"Wir folgen den Bedürfnissen der Mitarbeiter"
Das Softwarehaus USU aus dem schwäbischen Möglingen scheint gut durch die Pandemie zu kommen. Die Aktie war Mitte März bis auf 10,80 Euro abgerutscht und notiert inzwischen bei rund 20 Euro und damit auf dem höchsten Stand der vergangenen zwölf Monate. CEO Bernhard Oberschmidt erklärt im Interview der Börsen-Zeitung im Rahmen des 1on1 Summer Summit, wie die Lage aktuell ist. Herr Oberschmidt, USU Software scheint aus Anlegersicht zu den wirtschaftlichen Profiteuren der Corona-Pandemie zu gehören. Liegen die Anleger richtig?Wir sehen, dass unser Portfolio im Bereich Digitalisierung von Serviceprozessen insbesondere in der Coronazeit stark nachgefragt ist. Viele Unternehmen haben das Defizit erkannt und schließen nun diese Lücke. Krisen bieten Chancen. Geht es USU bilanziell so gut, dass Sie auch jetzt noch kräftig investieren können?USU hatte schon immer sehr nachhaltig gewirtschaftet. Wir haben keine Bankverbindlichkeiten und zum Ende März circa 18 Mill. Euro liquide Mittel. Diese solide Bilanzstruktur ermöglicht uns, auch in schwierigen Coronazeiten weiter zu investieren und uns sicher durch diese Krise zu bringen. Was ist für Sie persönlich die wichtigste Erkenntnis aus der Pandemie?Wir haben gesehen, und ich denke nicht nur bei USU, sondern auch bei vielen Kunden, dass Homeoffice und digitale Dienste viel besser funktionieren als gedacht und man sich daher schnell an diese neue Arbeits- und Prozesswelt gewöhnt hat. Sie profitieren von der Digitalisierung. Setzen Sie bei USU auf Präsenzkultur oder auf Homeoffice?Wir hatten in der ersten Phase des Lockdowns binnen Tagen eine Homeoffice-Quote von 90 %, so dass unsere Mitarbeiter sehr dezentral arbeiten konnten. Weitgehend ist das auch jetzt noch der Fall, aktuell sind noch über 80 % der Mitarbeiter im Homeoffice. Wir werden Stück für Stück in einen Mischbetrieb zurückkommen und werden sicher auch nachher einen höheren Homeoffice-Anteil haben. Wir orientieren uns dabei nicht an einer festen Quote, sondern wir folgen hier den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Wir werden Homeoffice auch künftig nicht zeitlich limitieren. Wie war es vor der Pandemie mit Homeoffice bei Ihnen?Vor der Pandemie hatten wir lediglich einzelne Mitarbeiter im Homeoffice. Das erste Quartal verlief fulminant, Sie haben es als das beste Auftaktquartal der Firmengeschichte bezeichnet. Der Umsatz stieg um 19 % auf 26,2 Mill. Euro, und das Ebitda verdreifachte sich auf 3,1 Mill. Euro. Liefen die Monate April bis Juni ähnlich dynamisch?In unserem Coronaszenario gehen wir davon aus, dass wir auch im zweiten und dritten Quartal von der Coronakrise betroffen werden, aber natürlich nicht so stark, wie das in anderen Branchen der Fall ist. Doch auch bei uns wird man einen Einbruch sehen. Dennoch gehen wir davon aus, dass wir auch im zweiten und dritten Quartal weiteres Umsatzwachstum sehen. Welche Produkte laufen im Moment besonders gut?Beim Lizenzmanagement können wir im internationalen Kontext weiterhin eine sehr hohe Nachfrage sehen. Der Bedarf, Lizenzkosten zu sparen, ist sehr hoch. Laut dem Ende Mai verfassten Quartalsbericht erwarten Sie selbst bei einer deutlich länger anhaltenden Krise oder einer weiteren Verschlechterung der aktuellen Lage ein Wachstum im Umsatz und ein positives bereinigtes Ebit für das Geschäftsjahr 2020. Bleibt es dabei?Wir werden auf jeden Fall auch im Gesamtjahr ein Umsatzwachstum realisieren können, selbst wenn sich die aktuelle Coronalage deutlich verschlechtern sollte. Beim Betriebsergebnis und beim Nettoergebnis werden wir selbst bei weiterhin angespannter Lage positiv sein, und wenn sich die Lage entspannt, können wir auch beim Ergebnis stärker wachsen. Werden Sie im Umsatz auch im Gesamtjahr prozentual zweistellig wachsen können?Ob wir zweistelliges Umsatzwachstum erreichen, ist heute noch nicht absehbar. Das wird sich erst im vierten Quartal zeigen. Wer sind derzeit Ihre größten Kunden?Die größten Kunden kommen aus der öffentlichen Hand und der Versicherungsindustrie, deshalb haben wir sehr stabile Branchen in der aktuellen Zeit. Kein Kunde macht über 10 % der Umsätze, so dass wir hier keine übergroßen Abhängigkeiten haben. Mit Servicemanagement und Beratung beliefern wir unter anderem die Kunden BIT BW, das ist die IT-Organisation des Landes Baden-Württemberg, sowie ITZ Bund, ein IT-Dienstleister der Bundesrepublik. Welche Rolle spielt für Sie Software as a Service?Unsere Technologien sind sowohl als Einmallizenz als auch als SaaS verfügbar. Wir transformieren derzeit unser Geschäft vom On-Premise-Softwarehaus zu einem SaaS-Anbieter. Aktuell entscheiden sich rund 30 % der Neukunden für eine SaaS-Lösung. Zudem führt die gesteigerte Nachfrage nach SaaS-Lösungen im Markt zu höherer Nachfrage nach unseren Produkten für das Cloud-Management. Diese Produkte überwachen den Betrieb und steuern die Cloud-Ausgaben des Unternehmens transparent. Das Interview führte Daniel Schauber.