EigenkapitalforumWacker Neuson

„Wichtigstes Ziel ist eine Ebit-Marge von über 11 Prozent“

Wacker Neuson hat zweimal in vier Monaten die Jahresprognosen gesenkt. Vorstandschef Karl Tragl verweist auf die Zyklizität der Branche – das Unternehmen stellt Baumaschinen und landwirtschaftliche Fahrzeuge her. 2024 sei eben ein schwächeres nach drei guten Jahren. Der langfristige Aufwärtstrend sei intakt.

„Wichtigstes Ziel ist eine Ebit-Marge von über 11 Prozent“

„Wichtigstes Ziel ist Marge von über 11 Prozent“

CEO von Wacker Neuson weist auf Zyklizität der Baumaschinenbranche hin – Prognose zweimal in vier Monaten gesenkt

md Frankfurt

Dafür, dass Wacker Neuson in den vergangenen vier Monaten zweimal die Prognosen gesenkt hat und die Ergebnisse 2024 deutlich unter denen des Vorjahres liegen werden, zeigte sich Vorstandschef Karl Tragl auf dem Deutschen Eigenkapitalforum in Frankfurt überraschend entspannt. Mehrfach wies er in seiner Präsentation auf die Zyklizität der Branche hin. Wacker Neuson stellt Baumaschinen und landwirtschaftliche Fahrzeuge her. Auf die guten Jahre 2021 bis 2023 – letzteres war für das Unternehmen ein Rekordjahr – folge nun ein schwächeres, sagte Tragl. Das gehöre zum Geschäft. Der CEO machte deutlich, dass aus seiner Sicht kein Grund für übertriebenen Pessimismus bestehe und verwies auf die Jahre 2013 bis 2023, in denen Wacker Neuson im Schnitt – trotz vorübergehender Krisen wie infolge der Corona-Pandemie – im Schnitt um 8,6% gewachsen sei.

Dr. Karl Tragl, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Wacker Neuson Group. Foto: Wacker Neuson

Trump-Wahl bringt Klarheit

Gleichwohl hatte Tragl jüngst erklärt: „Der Markt zeigt sich unverändert schwach." Als Gründe führte der Wacker-Neuson-Chef nun für den Bausektor die gestiegenen Zinsen und zu geringe öffentliche Investitionen in die Infrastruktur an. Die Nachfrage aus dem Agrarsektor hätten ausbleibende Regulierungsentscheidungen belastet, sagte Tragl, und führte als positive Ausnahmen Spanien und Italien auf. In Deutschland seien dagegen vier Jahre lang keine Entscheidungen getroffen worden, so der CEO. Zu einem Stimmungswandel hin zum Positiven habe in Amerika der klare Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen geführt. Tragl betonte, dass er sich damit ausschließlich auf die veränderte Investitionsbereitschaft der Landwirte beziehe und keine Wertung hinsichtlich der avisierten Politik abgebe. Im vergangenen Jahr hatte Europa einen Umsatzanteil von 76%, Nord- und Südamerika von 21%.

Kooperation mit John Deere trägt Früchte

Tragl erinnerte im Zusammenhang mit der Wachstumsstrategie für Amerika an die strategische Kooperation im Segment Mini- und Kompaktbagger, die Wacker Neuson und die John Deere Construction & Forestry Company – eine Tochter des weltweit führenden Herstellers von Maschinen für die Land-, Forst- und Bauwirtschaft John Deere – im Juni 2022 vereinbart hatten. Die Vereinbarung umfasst einen langfristigen, exklusiven Liefervertrag für Bagger mit einem Gewicht von weniger als fünf Tonnen und beinhaltet batterieelektrische Bagger. Die Bagger werden in den Produktionswerken von Wacker Neuson in Menomonee Falls (Wisconsin, USA) und Linz (Österreich) hauptsächlich für den nordamerikanischen Markt gefertigt und unter der Marke John Deere vertrieben. Für den entsprechenden Ausbau der Produktionskapazitäten plante der Konzern vor zweieinhalb Jahren mit Investitionen in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrags. Nun sprach Tragl davon, dass der daraus resultierende Umsatz „in einigen Jahren“ ein „niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Betrag“ sein werde.

