Windeln.de in großer Not
jh München – Der Online-Händler Windeln.de, der in der Verlustzone feststeckt, ist in schwere Bedrängnis geraten. Um eine Restrukturierung weiter zu finanzieren, beschloss der Vorstand, das Grundkapital im Verhältnis 10 zu 1 auf 3,1 Mill. Euro herabzusetzen und anschließend zu erhöhen. Er erhofft sich einen Erlös von einem hohen einstelligen Millionenbetrag in Euro. Die Aktionäre, deren Anteile im Verhältnis 10 zu 1 zusammengelegt werden sollen, sollen darüber auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 9. Januar abstimmen. Für eine Zustimmung sind mindestens 75 % nötig.Die Aktie verlor am Freitag knapp ein Drittel an Wert und lag zum Handelsschluss bei 37,1 Cent. Seit Mitte August dieses Jahres ist Windeln.de nur noch ein Pennystock. Im Mai 2015 war das Unternehmen zum Emissionspreis von 18,50 Euro je Aktie an die Börse gegangen. Seitdem fiel der Kurs nahezu stetig.Das Unternehmen in München hat schon einige Restrukturierungen und Wechsel im Vorstand hinter sich. Die Gewinnschwelle wurde nun nicht zum ersten Mal weiter in die Zukunft verschoben. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll Anfang 2020 positive Zahlen erreichen. Die Verschiebung begründet Windeln.de vor allem mit dem Geschäft in China. Es liege trotz deutlicher Verbesserungen im vierten Quartal noch nicht auf Vorjahresniveau. China macht mehr als die Hälfte der Konzernerlöse aus. Der Vorstandsvorsitzende Matthias Peuckert hatte vor einem halben Jahr für 2019 sogar einen Nettogewinn angekündigt. Peuckert, der 14 Jahre für Amazon tätig war, ist seit Mai dieses Jahres Chef von Windeln.de. Für die ersten neun Monate dieses Jahres wies das Unternehmen ein Ebit von -18 (i.V. -24) Mill. Euro aus. Unter dem Strich waren es -28 (-25) Mill. Euro. Nach der Aufgabe von Geschäftsbereichen und wegen der Schwäche in China schrumpfte der Umsatz nahezu um die Hälfte auf 79 Mill. Euro. “Fonds wollen sich beteiligen”Der Mittelabfluss aus dem operativen Geschäft verringerte sich in den Monaten von Januar bis September auf 17 (23) Mill. Euro. Das Eigenkapital reduzierte sich um 23 Mill. auf 30 Mill. Euro – trotz des Erlöses von 5,2 Mill. Euro aus einer Kapitalerhöhung im Frühjahr. Wegen der erheblich verkleinerten Bilanzsumme stieg allerdings die Eigenkapitalquote auf 73,4 (63,7) %. Die liquiden Mittel sanken bis Ende September auf 12 (27) Mill. Euro.Zur angestrebten Kapitalerhöhung teilte Windeln.de am Freitag mit, große Aktionäre hätten signalisiert, sich daran zu beteiligen. Die Anteilseigner sollen ein Bezugsrecht erhalten. Zwei Drittel der Aktien sind im Besitz von Fondsgesellschaften. Größter Anteilseigner ist mit 15,2 % der polnische Private-Equity-Fonds MCI Capital. Goldman Sachs und ein Private-Equity-Fonds der Deutschen Bank halten jeweils rund 6 %. Beide Häuser gehörten zu den Emissionsbanken beim Börsengang von Windeln.de vor dreieinhalb Jahren.Mit der Kapitalerhöhung im Frühjahr 2018 stieg eine Investorengruppe um den österreichischen Unternehmensberater Clemens Jakopitsch ein. Sie besitzt 7,2 % der Aktien.Die Herabsetzung des Kapitals ist notwendig, um die Voraussetzung für die geplante abermalige Erhöhung zu schaffen. Denn nach dem deutschen Aktiengesetz muss der Ausgabepreis für Kapitalerhöhungen mindestens 1 Euro betragen.—– Wertberichtigt Seite 6