"Wir müssen bei Planungen vorsichtiger sein"
– Herr Dr. Bretthauer, die Gewinnwarnung vor einem Jahr war die erste in sechs Jahren. Allein 2015 haben Sie Ihre Jahresziele zweimal reduziert. Was läuft verkehrt?Das abgebremste Geschäft mit Systemen zur Laser-Direkt-Strukturierung (LDS) hat uns in diesem Jahr dazu veranlasst, zweimal Umsatz- und Gewinnprognosen anzupassen. Unsere Erwartung, dass das Geschäft wie in früheren Jahren auch im zweiten Halbjahr anziehen würde, hat sich nicht erfüllt.- Warum?Unternehmen vergeben Aufträge im LDS-Geschäft häufig kurzfristig. Das erschwert verlässliche Prognosen über einen längeren Zeitraum.- Das Geschäft mit LDS-Maschinen, größter Produktbereich von LPKF, liegt nach neun Monaten im Umsatz fast 70 % unter dem Vorjahreswert. Auftragseingang und -bestand liegen unter den Erwartungen. Wie wollen Sie das ändern?In Anbetracht des Auftragsbestands und des Basisgeschäfts, das wir monatlich sehen, sind wir davon überzeugt, die neuen Prognosen für 2015 zu erfüllen. Für 2016 zeichnen sich größere Projekte ab. Dieses Jahr müssen wir abhaken. Wir konzentrieren uns auf 2016, das im Moment deutlich positiver aussieht.- Worauf begründet sich Ihre Zuversicht?Wir haben nach den Erfahrungen in diesem Jahr für 2016 sehr sorgfältig geplant, in den Planungen steckt keine große Fantasie. Gerade beim LDS-Geschäft gehen wir das nächste Jahr sehr vorsichtig an. Wir wollen uns nicht noch einmal so überrascht lassen wie in diesem Jahr. Das LDS-Geschäft hat uns in großem Stil ausgebremst, der Rückgang war nicht zu kompensieren. Der wesentliche Grund, warum wir für 2016 optimistischer sein können, beruht auf einem wachsenden Basisgeschäft plus einer Vielzahl neuer, zusätzlicher Produkte. Auch im Solargeschäft, das in diesem Jahr erwartungsgemäß schwach gelaufen ist, verhandeln wir über neue Projekte.- Haben Sie die Gefahren der Abhängigkeit vom LDS-Geschäft nach den großen Erfolgen in früheren Jahren unterschätzt?Es gab ein Geschäftsjahr – das war 2010 -, in dem wir unsere Prognose dreimal nach oben angepasst haben. Das LDS-Geschäft bekam eine Dynamik, die ebenso überraschend war. Uns wurde da allzu vorsichtige Planung und Tiefstapelei bescheinigt. Nun haben wir es mit einem plötzlichen, ebenfalls nicht absehbaren Nachfragerückgang zu tun. In einem Konsumgütergeschäft, das wir indirekt über unsere Kunden bedienen, müssen wir mit solchen Schwankungen leben.- Was lernen Sie daraus?Wir müssen bei unseren Planungen nach einem Jahr, das uns sehr enttäuscht hat, vorsichtiger sein.- Sie haben angekündigt, die Kosten für Kunden im LDS-Geschäft zu reduzieren, weil es günstigere Alternativverfahren gibt. Wie sieht es da aus?Wir sind ein gutes Stück vorangekommen. Das Problem ist aber, dass auch geringere Kosten derzeit nicht zu einer höheren Nachfrage nach unseren LDS-Maschinen führt.- Warum ist die Investitionsbereitschaft so gering?Derzeit gibt es eine große Basis an installierten LDS-Maschinen. Auch andere Maschinenbauer, die nach Asien liefern, spüren das in Form sinkender Nachfrage. Die Auslastung unserer LDS-Maschinen bei Kunden in China ist offenbar gut. Nicht zuletzt die gesamtwirtschaftliche Lage veranlasst zu größerer Vorsicht, was neue Aufträge angeht.- Wo lässt die Nachfrage denn derzeit besonders nach?Vor allem in China spüren wir den Rückgang. In Korea sieht es ordentlich aus, wir erleben dort gerade Verlagerungen. Wann aber auf breiter Ebene Unternehmen den Mut für neue Investitionen in LDS-Maschinen fassen werden, ist schwer abzuschätzen.- Sie wollten das Produktspektrum erweitern und 2015 neue Laserverfahren einführen, die von 2016 an zu relevanten zusätzlichen Umsatzerlösen führen sollen. Wie weit sind Sie gekommen?Wir liegen mit dem neuen TGV-Verfahren genau im Plan. Voraussichtlich noch vor Weihnachten werden wir die erste Maschine ausliefern. Ferner haben wir das neue LTP-Druckverfahren vorgestellt. Die Umsatzerwartungen an diese neuen Projekte sind, was 2016 betrifft, allerdings noch nicht groß.- Erstmals in ihrer Geschichte wird LPKF 2015 einen Jahresverlust verbuchen. Fällt damit auch die Dividende weg?Wir werden der Hauptversammlung vorschlagen, keine Dividende zu zahlen. Unsere Dividendenpolitik besagt, dass wir nur bei Gewinnen ausschütten.- Wie wahrscheinlich ist ein Sparprogramm?Wir haben durch verstärkte Sparanstrengungen schon in diesem Jahr die Break-even-Schwelle gesenkt. Das war aber nicht ausreichend, um den Umsatzrückgang aufzufangen. Wir haben beim Personal bewusst nur selektiv abgebaut. Wir gehen im kommenden Jahr von erheblich stärkerem Wachstum aus. Wir wollen uns deshalb jetzt nicht ins eigene Fleisch schneiden. Ein neues größeres Sparprogramm planen wir vorerst nicht.- Spielen Zukäufe eine Rolle bei Ihren Planungen für 2016 und die Jahre danach?Wir verfolgen dieses Thema aktiv, haben es aber in unserer Planung nicht berücksichtigt.—-Das Interview führte Carsten Steevens.