IM GESPRÄCH: MARTIN DAUM

"Wir wollen der unbestrittene Marktführer sein"

Der CEO von Daimler Trucks in Nordamerika hält die Fundamentaldaten in der Branche für durchweg positiv

"Wir wollen der unbestrittene Marktführer sein"

Von Peter De Thier, zzt. PortlandTrotz des schwachen konjunkturellen Umfelds rechnet Martin Daum, Vorstandschef von Daimler Trucks of North America (DTNA), mit kräftigen Wachstumsraten bei dem größten Hersteller von Nutzfahrzeugen auf dem amerikanischen Markt. Im Gespräch mit der “Börsen-Zeitung” erklärt der Topmanager, wie sich DTNA dank moderner Umwelttechnologie und effizienteren Spritverbrauchs in den kommenden Jahren noch weiter von der Konkurrenz abheben will. Kräftiger Tritt aufs GaspedalNach vier mageren Jahren hat DTNA, die in der Nafta-Region mit einem Marktanteil von 32 % der Branchenprimus ist, kräftig Gas gegeben. 2011 stieg die Zahl der verkauften leichten, mittelschweren und schweren Trucks gegenüber dem Vorjahr um 55 % und legte im ersten Quartal 2012 gegenüber der Vergleichszeit 2011 um weitere 47 % zu. Doch während einige das Glas als halb voll ansehen würden, steht Daum der Absatzentwicklung nüchterner gegenüber.”Von 2006 bis 2009 haben wir eine Einbuße von 60 % hinnehmen müssen”, erklärt Daum. “Es ist zwar richtig, dass wir nun eine Reihe starker Quartale hinter uns haben. Doch wenn das Geschäft um 60 % schrumpft, dann muss man um 150 % zulegen, um wieder da zu sein, wo wir vorher waren. Wir sind auf dem richtigen Weg.”Seinen verhaltenen Optimismus begründet der Daimler-Manager mit den Schwankungen, denen der Markt für Nutzfahrzeuge unterliegt. Während in der Pkw-Branche jährliche Abweichungen von 10 % die Norm sind, seien die zyklischen Veränderungen, denen sich DTNA gegenübersieht, geradezu dramatisch. So wurde laut Daum auf dem US-Markt im Jahr 2006 die Rekordzahl von 550 000 Trucks verkauft. Bis 2009 hingegen schrumpfte die Zahl um fast zwei Drittel auf 186 000. “Der Gesamtmarkt nähert sich nun wieder dem langjährigen Durchschnitt von 360 000 verkauften Einheiten, der notwendig ist, um gesunde Wachstumsraten zu verzeichnen.”Daum räumt ein, dass die schwache US-Konjunktur zu einer Abschwächung des Auftragseingangs geführt hat, glaubt aber, dass “in unserer Branche die Fundamentaldaten durchweg positiv sind”. Dickes PolsterSo verfüge DTNA über ein strukturell gutes Auftragspolster. Auch habe der Truckbestand ein Rekordhoch erreicht. Dies wiederum erhöhe die Nachfrage nach neueren Modellen, da Kunden wissen, dass “alte Nutzfahrzeuge deutlich teurer sind”. Als weiteren Faktor nennt der Daimler-Manager die vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten. Während der Finanzkrise sei es “deutlich schwieriger gewesen, an Geld zu kommen, und die Risikoprämien führten dazu, dass Zinsen von 10 bis 12 % gezahlt wurden”. Heute hingegen könnten Neuanschaffungen zu Sätzen von 2 bis 3 % finanziert werden, die Daum als “phänomenal” bezeichnet.Einen zentralen Stellenwert räumt der Konzernlenker auch neuer Umwelttechnologie ein. Im Mai wurde der neue Schwer-Lkw Freightliner Cascadia Evolution vorgestellt, der 2013 auf den Markt kommen wird und dank seines Detroit-DD15-Dieselmotors sowie aerodynamischer Verbesserungen bis zu 7 % weniger Treibstoff verbraucht als das bisherige Modell. “Das ist ein wichtiger Schritt, aber zugleich nur der Anfang”, sagt Daum. “Auf dem Nutzfahrzeugmarkt ist effizienterer Treibstoffverbrauch der Schlüssel zum Erfolg, da wollen wir noch besser werden und somit unsere Wettbewerbsposition weiter ausbauen.”Dazu zählen sämtliche Maßnahmen, um den Dieselverbrennungsmotor zu perfektionieren, sowie “neue Alternativen im Hybridbereich und beim Erdgas zu beobachten, die wir als Marktführer nicht verschlafen dürfen”. Der DTNA-Chef denkt unter anderem an den Einsatz neuer Antriebstechnologien, an computergesteuerte Komponenten und sogenanntes “scientific testing”, das darauf abzielt, mögliche Schwachstellen zu entdecken, um noch so geringe zusätzliche Einsparungen beim Benzinverbrauch zu erzielen.Dass sich US-Präsident Barack Obama als Vorkämpfer für alternative Energieformen profiliert hat und bei den bevorstehenden Wahlen durch den energiepolitisch konservativeren Republikaner Mitt Romney abgelöst werden könnte, wird nach Daums Einschätzung für sein Unternehmen keine Auswirkungen haben. “Effizienterer Treibstoffverbrauch ist ein allgemeingültiges Postulat, für das sich beide Kandidaten einsetzen, auch wollen beide die notwendigen Anreize schaffen, um den Investitionsstandort USA attraktiver zu machen, da erwarte ich so oder so keine Veränderungen.”Was die mittelfristige Zielsetzung anbetrifft, hat Daum die Latte hoch gelegt. “Konkrete Zahlen möchte ich keine nennen. Unser Ziel ist es jedenfalls, der unbestrittene Marktführer zu sein, der Trends bestimmt, den Markt bestimmt und somit der dominante Faktor in Nordamerika ist.”