Audit und Consulting

Wirtschaftsprüfer in Zukunftsthemen am Drücker

Große Transformationsprojekte treiben das Geschäft der deutschen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. Veränderungsdruck prägt aber auch den Berufsstand selbst.

Wirtschaftsprüfer in Zukunftsthemen am Drücker

Wirtschaftsprüfer in Zukunftsthemen am Drücker

Hohe Wachstumsdynamik im deutschen Markt − Branche hofft auf Öffnung des Berufsstands

swa Frankfurt

Geopolitische Risiken, Transformation, Digitalisierung, KI und ESG-Regulierung sorgen bei Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen für dynamisches Wachstum. Unternehmen suchen Unterstützung in zentralen Zukunftsthemen. Guter Rat ist angesichts konjunktureller Schwierigkeiten auch in Restrukturierungen gesucht.

Marktvolumen verdoppelt

Nach Zahlen des Marktforschers Lünendonk ist das deutsche Geschäft mit Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung 2023 um 8,8% auf 19,8 Mrd. Euro gestiegen. Damit habe sich das Marktvolumen innerhalb von zwölf Jahren verdoppelt. Die vier Platzhirsche PwC, KPMG, EY und Deloitte bauten mit einem Wachstum von 17,1% auf 10,2 Mrd. Euro ihren Marktanteil von 48% auf 51,5% aus. Im Kreis der Big4 gelang PwC das stärkste Plus mit einem Umsatzanstieg um 21,8% auf 2,97 Mrd. Euro.

Hohe Wachstumsdynamik zeigen auch die sogenannten Next Six mit einem Wachstum im Mittel um 15,6%. Zu dieser Gruppe zählen Gesellschaften mit mehr als 100 Mill. Euro Umsatz sowie exklusiver Zugehörigkeit zu einem globalen Netzwerk. Diese Gruppe wird angeführt vom neuen SAP-Abschlussprüfer BDO, der den Umsatz zuletzt um 16,5% auf 404 Mill. Euro ausbaute. Dicht auf den Fersen ist RSM Ebner Stolz mit einem Wachstum 2023 um 16% auf 398 Mill. Euro. Zum Kreis der Next Six gehören zudem Rödl & Partner, Forvis Mazars, Baker Tilly sowie Grant Thornton.

Herausforderung ESG

Andrea Bruckner, Co-Chefin von BDO, verweist auf zentrale Zukunftsthemen als Treiber des Geschäfts. Der Wandel in Geschäftsmodellen, hohe Investitionen in Digitalisierung und KI, aber auch Cyberrisiken seien „Riesenthemen", in denen Unternehmen Unterstützung suchten. „Wer die richtigen Antworten hat, ist besonders erfolgreich“, sagt Deloitte-Geschäftsführer Christoph Schenk.

Rainer Grote, Partner und Head of Audit von Nexia, bezeichnet ESG als größte Herausforderung in der Wirtschaftsprüfung. Der Transformationsprozess der Wirtschaft habe sich noch nicht überall im Bewusstsein verankert. „Es geht nicht um den CO2-Ausstoß des Vorstandsautos“, warnt Grote. Der Gesetzgeber lasse aber im Thema Nachhaltigkeit noch vieles im Dunkeln.

Veränderungen im Berufsstand

Nach dem starken Geschäftsjahr 2023 blickt die Branche mit Zuversicht in den laufenden Turnus. Zwar rechnen die von Lünendonk befragten Unternehmen mit einer Abkühlung des Wachstums. Die Big4 stellen jedoch wieder eine zweistellige Umsatzsteigerung von 17% in Aussicht, die Top25 erwarten ein fast zweistelliges Wachstum um 9,3%.

Der Berufsstand selbst ist von hoher Veränderungsdynamik gekennzeichnet. Heike Wieland-Blöse, Deutschlandchefin von Grant Thornton, sagt voraus, dass die Branche in fünf Jahren „komplett anders aussehen wird“. Im Transformationsprozess seien auch „Fremdbeteiligungen dringend nötig". Die Diskussion dürfe dabei nicht auf eine Kapitalbeteiligung von Private Equity verengt werden.

PE als Gesellschafter?

BDO-CEO Bruckner erhofft sich „eine Öffnung des Berufsstands“. Es sei nicht nachvollziehbar, warum nur examinierte Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Gesellschafter werden dürften. Christoph Regierer, CEO von Forvis Mazars, gibt zu Bedenken, dass sich hinter der vieldiskutierten Beteiligung von Private-Equity-Häusern in der Branche in den USA bei genauem Hinsehen erstmal ein Abverkauf der Pensionsverpflichtungen von Wirtschaftsprüfern verberge.

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