Windgeschäft von Siemens Energy peilt Gewinnschwelle 2026 an
Energy-Windgeschäft peilt Gewinnschwelle 2026 an
Siemens-Gesellschaft will die Sparte fokussieren – Assetverkäufe sorgen für hohen Buchgewinn und Liquidität – Aktienkurs legt weiter zu
Das Windgeschäft von Siemens Energy wird erst im Geschäftsjahr 2025/2026 die Gewinnschwelle erreichen. Assetverkäufe sollen dem Konzern einen Buchgewinn von 2 Mrd. Euro bringen. Der Aktienkurs stieg um 9%.
mic München
Siemens Energy erwartet im Windgeschäft auch im angelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 (30. September) einen Verlust. Das Ergebnis vor Sondereffekten werde rund −2 Mrd. Euro betragen, erklärte Finanzvorständin Maria Ferraro in der Jahrespressekonferenz. Vorstandsvorsitzender Christian Bruch kündigte mit Blick auf diese Ergebnisgröße an: „Wir gehen davon aus, dass wir 2026 im Windbereich den Break-even erreichen.“ Dies sei zwei Jahre später als ursprünglich geplant: „Das ist für uns sehr schmerzhaft.“
Das Geschäft mit Turbinen für Windkraftanlagen, das in Siemens Gamesa gebündelt ist, hat mit Qualitätsproblemen in der Onshore-Sparte zu kämpfen. Bei den Offshore-Aktivitäten führt der Hochlauf neuer Fabriken zu hohen Sonderkosten.
Im vierten Quartal seien keine zusätzlichen Rückstellungen erforderlich gewesen, sagte Bruch. Zuvor waren 2,7 Mrd. Euro verbucht worden. Gamesa schreibt einen Verlust vor Sondereffekten von 4,3 Mrd. Euro bei einem auf 9,1 (i.V. 9,8) Mrd. Euro gesunkenen Umsatz.
Hohe Steuerlast
Damit landete Siemens Energy vor Sondereffekten, die −184 Mill. Euro betrugen, mit −2,8 Mrd. Euro tief in den roten Zahlen. Der Nettoverlust fiel mit −4,6 (i.V. −0,7) Mrd. Euro deutlich höher aus. Dazu trug die Steuerlast von 1,2 Mrd. Euro bei, die sich trotz des erhöhten Verlustes verelffachte. Ferraro verwies darauf, dass zahlreiche Energy-Gesellschaften profitabel seien.
Im Windgeschäft gehe es nun darum, die Blutung zu stoppen und die Qualitätsprobleme zu beheben, sagte Bruch im Gespräch mit Analysten. Der Vertrieb wurde wie bekannt teils vorübergehend eingestellt. Perspektivisch will Bruch regional fokussieren und das Produktangebot eindampfen. Er zielt damit auf Skaleneffekte. Bisher baue Siemens Gamesa eine zu große Zahl von Varianten, um in vielen Märkten präsent zu sein, sagte er.
Festhalten an Wind-Sparte
Die Windsparte als Ganzes stehe nicht zu Disposition, sagte Bruch: „Überhaupt nicht.“ Auch zur Onshore-Sparte werde man auf dem Kapitalmarkttag am 21. November nichts anderes hören.
Die Prognose von Siemens Energy schließt im Geschäftsjahr 2023/2024 auch für den Gesamtkonzern einen operativen Verlust nicht aus. Die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten werde zwischen −2% und +1% landen, sagte Ferraro. Für das vergangene Jahr meldete der Konzern −8,9%.
Unter dem Strich peilt der Vorstand allerdings einen Gewinn an. Nach Steuern werde ein Wert von bis zu 1 Mrd. Euro erwartet, erläuterte Ferraro. Dies hat Siemens Energy ausschließlich Veräußerungsgewinnen zu verdanken. Insgesamt sollen 2 Mrd. Euro realisiert werden. Diese Buchgewinne resultieren aus M&A-Transaktionen, die einen Mittelzufluss von 2,5 bis 3,0 Mrd. Euro bringen sollen.
