Windkraft überholt 2019 erstmals die Braunkohle

Strommenge nimmt trotz stockenden Ausbaus zu - Wichtigste Energiequelle Deutschlands

Windkraft überholt 2019 erstmals die Braunkohle

cru Frankfurt – Windräder werden im Jahr 2019 erstmals mehr Strom erzeugen als jeder andere Energieträger in Deutschland. Damit verdrängt Windenergie den Strom aus Braunkohlekraftwerken von Platz 1 im Energiemix. Auch bei der erzeugten Menge des Windstroms bringt 2019 laut dem Bundesverband Windenergie einen neuen Rekord. Mehr Grünstrom denn jeBedingt durch weltweit gute Windbedingungen in diesem Jahr erzeugten die knapp 30 000 in Deutschland installierten Windenergieanlagen mit 118 Terawattstunden (TWh) bis Mitte Dezember mehr grünen Strom als jemals zuvor. Jahrzehntelang flaute der Wind weltweit ab, seit 2010 frischt er wieder auf. Schon Ende November 2019 wurde die Wind-Stromerzeugung des Jahres 2018 erreicht und übertroffen.Das Rekordjahr der Windenergie ist verbunden mit einem wichtigen Meilenstein der Energiewende: Erstmals stieg mit der Windenergie eine einzelne erneuerbare Energiequelle zur wichtigsten in Deutschland auf. Seit 2011 war dieser Spitzenplatz von der Braunkohle belegt.In Zahlen trug laut Fraunhofer Energy Charts die deutsche Windenergie im laufenden Jahr 24 %, Braunkohle 20 %, Kernkraft 14 %, Gas 11 %, Steinkohle 10 %, Solarenergie 9 %, Biomasse 9 % und Wasserkraft 4 % zur Nettostromerzeugung in Deutschland bei. Insgesamt liegen jedoch fossile Energieträger plus Atomkraft mit 54% des netto erzeugten Stroms noch immer vor den erneuerbaren Energien mit 46%. “Schwerwiegende Krise””Die aktuellen Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die deutsche Windenergiebranche angesichts des eingebrochenen Neubaus in einer schwerwiegenden Krise befindet”, sagte Verbandspräsident Hermann Albers. “Die Politik muss jetzt Verantwortung für die Energiewende und die Beschäftigten in der Windbranche übernehmen, indem sie zügig Verbesserungen im Genehmigungsverfahren sowie in der Flächenbereitstellung und in der Rechtssicherheit von Windenergieprojekten herbeiführt.” Erforderlich sei außerdem ein “mutiges, gesetzlich definiertes Zeit- und Mengengerüst für den Ausbau bis 2030”.Derweil haben Umweltverbände Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) beim UN-Klimagipfel aufgefordert, sich für eine Überarbeitung des Klimapakets der großen Koalition einzusetzen. Sie hätten 360 000 Unterschriften gesammelt “für ein neues Nachdenken, für ein wirklich ambitioniertes Klimapaket”, sagte BUND-Chef Olaf Bandt in Madrid. Es gehe unter anderem um den “sehr schnellen Einstieg in den Kohleausstieg” und einen wirksameren CO2-Preis. Die Klimabeschlüsse des SPD-Bundesparteitags hätten dafür ein politisches Fenster geöffnet. Zu viel Abstand”Die Energiewende in Deutschland scheitert nicht am Naturschutz”, sagte Bandt. Beim Ausbau von Windkraft solle Schulze sich gegen die Regelung wehren, dass bundesweit standardmäßig 1 000 Meter Abstand zwischen Windrädern und Wohnsiedlungen gehalten werden sollen. Es sei eine gemeinsame Botschaft von Naturschutzring, BUND, Nabu, WWF, Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, Greenpeace, den Naturfreunden, Campact und dem Umweltinstitut München.