WMF verschwindet von der Börse

Aktionäre des traditionsreichen Besteckherstellers stimmen Squeeze-Out zu

WMF verschwindet von der Börse

bl Stuttgart – Der traditionsreiche Küchengeräte- und Besteckhersteller WMF verabschiedet sich demnächst von der Börse. Die Aktionäre haben auf der Hauptversammlung in Stuttgart mit einer Zustimmungsquote von 99,52% einem Squeeze-Out zugestimmt. Zuvor hatte sie teilweise leidenschaftlich über die Übertragung ihrer Anteile an die Finanzinvestoren KKR und Fiba, die über ihre gemeinsame Holdinggesellschaft Finedining Capital 92 % des Kapitals kontrollieren, diskutiert.Der Squeeze-out ist der vorerst letzte Schritt einer Art Tabula rasa beim ältesten börsennotierten Unternehmen Württembergs. Den verbliebenen Anteilseignern wurden per Barabfindung 58,37 Euro angeboten. Dass man das Unternehmen von der Börse nehmen will, begründete WMF-Chef Peter Feld mit finanziellen Vorteilen. Man spare so Kosten und Aufwand, weil bestimmte gesetzliche Veröffentlichungspflichten dann nicht mehr gälten. Außerdem entfielen die Kosten für die Vorbereitung, Einberufung und Durchführung der Hauptversammlungen. Die Verschmelzung mit der Holdinggesellschaft ermögliche zudem eine einfachere Konzernstruktur und erleichtere auch Beschlüsse bei WMF, sagte Feld. “Kulturschaden”Viele Aktionäre äußerten sich sehr skeptisch und sprachen von einem “erheblichen Kulturschaden” für das vor 161 Jahren als Württembergische Metallwarenfabrik gegründete Unternehmen. Dieser Schaden ist aus der Sicht vieler Anteilseigner längst eingetreten.Seit der langjährige Konzernchef Thorsten Klapproth 2013 gehen musste, blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Der neue Vorstandsvorsitzende Peter Feld, der von Beiersdorf kam, krempelte zunächst den Vorstand komplett um. Nachdem zuvor schon die unrentable Tochter Princess (Elektrokleingeräte) verkauft worden war, veräußerte Feld die Alfi-Isolierkannen und machte die Besteckmarke Auerhahn zu. WMF konzentriert sich künftig auf Tisch und Küche sowie professionelle Kaffeemaschinen sowie die Marken WMF, Silit (Kochtöpfe) und Kaiser (Backformen). Die Verwaltungen von Kaiser und Silit werden an den Firmensitz in Geislingen verlagert. Die Zahl der Logistikzentren in Deutschland wird von 33 auf zwei reduziert. 50 von 230 WMF-Filialen werden geschlossen. Das Sortiment von einst 40 000 Artikeln wurde auf 25 000 reduziert. Außerdem werden 600 von 6 100 Stellen gestrichen. Auf betriebsbedingte Kündigungen wird dagegen verzichtet. Feld will die Internationalisierung vor allem nach China und Nordamerika vorantreiben.Die Maßnahmen bei dem traditionsreichen Unternehmen haben unabhängig von dem Squeeze-out für erhebliche Unruhe gesorgt. Mitarbeiter sorgten immer wieder mit Protestaktionen für Aufsehen. Sie fürchten die Zerschlagung des Unternehmens sowie den Verlust weiterer Arbeitsplätze.