Widerstand gegen Metro-Offerte von Kretinsky
ak Köln – Gegen das vom Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky am Wochenende lancierte freiwillige Übernahmeangebot formiert sich Widerstand. Konzernleitung und die anderen Großaktionäre kanzelten in Stellungnahmen die Offerte des tschechischen Milliardärs ab, der bereits im vergangenen Jahr versucht hatte, die Kontrolle über den Handelskonzern zu gewinnen.Im Machtkampf um die Metro hatte Kretinsky mit seiner EP Global Commerce (EPGC) am Sonntag ein Angebot von 8,48 je Stammaktie und 8,87 Euro je Vorzugsaktie angekündigt. Die Offerte lag nur knapp über dem Schlusskurs vom Freitag. Am Montag sprang der Preis der Metro-Aktie deutlich darüber. Die Titel gewannen 8 % auf rund 9 Euro.EP Global Commerce gab in einer Mitteilung offen zu, gar nicht mit einer hohen Annahmequote zu rechnen. Kretinsky, der 53 % an der Holding hält, sowie sein Mitstreiter Patrik Tkac (47 %) gehen nicht davon aus, nach Ablauf des Angebots mehr als 50 % der Stimmrechte zu halten. EPGC will vielmehr ihre Beteiligung von aktuell 29,99 % an der Metro über die Schwelle von 30% hieven, um einem Pflichtangebot zu entgehen und dann “zukünftig flexibler agieren zu können”, wie es in dem Statement hieß.Der Vorstand der Metro nahm das “unaufgeforderte Angebot” zur Kenntnis. Die Führungsspitze betonte in einer Mitteilung, dass die Offerte das Großhandelsunternehmen erheblich unterbewerte. In einer begründeten Stellungnahme würden Vorstand und Aufsichtsrat nochmals ausführlich Stellung nehmen, wenn die vollständige Angebotsunterlage vorliege. EPGC muss diese jetzt bei der BaFin einreichen, sie wird in den kommenden Wochen erwartet. “Wir raten unseren Aktionären, bis dahin keine Maßnahmen zu ergreifen”, warnte der Metro-Vorstand.Der zweitgrößte Aktionär des MDax-Konzerns zeigte Kretinsky die kalte Schulter und lehnte den neuen Anlauf des Investors ab. “Wir sind überrascht von dem Angebot, das nur den Börsenkurs widerspiegelt, und werden nicht darauf eingehen”, sagte ein Sprecher des Aktionärspools der Beisheim Holding und der Meridian Stiftung der Familie Schmidt-Ruthenbeck am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Er kritisierte den Vorstoß als ungünstig für den Konzern: “Man sollte die Aufbruchstimmung nach dem Verkauf in China und von Real nutzen und keine Unruhe schüren.” Die beiden Altaktionäre hatten Anfang des Jahres ihre Beteiligung an Metro um 2,5 Prozentpunkte auf 23,1 % aufgestockt und damit faktisch eine Sperrminorität errichtet. Als Gegenpol zu Kretinsky hatten Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck 2019 bereits ihren Poolvertrag wieder aufleben lassen und ihre Position als Ankeraktionäre gestärkt.Kretinsky hatte im vergangenen Jahr in einem ebenfalls freiwilligen Übernahmeangebot 16 Euro je Aktie für die Metro offeriert. Damals scheiterte er klar an der geforderten Mindestannahmeschwelle von 67,5 %. Eine solche Schwelle soll es diesmal nicht geben. Der Kurs der Metro-Aktie ist jedoch im Zuge der Coronakrise eingebrochen, so dass das neue Angebot nur etwa halb so hoch ist wie der Versuch im vergangenen Jahr.Im April hatte EPGC bereits eine Call-Option auf Metro-Aktien – ein Paket von 2,7 % von Haniel – verstreichen lassen, um nicht zu einem Pflichtangebot gezwungen zu sein. – Wertberichtigt Seite 8