"Wir setzen klar auf Subskriptionsmodelle"
Von Sebastian Schmid, FrankfurtSoftwareunternehmen setzen auf die Cloud. Das gilt längst nicht mehr nur für den Cloud-Software-Pionier Salesforce. Vom Grafiksoftware-Anbieter Adobe über Microsoft bis hin zu Europas größtem Softwarehaus SAP setzen längst alle großen Adressen auf das Wachstum mit jährlich wiederkehrenden Erlösen. Der britische Unternehmenssoftware-Spezialist Sage Group hat spätestens mit der Ernennung des Finanzvorstands Steve Hare zum CEO im November den Fokus darauf noch einmal auf ein neues Level gehoben.”Was unser Neugeschäft anbelangt, so setzen wir klar auf Subskriptionsmodelle”, stellt Andreas Zipser, Managing Director Central Europe bei Sage, klar. Der Verkauf von Softwarelizenzen ist vor diesem Hintergrund die eindeutige Ausnahme. Diese Entwicklung spiegelt, so Zipser, auch die aktuelle Nachfragesituation wider: “Die Akzeptanz für Softwaresubskription seitens unserer Kunden ist inzwischen so hoch, dass wir im Neugeschäft mittlerweile fast ausschließlich subskriptionsbasierte Verkäufe verzeichnen.” Die Vorteile der hohen Planbarkeit seien immens. Obwohl die Kunden theoretisch schneller den Anbieter wechseln können, tun sie dies laut Zipser nur selten.Der Anteil wiederkehrender Erlöse, zu denen neben der Cloud auch das Wartungsgeschäft zählt, ist bei der Sage-Gruppe mittlerweile auf 79 % gestiegen, erklärt Zipser. “Auch in Deutschland liegen wir deutlich über 70 %, Tendenz steigend.” Der Anteil der Subskriptionsverträge ohne Lizenzverkauf an den wiederkehrenden Erlösen liege mittlerweile mit 46 % fast bei der Hälfte. “Ein Viertel der gesamten Erlöse sind inzwischen reine Cloud-Erlöse, was für einen Hersteller eher traditioneller Softwareprodukte wie ERP oder Finanzbuchhaltung mit mehr als drei Jahrzehnten Firmenhistorie ein sehr hoher Anteil ist.” Keine Chancen liegen lassen”Viele Softwarefirmen könnten schneller in der Cloud wachsen, verzichten aber darauf, weil sie lieber noch etwas mehr Umsatzwachstum ausweisen wollen, und lassen so Chancen liegen”, ist Zipser überzeugt von einer klaren Pro-Cloud-Strategie. Kurzfristig könne diese aber natürlich schon dazu führen, dass Umsatz und Ergebnis erst einmal belastet werden.Dass der Brexit für das britische Softwarehaus zum Stolperstein werden kann, glaubt der vor allem für den deutschen Markt zuständige Manager nicht. “Wir gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen des Brexit für uns in Grenzen halten werden.” Das Geschäft in Deutschland basiere im Wesentlichen noch auf Produkten, die im Land selbst entwickelt und verkauft werden, sagt Zipser. “Fragen des Imports oder Exports von Waren, bei denen der Brexit eine wichtige Rolle spielt, sind für uns insofern kaum relevant.”An sich sei die Softwarebranche weniger abhängig von Konjunkturschwankungen als andere Sektoren. “Wenn Unternehmen in der Krise sind, versuchen sie effizienter zu werden. Und dazu nutzen sie oftmals Softwarelösungen. In Boomphasen setzen sie auf Software, um ihr Wachstum zu beschleunigen”, so Zipser. Durch den Trend zur Cloud werde sich die Krisenfestigkeit der Softwarebranche aus seiner Sicht weiter verbessern, weil die Investitionshürde der Lizenzkäufe wegfalle. Auch in anderer Hinsicht sei die Cloud transformativ. “Natürlich ist Software as a Service nicht nur ein anderes Vertriebsmodell, es hat auch starke Auswirkungen auf die Unternehmen, die es nutzen”, sagt Zipser. “Diese machen sich vor allem in den klassischen IT-Abteilungen bemerkbar, deren Aufgabenspektrum sich durch die Cloud stark verändert. Unternehmen haben durch Cloud-basierte Software-Lösungen die Möglichkeit, Administrationsaufwand in der internen IT signifikant zu verringern, da das Hosting der Software komplett in der Verantwortung des System-Providers liegt. Damit werden Kapazitäten frei, um sich noch stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können.” KI und Spracheingabe”Im Rahmen unserer Cloud-Strategie fokussieren wir bei Sage vor allem Softwareanwendungen aus den Bereichen Finanzbuchhaltung, ERP und Personalwesen”, so Zipser. Strategische Technologiethemen sind aus seiner Sicht künstliche Intelligenz und Sprachsteuerung. “Mit künstlicher Intelligenz und Sprachsteuerung stehen wir vor einem Paradigmenwechsel in der Frage, wie Anwender Software künftig nutzen werden”, glaubt Zipser. “Hat sich das Design des User Interface bislang vor allem auf die grafische Oberfläche konzentriert, wird es künftig stärker multiple Umfelder und vielfältigere Interaktionsformen des Users mit seiner Software abdecken müssen. Da gibt es noch viele Möglichkeiten zur Effizienzverbesserung.”