Einigung in Indien
Der Großteil stammt aus dem im Dezember geplanten Verkauf von Anteilen an der indischen Siemens-Landesgesellschaft. 18% sollen für rund 2,1 Mrd. Euro in bar von der Siemens AG erworben werden. Der Kaufpreis enthalte einen üblichen Abschlag von 15% auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten fünf Handelstage, hieß es. Bruch begründete die Höhe des Abschlags mit den hohen Multiples an der indischen Börse. Es gebe keine andere Möglichkeit, den Anteil zu platzieren.
Ferraro bezifferte den Buchgewinn im Gespräch mit Analysten auf 1,7 Mrd. Euro. Jährlich dürfte Siemens Energy ein Gewinnbeitrag im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag entgehen. Die Transaktion erhöht den Siemens-Anteil von 51 auf 69%, während der Anteil von Siemens Energy von 24 auf 6% sinkt. Davon dienen 5 Prozentpunkte als Sicherheit für die Garantien in Höhe von 1 Mrd. Euro, die die Siemens AG indirekt über Banken stellt.
In rund fünf Jahren soll Siemens Energy die Mehrheit an der Gas-&-Power-Einheit der Landesgesellschaft Indien übernehmen. Die Analysten der Deutschen Bank schätzen, dass dies ein Investment von mehr als 1 Mrd. Euro erfordert.
Wachstumstempo sinkt
Der Aktienkurs von Siemens Energy stieg bis zum Schluss des Xetra-Handels um 8,8% auf 11,15 Euro. Damit hat er seinen Schluss-Tiefstand von 6,87 Euro am 26. Oktober weit hinter sich gelassen.
Siemens Energy strebt auch im laufenden Geschäftsjahr ein Wachstum auf vergleichbarer Basis an, allerdings mit einem geringeren Tempo als bisher. Demnach werden die Erlöse in einer Bandbreite von 3 bis 7% zulegen. Im vergangenen Turnus stiegen sie um 9,9%.
Bremsspuren zeigt insbesondere das Geschäft mit konventionellen Kraftwerken. Gas Services gehe von einem vergleichbaren Umsatzrückgang von 4 bis 0% aus, heißt es im Ausblick. Die drei anderen Sparten sollen besser abschneiden oder ihr Niveau weitgehend halten. Für Siemens Gamesa wird ein Wachstum von bis zu 4% prognostiziert, nachdem die Erlöse zuletzt um 5,1% geschrumpft sind und damit die letzte Zielvorgabe von −3 bis 0% verfehlt wurde.
Nettoschulden entlastet
Die Kapitalbasis wird operativ geschwächt werden. Siemens Energy rechnet mit einem Mittelabfluss (Free Cashflow vor Steuern) in Höhe von rund 1,0 Mrd. Euro ohne die Veräußerungserlöse (Vorjahr: +784 Mill. Euro). In drei Geschäftsjahren bis 2025/2026 erwartet Ferraro jedoch operativ einen Mittelzufluss von 1 bis 1,5 Mrd. Euro. Das Eigenkapital halbierte sich auf 8,8 Mrd. Euro.
Die Finanzvorständin strich heraus, dass die Nettoschulden mit 193 Mill. Euro per Ende September niedriger seien als zuletzt erwartet. Damit ist aus Sicht von Analysten das Risiko einer Kapitalerhöhung gesunken. Die Präsentation für den Kapitalmarkt vermerkt zu diesem Instrument lediglich: „wenn notwendig“.
Siemens Energy veröffentlichte zudem finanzielle Ziele für das Geschäftsjahr 2025/2026. Demnach soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis mit einem mittleren einstelligen Prozentsatz steigen. Zugleich wird eine Ergebnismarge inklusive Sondereffekten von 5 bis 7% angepeilt.