Westwing peilt 120 Mill. Euro Erlös an
Das E-Commerce-Unternehmen Westwing macht Ernst mit dem Börsengang. Geplant ist die Platzierung neuer Aktien, die etwa 120 Mill. Euro einbringen soll. Die Einnahmen will die Rocket-Internet-Beteiligung in erster Linie für das weitere Wachstum einsetzen. Außerdem sollen Schulden getilgt werden. hek Frankfurt – Das E-Commerce-Unternehmen Westwing will beim geplante Börsengang 120 Mill. Euro aus dem Verkauf neuer Aktien einnehmen. Der Erlös soll in die Technologieplattform und die Weiterentwicklung des Produktangebots, insbesondere der Eigenmarken, fließen. Zudem will der auf Produkte für die Inneneinrichtung spezialisierte Online-Händler in Marketing und Kundengewinnung investieren, um die internationale Expansion zu beschleunigen. Die Bankhäuser Berenberg und Citigroup managen den Börsengang als globale Koordinatoren und Joint Bookrunners.Das IPO soll aus einem “reinen primären Angebot” bestehen, teilte Westwing am Donnerstag mit. Demnach geben Altgesellschafter keine Anteile ab. Geplant ist eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Börse. Vorstände unterliegen einer Lock-up-Frist von 24 Monaten, Altgesellschafter von 180 Tagen.Da zwischen der offiziellen Ankündigung und dem Börsenstart üblicherweise etwa vier Wochen liegen, dürfte die Aktie erstmals Mitte Oktober gehandelt werden. Finanzkreisen zufolge könnte der Onlinehändler bei dem IPO mit 400 Mill. bis 450 Mill. Euro bewertet werden. Größter Anteilseigner ist der Start-up-Investor Rocket Internet mit aktuell 32 %. Zu den weiteren Hauptaktionären gehört der schwedische Risikokapitalgeber Kinnevik. Sieben LogistikzentrenDerzeit verfügt Westwing über 15,5 Millionen Anteilscheine. Nach der Kapitalerhöhung wird das Management 24 % der Aktien halten, davon etwa 10 Prozentpunkte die drei Vorstandsmitglieder Stefan Smalla (Chief Executive Officer), Delia Fischer (Creative Director) und Florian Drabeck (Finanzvorstand).Westwing wäre die zweite Rocket-Internet-Beteiligung im Online-Möbelhandel am Aktienmarkt. Home24 war im Frühsommer zu 23 Euro an die Börse gekommen. Die Aktie stand in den vergangenen Wochen aufgrund enttäuschender Zahlen unter Druck. Westwing ist in elf Ländern Europas tätig und betreibt sieben Logistikzentren. Die Hälfte der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aus Brasilien, Russland und Kasachstan zieht sich Westwing zurück. Die Produkte stammen von gut 5000 Lieferanten.Der Börsenaspirant wurde 2011 gegründet und hat seinen Hauptsitz in München. 30 % des Umsatzes entfallen auf Groß- und Kleinmöbel. Den Rest steuern Textilien und Teppiche, Dekor und Accessoires, Leuchten, Küchenartikel und sonstige Produkte bei. 90 % der Kunden sind Frauen. Nach zuvor hohen Verlusten schreibt der Online-Händler seit drei Quartalen schwarze Zahlen, allerdings bezogen auf das angepasste Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und nicht auf das Nettoergebnis. Im ersten Halbjahr 2018 lag das bereinigte Ebitda bei 2 % des Umsatzes. Langfristig peilt das Management eine “deutlich darüber hinausgehende” Marge an.Als Ergebnistreiber soll vor allem das margenstärkere Eigenmarkengeschäft fungieren. Die Private-Label-Produkte bringen eine um 8 bis 10 Prozentpunkte höhere Marge als Drittmarken. Den Umsatzanteil der Eigenmarken von derzeit 15 % will das Unternehmen langfristig auf 50 % voranbringen. Für 2018 kündigt Westwing einen Umsatzanstieg von 15 bis 20 % und eine bereinigte Ebitda-Marge von 1 bis 2 % an. Den adressierbaren Markt veranschlagt das Management auf 117 Mrd. Euro in den europäischen Märkten von Westwing und 575 Mrd. Euro weltweit. Die Marktdurchdringung von E-Commerce liege noch unter 5 %. Bei Bekleidung sind es bereits 14 %.