Werkzeugmaschinenbau räumt am Weltmarkt ab
Der deutsche Werkzeugmaschinenbau ist nach Einschätzung seines Verbandes “in sehr guter Verfassung”. Nach einem über Erwarten starken Jahr gehen die Hersteller 2014 auf Rekordjagd. Auch finanziell stehen sie gut da. Und an den Weltmärkten punkten die Unternehmen.wb Frankfurt – Eitel Sonnenschein in einer Schlüsselindustrie: Der deutsche Werkzeugmaschinenbau floriert, expandiert weltweit, nimmt Wettbewerbern Marktanteile ab, und die finanzielle und bilanzielle Situation der Unternehmen gibt im Schnitt keinen Grund zu klagen. Zudem lässt der starke Euro die Firmen weitgehend kalt, nur in Sachen Regulierungspläne der EU-Kommission zur Energieeffizienz drückt der Schuh. So lassen sich die gestrigen Ausführungen von Martin Knapp, dem Vorsitzender des Branchenverbandes VDW in Frankfurt, zusammenfassen.Er erwartet für 2014 ein Produktionsplus von 4 % auf 15,1 Mrd. Euro. “Damit wird der bisherige Produktionsrekord ein weiteres Mal eingestellt”, sagt der Vorsitzende des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken(VDW). Die Hersteller seien “gut gerüstet” für die nächsten Jahre und angesichts der finanziellen Stabilisierung auch bei Banken wieder gerne gesehen. Die Eigenkapitalquote liege im Schnitt bei 35 %, die Bruttoumsatzrendite bei 7 bis 7,5 %, und das bei einer im Vergleich überdurchschnittlichen F & W-Quote von 4,5 bis 5 %. Der starke Euro sei aufgrund der Struktur mit einem hohen Dienstleistungsanteil zu ertragen.Prognosen zufolge soll der internationale Werkzeugmaschinenverbrauch um 5 % anziehen. Die deutschen Hersteller stehen prima da: “Deutschland räumte am Weltmarkt ab”, sagte Knapp, mit einem Exportrückgang von lediglich 3 % seien die Hersteller nach vier Jahren an die Spitze der weltweiten Exporteure zurückgekehrt. Deutschland ist in der Produktionstechnik Nummer 2, wobei China zwar hohe Stückzahlen liefere, jedoch mit niedrigerem Durchschnittswert. Hauptrivale Japan muss kräftig Federn lassen. Die Fabrikation schrumpfte am Heimatstandort um 35 %, wovon die Hälfte der Yen-Abwertung geschuldet sei. Trendwende in EuropaZugpferde sollen 2014 Amerika und Asien mit einem überproportionalen Anstieg der Investitionen sein. Auch von Europa werden in geringerem Umfang Impulse erwartet. Nach zwei harten Jahren mit rückläufigem Investitionen sehe es dort nach stabiler Trendwende aus. Für den laufenden Turnus rechnet der VDW mit einem Zuwachs der Werkzeugmaschinenbestellungen um ein Zehntel. Dazu soll Inlands- und Auslandskunden gleichermaßen beitragen. “Die deutschen Kunden sind vielfach wieder optimistischer gestimmt”, stellt Kapp fest. So erwarteten Stahl- und Elektroindustrie, Maschinenbau, Schienenfahrzeugbau und Luftfahrtindustrie einen überproportionalen Anstieg ihrer Produktion: “Dafür benötigen sie moderne Produktionstechnik, vorzugsweise Made in Germany.”Im vorigen Jahr übertraf die Branche ihre bisherige Bestmarke mit einem Zuwachs von 2 % auf 14,5 Mrd. Euro, was über den Erwartungen des VDW lag. Das Ergebnis war primär auf den hohen Auftragsbestand von über acht Monaten zu Beginn des Jahres zurückzuführen. Trotz rückläufiger Orders sorgte er für eine überdurchschnittliche Auslastung von fast 93 %.Der Produktionszuwachs sei der Umformtechnik (Pressen) zu verdanken, die etwa 30 % beisteuert. Sie sei aufgrund großer Projekte mit dem Hauptabnehmer Autoindustrie weniger konjunktursensibel und zyklisch als die Zerspanungstechnik (Drehen, Fräsen, Bohren). Entsprechend legte die Produktion der Umformtechnik 2013 um 14 % zu, während die Zerspanung leicht zurückging. Glanzlose BRIC-StaatenTragende Säule für die Werkzeugmaschinenindustrie ist der Inlandsmarkt. Nach zwei Jahren großer Zurückhaltung stieg der Verbrauch hier um 5 %. Der Export gab ausgehend vom Hoch 2012 um 4 % nach, wobei er über 68 % zum Geschäft beisteuert. Stabil blieb Europa, doch negative Wirkung hatte vor allem die nachlassende Dynamik im größten Auslandsmarkt China. Die Ausfuhren in die Volksrepublik sanken um 11 %, das war nach zwölf Jahren Wachstum erstmals wieder ein Rückgang. Auch die Ausfuhren nach Indien und Brasilien gaben prozentual zweistellig nach. “Die Hoffnungsträger der vergangenen Jahre, die hoch gelobten BRIC-Staaten, haben zumindest für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie ihren Glanz verloren”, sagt Kapp. Aber auch die Exporte in die USA, mit 10 % Anteil zweitgrößter Markt, verzeichneten nach zwei starken Jahren mit hohen Investitionen der US-Autoindustrie und gestützt von Niedrigzinsen einen Rückgang von 9 %. Hierzulande gaben die Importe sogar um ein Zehntel nach, die Quote sank auf 40,7 %.Zuwächse gibt es bei den Arbeitsplätzen. Im Jahresschnitt waren 71 400 Frauen und Männer in der Branche tätig. Das entsprach einem Zuwachs von 3 %. Zuletzt lag der Beschäftigtenstand vor 20 Jahren in dieser Größenordnung. Deutsche Hersteller produzierten heute vielfach auch in ihren wichtigsten Märkten, um nahe beim Kunden zu sein, und expandierten dort auch personell. In der zurückliegenden Dekade sei die ausländische Produktion mehr als verdoppelt worden. “Die Branche baut ihre Strukturen aus, um auch unter den Bedingungen der Globalisierung sattelfest zu bleiben”, sagt Kapp. Übernahmen seien durchaus ein Thema für die Unternehmen, doch zögen sie sich vielfach gerade in China arg in die Länge, wie sich bei Trumpf gezeigt habe.