Wettbewerb um maritime Infrastruktur fordert Europa
Europa bei Häfen gefordert
Studie: Asien und Afrika gewinnen bei maritimer Infrastruktur an Relevanz
ste Hamburg
Der zunehmende Wettbewerb um Häfen und deren Umschlagterminals fordert nach Ansicht von Experten der maritimen Transport- und Logistikbranche Europa heraus. Beim Ringen um entscheidende Infrastruktur müsse die Europäische Union (EU) hellwach sein, so André Wortmann, Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC Deutschland, am Dienstag anlässlich der Vorlage einer neuen Studie. "Die Harmonie im globalen maritimen System bröckelt, denn entscheidende Akteure verfolgen teils sehr unterschiedliche Interessen."
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft verweist dabei auf eine Verschiebung der Zielregionen. Hätten zwischen 2015 und 2023 zwei Drittel der 184 angekündigten Deals im Bereich Hafeninfrastruktur Häfen in Asien und Ozeanien betroffen, würden aktuell Investitionen ausländischer Investoren in Häfen und Terminals in Afrika bedeutsamer. Dies liege nicht nur an der Rolle Afrikas als Lieferant wichtiger Rohstoffe, sondern auch an der strategischen Lage des Kontinents entlang der globalen Handelsrouten der Zukunft. Der Weg nach Europa könnte an Bedeutung verlieren, so Wortmann.
Folgen für Lieferketten
Zwar blieben auch Ziele in Europa attraktiv, wie der geplante Einstieg des Schweizer Reedereikonzerns MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA zeige. Europa drohe aber Einfluss und Kontrolle in wirtschaftlich wichtigen Regionen einzubüßen – mit weitreichenden Auswirkungen auf Lieferketten, Absatz, Beschaffung, Rohstoffe und Energie. Deshalb braucht es ein konzertiertes Vorgehen. Wortmann: "Politik, Wirtschaft, EU und Einzelstaaten müssen möglichst rasch eine gemeinsame Strategie definieren, um Versorgungssicherheit und Handlungsfähigkeit zu bewahren."
Auf die Schifffahrt einschließlich Hafeninfrastruktur entfiel 2023 den Angaben zufolge weltweit jede vierte Transaktion im Transport- und Logistiksektor. Nur im traditionell stärksten Bereich Logistik und Trucking seien mehr Deals angekündigt worden. PwC verweist auf einen deutlichen Anstieg der Käufe und Verkäufe bei Hafeninfrastruktur seit 2015. Das Transaktionsvolumen summiere sich seitdem auf rund 100 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr sei es auf 4,2 Mrd. Dollar gesunken, die Übernahmeaktivitäten in dem Bereich seien mit 16 Transaktionen aber noch vergleichsweise stark ausgefallen.
Transaktionsvolumen gesunken
In der globalen Transport- und Logistikbranche schrumpfte das Dealvolumen 2023 bei 185 Fusionen und Übernahmen im Wert von mindestens 50 Mill. Dollar auf 74,6 (i.V. 181,3) Mrd. Euro. PwC verweist zur Begründung auf die hohen Zinssätze, die es im vergangenen Jahr erschwert hätten, größere Übernahmen zu stemmen. 2024 wird ein leichtes Wachstum bei den Transaktionen erwartet. Die maritime Infrastruktur stehe dabei besonders im Fokus.