IM INTERVIEW: SAMI BUSCH

"Wir prüfen alle Möglichkeiten"

Familienunternehmen Busch sieht Kontrollmehrheit für Pfeiffer Vacuum als eine Option - Komplementäres Geschäftsprofil bringt Vorteile für beide Seiten

"Wir prüfen alle Möglichkeiten"

Erst sagte der Vakuumpumpenhersteller Busch, der Einstieg in den Wettbewerber Pfeiffer Vacuum sei nur eine Finanzinvestition. Seit der Aufstockung auf 27,19 % macht Busch aber doch strategische Ziele geltend. Einer der geschäftsführenden Gesellschafter des verschwiegenen Familienunternehmens, Sami Busch, nimmt im Interview der Börsen-Zeitung Stellung zu den Plänen mit Pfeiffer Vacuum.- Herr Busch, warum haben Sie Ihre Strategie in der Beteiligung an Pfeiffer Vacuum geändert?Seit wir eine Beteiligung am 18. September eingegangen sind, hat sich eine günstige Gelegenheit ergeben, aufzustocken. Als Familienunternehmen war es dank unserer kurzen Entscheidungswege möglich, diese Gelegenheit spontan wahrzunehmen. Wir haben eine Gelegenheit am Markt gesehen.- Worin bestand konkret diese günstige Gelegenheit?Bei Aktienunternehmen ist es immer die Frage, zu welchem Kurs welche Anteile verfügbar sind. Wir sind zu einem Kurs eingestiegen, den wir für gut halten.- Woher kam diese Opportunität, waren verschiedene Adressen im Spiel?Wir haben aus dem Streubesitz gekauft. Wie Sie wissen, gab es dieses Jahr einige Überraschungen am Aktienmarkt, es war ein interessantes Jahr auch mit Blick auf makroökonomische Entwicklungen, die Einfluss auf den Aktienmarkt hatten. Und darin haben wir eben eine günstige Gelegenheit gesehen.- Was verstehen Sie unter günstig? Ist dies mit Blick auf die Bewertung von Pfeiffer gemeint oder mit Blick auf die Ziele, die Sie verfolgen wollen?Das beinhaltet ganz verschiedene Faktoren. Zum einen ist im Vakuummarkt allgemein sehr viel in Bewegung geraten in den vergangenen Jahren. Zum andern spielt der Aktienkurs eine Rolle. Zudem gehört für uns auch dazu, wie wir in der Familie intern aufgestellt sind. So sind für uns als Unternehmerfamilie einige Faktoren zusammengekommen, die diesen Schritt ausgelöst haben.- Sie sagen, Sie haben spontan gehandelt. Eine strategische Beteiligung geht man doch nicht einfach spontan ein. Hatten Sie von Anfang an den Erwerb einer Kontrollmehrheit im Sinn?Wir haben die Beteiligung anfangs als Finanzbeteiligung gesehen. Eine Kontrollmehrheit ist heute sicher eine der denkbaren Optionen. Wir halten uns derzeit alles offen und prüfen alle Möglichkeiten. Deswegen schließen wir auch nicht aus, weiter Anteile zuzukaufen, wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt, oder sie wieder zu verkaufen, sollte dies notwendig sein.- Das klingt so, als ob es sich doch mehr um eine Finanzbeteiligung handelt.Es ist eine strategische Beteiligung. Wir kennen uns im Vakuummarkt sehr gut aus. Meine Eltern haben die Firma Busch 1963 gegründet, wir haben große Erfahrung und kennen die Markttrends genau. Als Ankeraktionär wollen wir Pfeiffer Vacuum nach Kräften unterstützen, die Chancen, die sich in diesem Markt ergeben, auch zu ergreifen. Ich denke, sowohl das Unternehmen als auch alle Aktionäre werden davon profitieren.- Der CEO von Pfeiffer Vacuum hat erklärt, es sei im operativen Geschäft schwierig zu kooperieren, wenn ein Wettbewerber gleichzeitig Ankeraktionär ist.Busch und Pfeiffer sind in hoch komplementären Marktbereichen aktiv: Busch legt seinen Fokus auf das Industrievakuum, der Schwerpunkt von Pfeiffer liegt im Hochvakuum. Klar gibt es Bereiche, in denen man Wettbewerber ist, aber die sind sehr begrenzt.