Xiaomi muss sich mit abgespecktem IPO begnügen
nh Schanghai – Der an den Märkten mit Spannung verfolgte Gang des chinesischen Smartphone-Herstellers und Technologiekonzerns Xiaomi an die Hongkonger Börse wird zu deutlich abgespeckten Konditionen erfolgen. Am Donnerstag startete die Vermarktung für die Ausgabe von 2,18 Milliarden Aktien in einer Spanne zwischen 17 und 22 HK-Dollar. Damit wird sich die Kapitalaufnahme des weltweit viertgrößten Smartphone-Bauers in einer Größenordnung zwischen 4,7 Mrd. und 6,1 Mrd. Dollar (5,2 Mrd. Euro) bewegen, nachdem man zuvor von rund 10 Mrd. Dollar ausgegangen war. Rückzieher bei CDR Xiaomi hatte angekündigt, dass sich die Kapitalaufnahme etwa hälftig auf Hongkong und die Börse Schanghai verteile. Dies sollte im Rahmen einer neuen Initiative erfolgen, bei der im Ausland gelistete chinesische Tech-Unternehmen über die Ausgabe von Chinese Depositary Receipts (CDR) einen Weg an Chinas Festlandbörsen finden. Am Dienstag allerdings wurde dieses Unterfangen wieder abgeblasen. Dabei dürften neben jüngsten Marktunruhen auch noch ungeklärte Fragen über die von Xiaomi anvisierte Bewertung eine Rolle gespielt haben. Auf dem Festland werden bei IPOs seitens der Regulatoren sehr enge Grenzen zur Konditionsgestaltung gesetzt. Dabei scheint es noch kein Übereinkommen zu geben, ob dies bei Emissionen via CDR liberaler gehandhabt wird. Angesichts der derzeit schwierigen Marktbedingungen an der Hongkonger Börse wird Xiaomi mit den jetzt avisierten Konditionen die hochgesteckten Erwartungen für das weltweit größte IPO im Technologiesektor seit dem New Yorker Börsengang des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba vom September 2014 nicht erfüllen können. Im Vorfeld hatte Xiaomi eine Kapitalaufnahme von gut 10 Mrd. Dollar anvisiert und gleichzeitig angedeutet, mit dem IPO auf eine Marktbewertung von rund 100 Mrd. Dollar kommen zu wollen. Mit der nun abgesteckten Preisspanne beläuft sich die Börsenkapitalisierung zum Handelsstart allerdings nur auf 53,9 bis 69,8 Mrd. Dollar. Xiaomi kommt mit seinem Börsengang in schweres Fahrwasser, nachdem die chinesischen Aktienmärkte in den vergangenen Wochen unter dem Eindruck des eskalierenden Handelsstreit zwischen China und den USA von deutlichen Einbußen und einem angeknacksten Anlegervertrauen insbesondere auch bei Technologiewerten geprägt sind. Damit gilt es als nicht unbedingt gesichert, dass Xiaomi auf die typischerweise hohe Resonanz für Tech-IPOs in Hongkong zählen kann. Das deutliche Zurückschrauben der Marktwertambitionen beim Xiaomi-IPO ist nach Ansicht von Experten nicht nur dem etwas ungünstigen Emissionszeitpunkt geschuldet, sondern liegt vor allem auch an Unsicherheiten über die Bewertung eines Unternehmens. Bei Xiaomi erstrecken sich rund 70 % der Konzernumsätze auf das Kerngeschäft mit Smartphones, die auch für das Gros der operativen Gewinne steht. Xiaomi selber sieht sich allerdings eher als ein heranreifender Internetdienstleister mit einem eigenen Ecosystem und hat daran hohe Bewertungserwartungen geknüpft. An den Märkten werden Internetaktien wesentlich höher bewertet als Firmen im Sektor IT Hardware. Mit den jetzt vorgestellten Konditionen wird Xiaomi eher in letztgenannter Kategorie eingeordnet, betonen Analysten. Das Preisband läuft auf einen Multiplikator von etwa dem 23- bis 29-Fachen der für 2019 erwarteten operativen Gewinne hinaus, was für einen Internetdienstleister ein recht niedriges Multiple darstellen würde. Auf Basis der für das laufende Jahr zu erwartenden Erträge wiederum landet man bei einem wesentlich ambitionierteren Bewertungsmultiplikator zwischen 40 und 51. Wie bei Börsengängen in Hongkong üblich, kommt es zu einer Vorabplatzierung bei Ankerinvestoren, die sich mit längeren Haltefristen binden. Dabei sollen sich zwei Unternehmen mit besonderem Interesse an der Smartphone-Branche engagieren, nämlich der Mobilfunkriese China Mobile und der führende Handychip-Entwickler Qualcomm mit jeweils 100 Mill. Dollar. Qualcomm als AnkeraktionärAls weitere Ankerinvestoren fungieren China Development Bank sowie die ebenfalls staatlichen Konglomerate China Merchants und China Poly Group; hinzu komm der Expresskurier SF Holding. Die Vermarktungsphase läuft noch bis zum 28. Juni, der Handelsstart ist für den 9. Juli vorgesehen. Investmentbankseitig wird Xiaomi von Goldman Sachs, Morgan Stanley und CLSA begleitet.