Westwing rutscht in rote Zahlen
hek Frankfurt – Der Börsenneuling Westwing ist im dritten Quartal wieder in rote Zahlen gerutscht. Der bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 1,6 Mill. Euro oder 2,9 % des Umsatzes. Das Management hält aber an der Prognose fest, im Gesamtjahr eine adjustierte Umsatzrendite von 1 bis 2 % zu erreichen.Das E-Commerce-Unternehmen war vor sechs Wochen an die Börse gekommen. Bisher hat sich die Aktie enttäuschend entwickelt – der Kurs liegt um knapp ein Fünftel unter dem Ausgabepreis von 26 Euro. Bei dem IPO wurde die Mehrzuteilungsoption lediglich zu knapp der Hälfte ausgeübt. Damit bescherte die Emission dem Unternehmen Bruttoeinnahmen von 122,5 Mill. Euro. An der Börse bringt Westwing 427 Mill. Euro auf die Waage. Größter Aktionär ist die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet.Der Umsatz legte im dritten Quartal um 15 % auf 54,7 Mill. Euro zu, geht aus dem ersten Zwischenbericht seit dem IPO hervor. Angesichts des langen und heißen Sommers, der vielen Onlinehändlern zu schaffen machte, sei das ein gutes Resultat, sagte CEO Stefan Smalla in einer Telefonkonferenz. Nach neun Monaten stehen 175 Mill. Euro Umsatz in den Büchern, ein Anstieg um 19,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr peilt Westwing 15 bis 20 % Erlöswachstum an. Im saisonal stärksten vierten Quartal ruhen die Hoffnungen nicht zuletzt auf dem Weihnachtsgeschäft.Das 2011 gegründete Unternehmen war im vierten Quartal 2017, bezogen auf das adjustierte Ebitda, in schwarze Zahlen vorgestoßen und erreichte im ersten Halbjahr 2018 eine Marge von 2,3 %. Für die ersten drei Quartale 2018 ergibt sich eine bereinigte Ebitda-Marge von 0,7 %. Die Verbesserung um 5,7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum führt das Management auf das effiziente Marketingmodell, eine schlanke Kostenbasis und operative Leverage-Effekte zurück.Für das Wachstum haben vor allem die Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesorgt. Diese Region zeigt ein überproportionales Umsatzplus von einem Drittel im Berichtsquartal. Dagegen stagnierten die Erlöse im Segment International, das die anderen europäischen Märkte umfasst. Neu eingestellte Marketingexperten sollen sich darum kümmern, die Expansion in diesen Ländern anzuschieben, sagte Smalla. Neben Möbeln, die rund 30 % des Geschäfts ausmachen, verkauft das Unternehmen aus München Textilien, Teppiche, Dekor, Accessoires, Leuchten oder Küchenartikel. Westwing adressiert die Kunden mit täglich wechselnden Home-&-Living-Themen, einem festen Bestseller-Sortiment und Private-Label-Produkten. Das permanente Sortiment (Westwing Now) ist nun auch in Frankreich und damit in 8 der 11 europäischen Märkte verfügbar.Die Eigenmarken trugen im dritten Quartal 18 % zum Bruttowarenvolumen bei, sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal. Westwing will den Private-Label-Anteil steigern – langfristig soll er 50 % erreichen – und investiert daher kräftig in den Ausbau der Lagerhaltung. Die Eigenmarken gelten als vergleichsweise margenstark.CEO Smalla hebt die hohe Kundenloyalität hervor. Im Schnitt gäben die aktiven Kunden in zwölf Monaten 2,6 Bestellungen auf. Meist nutzen sie mobile Endgeräte, um die Plattform zu erreichen. Der Mobile-Anteil bei den Visits liegt inzwischen bei 74 %. Die Zahl der Orders nahm im Neunmonatszeitraum um 12 % auf 1,7 Millionen zu, das Durchschnittsvolumen einer Bestellung stieg von 114 Euro auf 121 Euro.