Der erste elektrisch betriebene Teleskoplader von Wacker Neuson (TH412e) im Einsatz am Hauptbahnhof München. Nach Angaben von Vorstandschef Karl Tragl hat die Gruppe 2015 die ersten Elektrofahrzeuge hergestellt. Foto: Wacker Neuson

2024 maximal 6,5 Prozent Rendite

Vor dem Hintergrund der schwachen Marktentwicklung hatte der Vorstand Mitte November beschlossen, die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2024 abermals anzupassen. Erwartet wird nun ein Umsatz zwischen 2,2 Mrd. und 2,3 Mrd. Euro (zuvor: 2,3 Mrd. bis 2,4 Mrd. Euro) bei einer Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz) zwischen 5,5 und 6,5% (zuvor: 6 bis 7%). Die Erwartung des Investitionsvolumens 2024 wurde mit rund 100 Mill. Euro bestätigt. Unverändert blieb auch die Schätzung der Net-Working-Capital-Quote zum Jahresende von etwa 34%; sie lag per Ende September bei 39,0 (i.V. 35,5)%. Den Anstieg begründet Wacker Neuson neben dem Umsatzrückgang mit gesunkenen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.

Volle Läger führen zu niedrigem Auftragseingang

Die gesenkte Prognose bilde die Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate ab und berücksichtige, dass auch in den verbleibenden Wochen des Jahres noch nicht mit einer Trendumkehr im Markt zu rechnen sei, wie aktuelle Marktindikatoren und die immer noch vollen Händlerläger zeigten. Volle Läger führen zu einem niedrigen Auftragseingang, der sich mittelfristig negativ auf die Umsatzentwicklung auswirken wird. Tragl zufolge wird die Bestellflaute 2025 ihr Tief erreichen, so dass es im Jahresverlauf wieder aufwärts gehen sollte.

Strategische Ziele für 2030 bestätigt

Bereits Mitte Juli hatte Wacker Neuson den Ausblick erstmals gesenkt. Damals waren die Jahresprognosen für den Umsatz von 2,4 bis 2,6 Mrd. auf 2,3 bis 2,4 Mrd. Euro und für die Ebit-Marge von 8 bis 9% auf 6 bis 7% gekürzt worden. Die geplanten Investitionen im Gesamtjahr wurden von 120 Mill. auf rund 100 Mill. Euro reduziert, während die Net-Working-Capital-Quote zum Jahresende statt bei 30% fortan bei 34% geortet wurde. Ergänzend wurde mitgeteilt, dass die angepasste Jahresprognose keine Auswirkung auf die langfristigen Ziele bis 2030 haben werde, was Tragl nun bestätigte: Strategisch peile Wacker Neuson ein Umsatzwachstum auf 4 Mrd. Euro, eine Ebit-Marge von über 11% und ein Net Working Capital im Verhältnis zum Umsatz von weniger als 30% an. Tragl sagte, die Bedeutung des Umsatzziels werde manchmal überschätzt: „Unser wichtigstes Ziel ist eine Ebit-Marge von über 11%.“

Um der rückläufigen Umsatzentwicklung entgegenzuwirken, hat die Gruppe das Maßnahmenpaket „Fit for 2025“ eingeleitet, welches den Vertrieb stärken und die Kosten senken soll. Allerdings wurde dadurch der Erlösrückgang im operativen Geschäft im abgelaufenen Quartal nicht kompensiert.

Freier Cashflow dreht ins Plus

Zwischen Juli und Ende September fiel der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um ein Fünftel auf 518 Mill. Euro. Das Ebit sackte um 61% auf knapp 25 Mill. Euro ab; die Marge fiel von 9,8% auf 4,8%. Der Nettogewinn brach auf knapp 10 (43) Mill. Euro ein. Nach den ersten neun Monaten 2024 lagen die Erlöse bei 1,72 Mrd. Euro, was einem Rückgang von 14,5% im Vergleich zur Vorjahreszeit entspricht. Das Ebit zurrte um 55% auf unter 109 Mill. Euro zusammen; die Marge belief sich auf 6,3 (11,9)%. Das Periodenergebnis ging um 62% auf gut 64 Mill. Euro zurück. Der Free Cashflow setzte den Angaben zufolge seinen positiven Trend insbesondere aufgrund des Net-Working-Capital-Abbaus fort und erreichte 91,5 (–40,9) Mill. Euro.

