INDUSTRIE IM AUSNAHMEZUSTAND - IM INTERVIEW: MAURO DI ROBERTO

"Wir sind überzeugt vom italienischen Know-how"

Coronavirus trifft Bulgari hart - China einer der größten Märkte - Konzern setzt auf heimische Produktion

"Wir sind überzeugt vom italienischen Know-how"

Herr Di Roberto, welche Auswirkungen hat die Coronavirus-Epidemie auf Bulgari?Es ist klar, dass uns das nicht hilft. China ist ein wichtiger Markt für uns. Es betrifft aber auch alle Märkte mit einer großen Zahl von Kunden und Touristen aus China, die in diesen Tagen leider deutliche Rückgänge erleben. Was sind die wichtigsten Märkte für Bulgari?China, die USA und der Mittlere Osten. Wie läuft es generell bei Bulgari?Der Weltmarkt für Schmuck ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Und Bulgari ist noch stärker gewachsen und hat den Wettbewerbern Marktanteile abgenommen. Bulgari hat seinen Sitz in Rom. Doch die Produktion ist in Valenza. Warum?Bulgari ist in Rom entstanden und Rom wird immer unser kreatives Zentrum bleiben, in dem das Design und die Produktentwicklung sitzen. Wir haben auch eine Fertigung für die Produktion von Spezialteilen der höchsten Kategorie hier. Aber unser industrielles Zentrum ist in Valenza, in der größten Schmuckfabrik Europas. Die Fertigung in Valenza wurde erst vor drei Jahren eröffnet und trotzdem verdoppeln Sie schon wieder die Kapazität!Ja, das Projekt dort wurde 2014 entwickelt, aber aufgrund des starken Wachstums der letzten Jahre brauchen wir größere Kapazitäten, um die Nachfrage der Märkte zu befriedigen. Bis Ende 2022 verdoppeln wir die bestehenden Kapazitäten und wollen neue Arbeitsplätze schaffen. Wir haben heute 710 Mitarbeiter. Künftig werden es in der Endphase mehr als 1 400 sein. Insgesamt haben wir bei Bulgari mehr als 5 000 Beschäftigte. Werden Sie künftig alles selbst fertigen?Nein, für uns ist es strategisch, eine ausgewogene Mischung zwischen interner und externer Fertigung zu haben. In Valenza haben wir sehr viel hochqualifizierte Lieferanten, mit denen wir seit langer Zeit arbeiten. Wir lernen viel von ihnen und ihrem Know-how. Wir wollen einige Tätigkeiten ins Haus holen, aber die Zahl unserer externen Partner nicht verändern. Was macht die Stärke von Valenza und generell Italiens in der Schmuckindustrie aus?Wir sind der einzige Schmuckhersteller, der ausschließlich in Italien produziert. Wir sind überzeugt vom italienischen Know-how und unserer Handwerkskunst. Valenza bietet weltweit ein einzigartiges Know-how, mit einer Expertise auf dem höchsten Niveau und einer langen Tradition. Gibt es genug Fachkräfte?Im Allgemeinen sind junge Leute heute weniger interessiert an manuellen Tätigkeiten als früher und es ist nicht nur für uns schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Wir arbeiten mit anderen Unternehmen dieser Zone, der lokalen und regionalen Verwaltung zusammen, um die nötigen Ausbildungsstrukturen zu schaffen. Genau deshalb haben wir unsere Akademie gegründet, in der wir unsere künftigen Fachkräfte ausbilden. Für uns zählt nicht nur das technische Know-how, sondern auch die Fähigkeit, in einem Team und mit Begeisterung zu arbeiten. Das Interview führte Gerhard Bläske.