert Produktionstechnologie für die Metallbearbeitung in alle Industriezweige und hat insofern eine Schlüsselstellung. 2013 produzierte die Branche mit 71 600 Beschäftigten Maschinen und Dienstleistungen im Wert von 14,5 Mrd. Euro.