Wohnwagenhersteller Knaus braucht die Börse nicht
Reuters Bad Griesbach – Jetzt ist es amtlich: Der niederbayerische Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller Knaus-Tabbert will sein Wachstum auch ohne einen Börsengang finanzieren. Bei den Überlegungen für eine Emission sei es darum gegangen, schnell 200 Mill. bis 300 Mill. Euro für die Übernahme eines Konkurrenten lockermachen zu können, sagte Geschäftsführer Wolfgang Speck. Knaus-Tabbert habe sich deshalb auf Wunsch des Eigentümers, der niederländischen Beteiligungsfirma HTP, börsenreif gemacht. Zwar stünden einige Unternehmen aus der Branche zum Verkauf. “Aber es gibt kein geeignetes Zielobjekt, das wir kaufen wollen”, sagte Speck. Deshalb seien die Pläne auf Eis gelegt worden. Der Rivale Hymer aus Bad Waldsee prüft derzeit einen Börsengang oder den Verkauf eines Minderheitsanteils an einen Investor.Die geplanten Investitionen von 150 Mill. Euro in den Ausbau der Produktionskapazitäten könne Knaus-Tabbert aus den Gewinnen und Kreditlinien seiner Banken finanzieren, sagte Speck. HTP hatte das Unternehmen aus Jandelsbrunn 2009 aus der Insolvenz heraus gekauft. In Finanzkreisen hieß es, der Investor habe den Aufwand für einen Börsengang gescheut. Knaus-Tabbert rechnet im laufenden Jahr und den folgenden Jahren mit einem kräftigen Wachstum. Der Umsatz soll 2018 auf 730 Mill. bis 750 Mill. Euro steigen, das wäre gut ein Fünftel mehr als 2017. Bis 2022 sei auch “eine volle Milliarde drin”, sagte Speck. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll im laufenden Jahr bei rund 70 Mill. Euro herauskommen. “Wir liegen im Ebitda knapp unter 10 % Marge”, sagte der Knaus-Tabbert-Chef. “Was die Ertragskraft betrifft, sind wir ganz weit oben in der europäischen Caravaning-Industrie.”Der Zuwachs soll in diesem Jahr vor allem aus der Reisemobilsparte kommen, die den Absatz von weniger als 5 000 auf knapp 8 000 Fahrzeuge steigern will. Insgesamt plant Knaus-Tabbert mit 24 400 verkauften Wohnwagenanhängern und Wohnmobilen. Europaweit sei das ein Marktanteil von 13 bis 14 %. Bis 2022 soll die Zahl auf fast 30 000 steigen. “Der europäische Markt ist weiter auf Wachstumskurs”, sagte Speck. Um sich darauf einzustellen, müsse Knaus-Tabbert die Kapazität in den nächsten Jahren auf bis zu 35 000 Freizeitmobile ausbauen. Von der Debatte um den Diesel, der die meisten der Gefährte antreibt, lässt sich Speck nicht beirren.