Werkzeugmaschinenbauer drehen auf
Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer wollen den gerade aufgestellten Produktionsrekord gleich wieder brechen. Nach einem Plus von 1 % im Vorjahr soll laut der Prognose des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) 2017 ein Anstieg von 3 % herauskommen. Sorgen bereiten allerdings die protektionistischen Tendenzen des neuen US-Präsidenten Donald Trump.md Frankfurt – Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie hat sich 2016 den Titel Exportweltmeister zurückgeholt. Die Hersteller erzielten – ohne Teile und Zubehör – ein Exportergebnis von 7,6 Mrd. Euro, teilte der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) mit. Vorjahresmeister Japan habe herbe Verluste von mehr als einem Fünftel auf 6,3 Mrd. Euro verkraften müssen. 2015 hatte Japan mit einem um 200 Mill. Euro höheren Exporterlös noch knapp vor Deutschland gelegen. Grund für den japanischen Einbruch sei die Schwäche des asiatischen Absatzmarktes, insbesondere die gedrosselte, früher auf Standardmaschinen gerichtete chinesische Nachfrage, sagte der Vorsitzende des VDW, Heinz-Jürgen Prokop. Starke Zyklizität nimmt abÜber viele Jahre war die Entwicklung der Werkzeugmaschinenindustrie erratisch. Starken Aufschwüngen folgten im Zweijahresturnus immer wieder extreme Abschwünge. “Seit vier Jahren und mit Blick auf das laufende Jahr ist diese charakteristische Zyklik außer Kraft gesetzt”, sagte Prokop vor Medienvertretern. Die Branche klettere in kleinen Schritten “von einem Produktionsrekord zum nächsten”. Grund sei, dass immer mehr Schwellenländer – allen voran China – zur Entwicklung ihrer industriellen Basis verstärkt in Fertigungstechnik investierten. Zudem unterbrechen exogene Faktoren das alte Muster. Wirtschaftspolitische Entwicklungen überlagerten Konjunkturzyklen. “Das erleben wir derzeit mit den zahlreichen Turbulenzen weltweit. Investoren sind verunsichert und stellen ihre Vorhaben zurück.” Als Ergebnis wachse der Weltmarkt für Werkzeugmaschinen langsamer als noch vor Jahren.Der VDW ist für das laufende Jahr dennoch optimistisch: Nach dem Rekordjahr 2016 soll die Produktion nun um 3 % steigen. Dabei verlässt sich die Branche auch auf die zuletzt gut gefüllten Auftragsbücher. Bis November 2016 sammelten die deutschen Hersteller im Jahresvergleich 7 % mehr Bestellungen ein. Dabei legte die Nachfrage aus dem Ausland zu, während die Inlandsaufträge stagnierten. 2016 steigerte die Branche ihre Produktion um rund 1 % und stellte Maschinen im Gesamtwert von 15,2 Mrd. Euro her. China blieb trotz rückläufiger Nachfrage der wichtigste Absatzmarkt für die Werkzeugmaschinenbauer. Zweitwichtigster MarktZentrales Thema in der Jahrespressekonferenz war, wie sich der US-Markt unter Donald Trump entwickeln wird. Seit Amtsantritt des Präsidenten vor gut zwei Wochen machen düstere Szenarien und Befürchtungen die Runde. Prokop versuchte zu beruhigen: “Die USA sind mit 7,5 Mrd. Euro Werkzeugmaschinenverbrauch der zweitwichtigste Markt weltweit, jedoch nur etwas über ein Drittel so groß wie China.” Der VDW-Vorsitzende stellte klar: “Über 60 % des amerikanischen Bedarfs werden durch den Import von Maschinen gedeckt.” Deutschland sei nach Japan der zweitwichtigste Lieferant mit einem Anteil von zuletzt 16 %. Zuletzt sei aus Deutschland für 935 Mill. Euro in die USA, den zweitwichtigsten Absatzmarkt, exportiert worden.Vielfach gebe es in den USA kein leistungsfähiges Angebot in der Breite der Werkzeugmaschinentechnologie mehr. “Will Trump aber seine Versprechungen von der Rückführung wettbewerbsfähiger Industriearbeitsplätze wahr machen, ist er auf Importe von Hochtechnologie für die Produktion vor allem aus Deutschland angewiesen.” Er verwies auf den VDW-Prognosepartner Oxford Economics, der dem Sinn nach gleichlautende Aussagen treffe. Daher sei zu erwarten, dass sich der US-Absatz mittelfristig nicht deutlich verringere. Allerdings verfolge man “mit erheblicher Sorge” die protektionistischen Tendenzen in den USA. Diese strahlten auf den Standort Mexiko aus, der sich zuletzt extrem günstig entwickelt hat.Die Eurozone hat sich gemäß Prokop zu einer zentralen Säule des Absatzes entwickelt. Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer hätten nach dem Einbruch 2009 verlorenes Terrain zurückerobert. “Europa ist durch eine starke Investitionsgüterindustrie geprägt”, stellt Prokop fest. Diese habe von der Globalisierung wichtiger Abnehmerbranchen wie der Autoindustrie profitiert.