"Wir sind noch lange nicht am Ende"

Hauptversammlung von Praktiker beschließt notwendigen Kapitalrahmen

"Wir sind noch lange nicht am Ende"

m. Hamburg – Die existenzbedrohliche Situation bei der Baumarktkette Praktiker schwelt weiter: Nach katastrophalen Zahlen für das erste Quartal verlief auch “der Mai leider nicht besser”, erklärte Vorstandsvorsitzender Armin Burger in der Hauptversammlung.Eine anämische Eigenkapitalquote von 9% und eine extrem angespannte Liquiditätslage zeigen, dass es bei den Finanzen weiter brennt. Einen Sanierungsbeitrag übernahmen die Lieferanten, indem sie längere Zahlungsziele eingeräumten, wofür sich das Management ausdrücklich bedankte.Die Schaffung eines neuen Kapitalrahmens im maximal möglichen Umfang von 57 Mill. Euro und eine Ermächtigung zur Ausgabe von Options- oder Wandelschuldverschreibungen bzw. von Genussrechten über die Schaffung eines bedingten Kapitals standen im Mittelpunkt der Hauptversammlung. Bei einer Präsenz von 30,5% wurden die entsprechenden Beschlüsse mit 98,07% beschlossen, wobei die Donau Invest und Maseltov (De-Krassny-Sphäre) unterstützten.”Was ist, falls die Strategie nicht aufgeht”, wollte Steffen Kraus von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in der Aussprache wissen. Durch ein besichertes Darlehen von 75 Mill. Euro, eine Kapitalerhöhung um 60 Mill. Euro und Kreditlinien von 40 Mill. Euro sei aber erst einmal sichergestellt, dass es “weitergeht”. Kraus kritisierte, dass der Sanierungsfall Praktiker nur ein “Glücksfall für die Berater” sei. 2012 waren insgesamt 36,9 Mill. Euro an Berater geflossen, darunter 7,4 Mill. Euro an Freshfields, 5,1 Mill. Euro an Roland Berger sowie 2,2 Mill. Euro an Boston Consult. Fest in BeraterhandDie Neuausrichtung von Praktiker folgt einem von Roland Berger entwickelten Konzept. Danach sollen insgesamt 119 frühere Praktiker-Märkte auf Max Bahr umgeflaggt werden. Je Markt ist das mit Kosten von rund 1,1 Mill. Euro verbunden. Aktuell seien noch sieben Berater von Roland Berger auf Vollzeitbasis mandatiert, wobei pro Woche 139000 Euro zuzüglich 15% Nebenkosten fließen. Im laufenden Jahr summierte sich das schon wieder auf 3,1 Mill. Euro.Kraus wollte zudem wissen, zu welchem Wert Max Bahr verpfändet wurde und ob durch die massive Umstellung von Praktiker Märkten auf Max Bahr nicht diese Marke beschädigt werde. Er kündigte an, gegen die vorgeschlagenen Aktienoptionen für die Führungskräfte zu stimmen. Eine Bindungsfrist von drei Jahren sei viel zu kurz.Die Großaktionärin Isabella de Krossny erwartet bei Praktiker noch “ein bis zwei harte Jahre”. Das Unternehmen kämpfe um sein Überleben. Sie zeigte sich aber überzeugt, “dass wir das schaffen”. Es seien noch Assets vorhanden, die man eventuell verkaufen könne. “Wir sind noch lange nicht am Ende”, sagt sie.Falls es gelinge, die Rohertragsspanne um 4 bis 5 Prozentpunkte zu erhöhen und gleichzeitig weiteres Kostengepäck abzuwerfen, komme man wieder auf positives Terrain. Sie verwies auf die vorhandenen hohen Verlustvorträge. Daraus ergebe sich für die Aktionäre “eine Option”, zu der die aktuelle Marktkapitalisierung von 100 Mill. Euro nicht passe.Hart mit dem Alt-Management ins Gericht ging Aktionär Manfred Klein: Die “Ausschlachter” müssten nach und nach verschwinden. Er kritisierte das schwache erste Quartal: Nicht nur bei Praktiker habe es geregnet. Er bedauerte, dass Praktiker auf das Niveau eines Penny Stocks abgerutscht sei. Der Beschlusspunkt Sitzverlegung nach Hamburg (TOP 6) war zurückgezogen worden.