Wacker Neuson  
Konzernzahlen nach IFRS  
  9 Monate 9 Monate
  2024 2023
Umsatz 1.722 2.014
Bruttoergebnis 119 162
Betriebsergebnis (Ebit) 109 240*
Ebit-Marge (%) 6,3 11,9*
Nettogewinn 64 169*
Operativer Cashflow 173 43
Net Working Capital 808 919
Freier Cashflow 92 –41
Nettofinanzverschuldung 390 376
*) enthält Einmalertrag von 26,5 Mill. Euro
Quelle: Wacker Neuson, Quartalsmitteilung

Aufgeschlossen zeigte sich Tragl gegenüber weiteren Zukäufen. Während Übernahmeobjekte im Volumen von 0,5 bis 1,0 Mrd. Euro – die durchaus eine Option seien, wenn sie die Anforderungen von Wacker Neuson erfüllten – nicht planbar seien, weil sie sehr selten auf dem Markt erschienen, so Tragl, seien Ergänzungsinvestitionen im Volumen von 10 bis 100 Mill. Euro planbar. Entsprechend würden solche Add-on-Akquisitionen auch durchgeführt.

Aktie ist hochvolatil

Auf die Wacker-Neuson-Aktie wirkt sich der geschäftliche Abschwung erwartungsgemäß negativ aus. Das Papier ist ohnehin nichts für Anleger mit schwachen Nerven, denn die im SDax enthaltene Aktie ist hochvolatil. Abstürzen wie in der Finanzkrise 2007/08 von 29 Euro auf knapp über 4 Euro oder in den Jahren 2018 bis 2020 von fast 34 Euro – bis heute das Rekordhoch – auf 8,50 Euro stehen längere Erholungsphasen und mitunter sogar steile Anstiege gegenüber. So ging dem historischen Hoch im Januar 2018 eine Kletterpartie voran, die im Oktober 2016 bei weniger als 13 Euro ihren Anfang genommen hatte. Die jüngste Rally fand zwischen März 2020, als die Notierung bei 8,50 Euro lag, und November 2021 statt, als der Kurs der 31-Euro-Marke nahe kam. Mit 13,30 Euro liegen Wacker Neuson aktuell an der Grenze zwischen dem mittleren und unteren Drittel der Langzeit-Kursspanne von etwas über 4 bis knapp 34 Euro. Auf Jahressicht hat der Kurs rund 21% verloren. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 900 Mill. Euro.

Zur Unternehmensgruppe gehören neben Wacker Neuson – unter dem Label werden Baufahrzeuge hergestellt – noch die Marken Kramer (Bau- und landwirtschaftliche Fahrzeuge) und Weidemann (landwirtschaftliche Fahrzeuge). Im Bild der elektrische Weidemann Hoftrac 1190e, ein knickgelenkter Hoflader, beim Schieben des Futters in den Trog. Foto: Wacker Neuson

Das Angebot der Wacker Neuson Group, die rund 6.300 Mitarbeitende hat und die Tragl als „smaller mid sized company“ (kleineres mittelständisches Unternehmen) bezeichnete, richtet sich vor allem an Kunden aus dem Bauhauptgewerbe, dem Garten- und Landschaftsbau, der Landwirtschaft, den Kommunen und der Recyclingbranche sowie an Bahnbetriebe und Industrieunternehmen. Zur Unternehmensgruppe gehören die Marken Wacker Neuson, Kramer und Weidemann.

Wacker Neuson hat zweimal in vier Monaten die Jahresprognosen gesenkt. CEO Karl Tragl verweist auf die Zyklizität der Branche – das Unternehmen stellt Baumaschinen und landwirtschaftliche Fahrzeuge her. 2024 sei eben ein schwächeres nach drei guten Jahren, so Tragl. Der langfristige Aufwärtstrend sei intakt.

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