Infrastruktur

Westminster fürchtet Kollaps von Thames Water

Der Absprung von CEO Sarah Bentley hat Thames Water in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Wie sich nun herausstellt, beraten Regierung und Regulierer über Notfallpläne für einen möglichen Kollaps des Wasserversorgers, der einen Schuldenberg von netto 14 Mrd. Pfund vor sich herschiebt.

Westminster fürchtet Kollaps von Thames Water

Thames Water droht der Kollaps

CEO Sarah Bentley springt ab – Vorübergehende Verstaatlichung im Gespräch – Bond der Mutter schmiert ab

hip London

Der überraschende Absprung von CEO Sarah Bentley hat Thames Water in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Regierung und Regulierer diskutieren Notfallpläne für einen möglichen Kollaps des Londoner Wasserversorgers, der einen Schuldenberg von netto 14 Mrd. Pfund vor sich herschiebt.

Erst hat Sarah Bentley ihr Amt als CEO von Thames Water überraschend niedergelegt. Dann überschlagen sich die Meldungen, Londons Wasserversorger, der eine Nettoverschuldung von 14 Mrd. Pfund aufweist, stehe vor dem finanziellen Kollaps. Wie die „Financial Times“ berichtet, führen das Umweltministerium Defra und der Regulierer Ofwat Krisengespräche darüber, was zu tun ist, wenn das Unternehmen in den kommenden Wochen nicht in der Lage sein sollte, Mittel bei privaten Investoren einzuwerben. Sky News zufolge wird eine vorübergehende Verstaatlichung unter einem „Special Administration Regime“ (SAR) diskutiert. Auf diese Weise wurde 2021 der Stromversorger Bulb vor dem Zusammenbruch bewahrt. Eine 2026 fällige Anleihe der Mutter Kemble Finance brach um 40% ein.

„Das Wasser wird weiter fließen“, egal was bei Thames Water passiere, bemühte sich Arbeits- und Rentenminister Mel Stride in einem Interview mit dem Sender LBC, mögliche Ängste der 15 Millionen Kunden in der Hauptstadtregion und dem englischen Südosten zu beschwichtigen. Regierung und Aufsicht seien auf alle Eventualitäten vorbereitet. Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch zeigte sich „sehr besorgt“. „Wir müssen sicherstellen, dass Thames Water als Körperschaft überlebt“, sagte sie.

„Starke Liquiditätsposition“

Im März hatte Sky News berichtet, dass Rothschild und die Kanzlei Slaughter & May mit der Suche nach Finanzierungsoptionen beauftragt wurden. Im „Telegraph“ hieß es, dass Thames Water immer noch versuche, ihren Anteilseignern 1 Mrd. Pfund zu entlocken. Im September 2022 war der Board fest davon ausgegangen, diese Mittel einwerben zu können. Die Eigner hatten bereits 500 Mill. Pfund eingeschossen. Am Mittwoch verlautbarte das Unternehmen, es führe „konstruktive“ Gespräche mit seinen Investoren, die seit sechs Jahre keine Dividende mehr erhielten. Man verfüge über eine „starke Liquiditätsposition“. Ende März seien es 4,4 Mrd. Pfund in bar und in Form von Finanzierungszusagen gewesen.

Bentleys Absprung wurde am Dienstag mitgeteilt. Finanzchef Alastair Cochran und die ehemalige Ofwat-Chefin Cathryn Ross, die 2021 zu Thames Water wechselte, werden fortan die Geschäfte führen. „Die von uns gelegten Grundlagen für die Wende positionieren das Unternehmen für den künftigen Erfolg bei der Verbesserung des Kundendienstes und der Umweltperformance“, ließ sich Bentley zitieren. Sie hatte im vergangenen Monat mit Blick auf die öffentliche Empörung über die Verschmutzung von Gewässern durch ungeklärtes Abwasser auf ihren Bonus verzichtet. Weil sich ihre regulären Bezüge aber nahezu verdoppelten und sie immer noch rund 1,6 Mill. Pfund nach Hause trug, wurde ihr ein „PR Stunt“ vorgeworfen.

Wie die „Times“ berichtet, wollen die privaten Wasserversorger die Rechnungen für die privaten Haushalte bis 2030 um bis zu 40% erhöhen, um die Verschmutzung der Flüsse durch nicht geklärte Abwasser zu beenden und den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Thames Water wolle ihren Kunden 20% mehr abknöpfen. Spitzenreiter sei South East Water, die ihren Kunden gerade die Benutzung von Gartenschlauch und Gartensprinklern untersagt hat.

Ofwat werde die Pläne der Versorger prüfen und im kommenden Jahr darüber entscheiden. Die angestrebten Preiserhöhungen seien „womöglich nicht unrealistisch“, sagte John Armitt, der Chairman der britischen nationalen Infrastrukturkommission, der BBC. In den kommenden 25 bis 30 Jahren müssten 50 Mrd. Pfund in Rückhaltebecken investiert werden.

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