- Die Bedenken seitens Pfeiffer Vacuum sind also nicht stichhaltig?Es gibt kleine Marktbereiche, in denen wir aufeinandertreffen, im großen Ganzen sind Busch und Pfeiffer aber hochkomplementär.- Warum haben Sie nicht vorab mit dem Management von Pfeiffer gesprochen?Wir haben die Beteiligung wie gesagt anfangs als Finanzbeteiligung gesehen. Das war für uns die Möglichkeit, uns auch am Hochvakuummarkt zu beteiligen. Die Strategie hat sich erst später geändert durch die beschriebenen Opportunitäten.- Wenn es die Opportunität nicht gegeben hätte?Dann wären wir immer noch mit 15 % beteiligt.- Nun kommt Ihnen ein anderes Gewicht zu, wie gehen Sie mit dieser Rolle um?Wir sehen uns als Ankeraktionär, der den Vakuummarkt sehr gut kennt. So haben wir die Möglichkeit, auch unser Know-how zugunsten von Pfeiffer Vacuum und der Aktionäre einzubringen.- Was heißt das konkret?Als Ankeraktionär mit 27,19 % streben wir eine angemessene Vertretung im Aufsichtsrat an. Wir sind zurzeit in Gesprächen mit Pfeiffer Vacuum, dem möchte ich nicht vorgreifen.- Ist schon klar, wer aus der Familie diese Rolle übernehmen wird?Es ist noch nicht klar, ob das jemand aus der Familie sein muss. Die Möglichkeit besteht natürlich, aber wir werden das entscheiden, wenn es an der Zeit ist.- Drehen sich die Gespräche nur um den Aufsichtsrat, oder geht es um mehr?Es geht hauptsächlich um eine Repräsentation im Aufsichtsrat. Was haben wir weiter vor? Unser Hauptziel ist es, einen positiven Einfluss auf Pfeiffer Vacuum zu haben und unser Know-how einbringen zu können.- Aus eigener Kraft kann Pfeiffer Vacuum diese Chance nicht erreichen?Auch allein wird Pfeiffer sicher Chancen im Markt ergreifen können. Aber ich denke, mit uns als Ankeraktionär ergeben sich noch mehr Chancen.- Ist eine Übernahme geplant?Welche Entscheidungen wir treffen werden, steht noch nicht fest, wir prüfen noch Optionen.- Ist das abhängig vom Aktienkurs oder von der Kooperationsbereitschaft von Pfeiffer?Es spielen da viele Variablen hinein. Sicher wäre der finanzielle Teil wichtig, aber auch eine gute Kommunikation miteinander wäre, wie immer im Leben, hilfreich.- Sie werden also nicht ein feindliches Angebot abgeben?Wir haben freundliche Absichten. Wir sind langfristig orientiert und haben nicht die Absicht, Veränderungen in der Geschäftsstrategie herbeizuführen. Ich bin zuversichtlich, dass all dies zu einer guten Atmosphäre beitragen kann.- Sie haben viel Eigenmittel investiert, wie soll der weitere Anteilserwerb finanziert werden?Bisher haben wir nur Eigenmittel eingesetzt, um auf die 27,19 % zu kommen. Es wäre spekulativ, bezüglich der Finanzstruktur potenzieller weiterer Erwerbe etwas zu sagen.- Führen Sie Gespräche mit anderen Aktionären?Zurzeit konzentrieren wir uns auf Gespräche mit Pfeiffer Vacuum.- Haben Sie vorher mit anderen Aktionären gesprochen oder haben das noch vor?Ich kann nicht sagen, dass ich das direkt geplant habe, aber es ist sicher etwas, woran wir interessiert sind.- Werden Sie Busch als Unternehmen etwas öffnen müssen durch die nun eingegangene Beteiligung an einem gelisteten Unternehmen?Das kann ich nicht ausschließen. Als Familienunternehmen hat man den Luxus, nicht so transparent am Markt erscheinen zu müssen wie ein Aktienunternehmen. Gleichzeitig ist es so, dass Busch ein wirklich modernes und erfolgreiches Familienunternehmen ist und wir das auch darstellen können und wollen. Wir sind schon zu unserem 50-jährigen Jubiläum etwas mehr in die Öffentlichkeit getreten. Das wird sicher in Zukunft so weitergehen.—-Das Interview führten Isabel Gomez und Dietegen Müller.