"Wir brauchen Klarheit bis zum Sommer"
hei Berlin – In der Diskussion um die Sicherheitsstandards für das künftige 5G-Netz und die Zulassungsbedingungen für Telekommunikationsausrüster fordert Telefónica Deutschland eine strikt “faktenbasierte” Analyse und Entscheidung. Konzernchef Markus Haas begrüßte vor Journalisten in Berlin ausdrücklich das Konzept des von der Bundesnetzagentur zu erarbeitenden Sicherheitskatalogs, dessen Anforderungen alle Telekommunikationsausrüster erfüllen sollen, betonte indes, dass politische Vorgaben darin keinen Platz finden sollten. Außerdem drängt die Zeit, denn die Telekomnetzbetreiber müssen nach der 5G-Auktion und der Zuteilung der Frequenzen nun ihre Investitionspläne machen und den Netzaufbau zeitnah vergeben, um die Ausbauauflagen der Bundesnetzagentur fristgerecht einzuhalten. “Wir brauchen Klarheit bis zum Sommer”, erklärte Haas, der die Investoren bei einem Kapitalmarkttag in London am 11. Dezember über die künftige Investitionsplanung und Wachstumsstrategie informieren will.Das Bundeskanzleramt hat den Vorabausschluss einzelner Anbieter beim Bau des 5G-Netzes bisher abgelehnt, trotz des politischen Drucks vor allem der USA, die den chinesischen Technologiekonzern Huawei der Spionage für den Staat verdächtigen und das Unternehmen deshalb von der Vergabe ausschließen wollen. In den USA sind die Chinesen bereits mit einem Bann belegt, der ihre Geschäftsbeziehungen auch im Smartphone-Markt, wo sie der global zweitgrößte Nutzer der Google-Systemsoftware Android sind, stark beeinträchtigt. Haas betonte, man habe seit Jahren “sehr gute Erfahrungen” in der Zusammenarbeit mit Huawei. Die Chinesen seien “zuverlässig, leistungsstark und technologisch führend”. Er schloss grundsätzlich aus, dass sich Telefónica Deutschland künftig auf nur einen einzigen Ausrüster stützen könnte. Außerdem wies er darauf hin, dass “Huawei-Technik auf jedem zweiten Mobilstandort” hierzulande verbaut ist, was die technischen und ökonomischen Probleme eines Ausschlusses dieses Anbieters verdeutliche.Unterdessen geht der Manager davon aus, dass noch “weitere Kooperationen” unter den Mobilfunknetzbetreibern möglich sind, um die Ausbaulast für den einzelnen zu senken. Er unterstrich, dass die im Frühjahr von der Bundesnetzagentur versteigerten Frequenzen besonders teuer bezahlt seien im Hinblick auf ihre geringe Reichweite. Um eine hochwertige 5G-Versorgung zu errichten, ist teilweise eine deutliche Verdichtung von Standorten notwendig. Diese stößt indes in der Bevölkerung oft auf Widerstände.Haas bezeichnete es daher als wichtigen Schritt, den Aufbau von bis zu 6 000 neuen Mobilfunkstandorten mit den Wettbewerbern gemeinsam anzugehen, so dass auch eine gezielte und effiziente Netzplanung möglich sei. Grundsätzlich seien bei den Standorten noch “Effizienzpotenziale” zu heben. Beim Zusammenschluss mit E-Plus habe sich ein Drittel der Standorte als redundant erwiesen.Geschäftlich läuft es für Telefónica Deutschland weiter rund. Das Unternehmen hatte das Wachstum der Service-Erlöse im dritten Quartal beschleunigt. Mit einem Plus von 1,6 % bei den Mobilfunk-Service-Erlösen haben die Münchner die Konkurrenz hinter sich gelassen, und zwar sowohl Marktführer Telekom als auch Vodafone, die vor allem hierzulande einen stagnierenden Service-Umsatz offenbart (siehe obenstehenden Bericht)Der Telefónica-Deutschland-Chef zeigte sich auch zuversichtlich für das Geschäft mit Campus-Netzen. Dabei wurde just ein Pilotnetz mit Daimler realisiert, “die sich für Ericsson als Ausrüster entschieden haben”.Generell sieht der Manager gute Perspektiven für 5G im Internet der Dinge (IoT), allerdings dürfte das Geschäft aus seiner Sicht eher langsam anlaufen. Das liege allerdings eher an den Voraussetzungen in der Industrie, wo im Mittelstand vielfach erst eine Umrüstung und Modernisierung der Maschinen erfolgen müsse. Alte Maschinen sind aber oft nicht “internetfähig”. Dies hemme das Wachstum bei IoT.