Klaus Hommels, Lakestar Spac I

„Wir müssen den Ausverkauf europäischer Tech-Firmen verhindern“

Am Montag ist die Aktie des Lakestar Spac (Special Purpose Acquisition Company) in Frankfurt in den Handel gestartet. Der Wagniskapitalgeber Klaus Hommels will mit dem Übernahmevehikel den Ausverkauf europäischer Technologiefirmen an die USA stoppen. Um dem Investment einen seriösen Charakter zu geben, versucht er, die Konditionen noch etwas fairer als in den USA zu gestalten.

„Wir müssen den Ausverkauf europäischer Tech-Firmen verhindern“

Christoph Ruhkamp.

Herr Hommels, in den USA sind Spacs schon längst der Renner. Warum wenden Sie sich mit Ihrem Übernahmevehikel Lakestar Spac nicht an die US-Börse, sondern bevorzugen Frankfurt?

Wir brauchen dieses Geld in Europa. Es fehlt sonst für die hiesigen Start-ups. Wir müssen den Ausverkauf europäischer Technologiefirmen an die USA verhindern. Theo Weimer, der Vorstandschef der Deutschen Börse, sieht dies ähnlich und hat deswegen gesagt, dass er mir hier helfen möchte. Es ist nicht o.k., wenn deutsche Sponsoren in den USA Spacs gründen und damit deutsche Firmen kaufen.

Warum nicht? Geld stinkt doch nicht. Deutsche Firmen können es für ihr Wachstum verwenden, egal woher es kommt.

Man richtet sich dann aber nach den US-Maßstäben der Rechtsprechung. Im Board sitzen meist nur noch Amerikaner. Das sind zum Beispiel Firmen, die darüber bestimmen, wie wir unsere Satelliten ins All schießen, oder die unsere Zahlungen abwickeln. Wir brauchen in Europa digitale Souveränität. Wir müssen Innovationen hierbehalten.

So schlimm wird der US-Einfluss über Jungunternehmen schon nicht sein?

Doch. Das sehen Sie doch bei Curevac. Der frühere Präsident Donald Trump wollte die Firma und ihren Impfstoff für sich beanspruchen, weil sie in den USA notiert ist. Eine Firma aus München ist dann die Tochter eines US-Unternehmens. Dort werden auch die Steuern gezahlt. Außerdem kann die Superbehörde CFIUS für ausländische Investments in Amerika jederzeit bestimmte Investorengruppen ausschließen. Dann verlieren sie jegliche Kontrolle. Das ist ganz klar amerikanische Industriepolitik. Der Markt ist dann ausgeschaltet. Deshalb wollte ich einen deutschen Spac mit der Deutschen Börse und der Deutschen Bank. Ich habe jetzt mal Lust auf Patriotismus.

Es gibt bei US-Spacs einen kleinen Schönheitsfehler. Die Sponsoren machen immer ihren Schnitt, weil sie 20% der Aktien erhalten – egal wie der Spac später performt. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Das wird zu Recht an US-Spacs kritisiert, und wir haben daher unsere ganz eigene Konstruktion geschaffen. Insbesondere gibt es bei uns eine erfolgsabhängige Beteiligung. Die 20% Aktienbeteiligung erhält Lakestar erst dann, wenn der Kurs vom Ausgabepreis 10 Euro zunächst auf 12 Euro und dann auf 14 Euro steigt. Auch gibt es noch weitere zeitliche Einschränkungen und Preisschwellen, ab denen Lakestar erst verkaufen kann: ein Drittel ab 10 Euro Aktienpreis, ein Drittel ab 12 Euro und das letzte Drittel ab 14 Euro. Ein wei­te­r­er Unterschied zu den USA ist, dass Lakestar-Spac-I-Aktionäre ihre Ak­tien zum Ausgabepreis zurückgeben können, bis eine Akquisition mit Mehrheit beschlossen wird. Nicht einmal die gegenwärtig zahlbaren Strafzinsen auf Einlagen zahlen sie, das übernehmen wir. Ich will, dass in einigen Jahren alle zufrieden sind und wir die Mehrheit junger Technologiefirmen in Europa gehalten haben.

Planen Sie ein Nachfolgevehikel? Und welche Firmen haben Sie im Visier?

Ja, wir wollen bald weitere Spacs auflegen. Es geht um 70 bis 80 Tech-Unternehmen in ganz Europa, die in Frage kommen. Ich kenne diese Unternehmen fast alle und weiß, welche für eine Übernahme und Börsennotierung offen und reif sind.

Was ist der Vorteil eines Spac gegenüber dem traditionellen Börsengang?

Sie können alles fertig vorbereiten. Weil es mit der Übernahme dann so schnell geht, gibt es keinerlei Marktrisiko. Traditionelle IPOs werden ja häufig noch abgeblasen, weil der Markt dreht. Ich kann einem jungen Unternehmen aber den Eintritt an die Börse und sogar den Preis dafür garantieren. Sie können mit den Investoren auch offener sprechen, ohne allerlei Regeln für die Kommunikation und Offenlegung von Finanzdaten beachten zu müssen. Zudem bleiben die Investoren für die Firma nicht anonym, sondern man kann sie direkt auswählen. Es sind große Adressen wie BlackRock und Vanguard dabei.

Rechnen Sie mit Nachahmern?

Ich kenne noch keine. Aber es wird sie bestimmt geben. Es geht einfacher und schneller, einen Spac in den USA aufzulegen. Wer das in Deutschland tun will, kann jetzt unseren Prospekt abschreiben.

Das Interview führte

BZ+
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