Managergehälter

Zäsur in der Vergütung von Vorständen

Die Ertragserosion im Zuge der Pandemie spiegelt sich in den Gehältern der CEOs im Dax, doch für viele Top-Manager hält sich der Aderlass in Grenzen.

Zäsur in der Vergütung von Vorständen

swa Frankfurt

Die Corona-Pandemie wirkt sich im Gehaltskonto der Top-Führungskräfte aus. Die durchschnittlichen Bezüge der CEOs im Dax sind 2020 um 28% auf 5,3 Mill. Euro gesunken, geht aus einer Aufstellung der Unternehmensberatung HKP Group hervor. Dabei ist der Gewinn im Schnitt um 45% auf 1,5 Mrd. Euro eingebrochen. Die Analyse von HKP enthält Firmen, deren CEOs ganzjährig im Amt waren. Linde und Delivery Hero sind nicht berücksichtigt, weil ihre Vergütungsberichte noch nicht vorliegen.

Aus Sicht von Vergütungsberater Michael Kramarsch, Managing Partner von HKP, erweist sich das Geschäftsjahr 2020 als Zäsur. Nie zuvor seit der verpflichtenden Veröffentlichung der individuellen Vorstandsgehälter im Jahr 2006 habe man „einen so deutlichen Rückgang im Durchschnitt der Vergütungshöhen gesehen“. Das sei „Pay for Performance“. In der Analyse berücksichtigt seien die zahlreichen individuellen Vergütungsverzichte, aber auch Sonderzahlungen für besondere Leistungen während der Pandemie, ergänzt HKP-Partnerin Regine Siepmann. „Die Vergütungssysteme der führenden börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben den krisenspezifischen Lackmustest be­standen“, meint die Beraterin.

Geprägt ist das Bild 2020 von einer beträchtlichen Spreizung in der variablen Vergütung. Bei den Dax-Konzernen mit Gewinneinbußen ist das Ergebnis je Aktie nach Berechnungen von HKP  im Schnitt um 71% eingebrochen. Die Konzernchefs in diesem Kreis von 14 Unternehmen mussten dagegen im Schnitt nur Kürzungen von 7% in der Gesamtvergütung hinnehmen. Hier spiegelt sich der in den vergangenen Jahren gewachsene Anteil von variablen Vergütungsteilen, die an langfristigen Zielen orientiert sind. Entsprechend ist in Unternehmen mit steigendem Gewinn je Aktie die Vergütung ebenfalls deutlich unterproportional zum Ertragsanstieg geklettert.

Stabile Spitzenpositionen

Spitzenverdiener ist 2020 mit 10 Mill. Euro Frank Appel, CEO der Deutschen Post, die im Coronajahr ein Rekordergebnis erwirtschaftet hat. Auf Platz 2 ist  Joe Kaeser mit 9,3 Mill. Euro in seinem letzten Jahr als CEO geblieben. Merck-Chef Stefan Oschmann hat sich mit 9,0 Mill. Euro auf Platz 3 gehalten. Am unteren Ende der Dax-Reihe ist Beiersdorf-Chef, Stefan De Loecker mit 2,1 Mill. Euro. Vorletzter ist diesmal mit 2,2 Mill. Euro SAP-CEO Christian Klein, der seit Oktober 2019 am Ruder ist. Er hat zudem eine Zusatzvergütung von 1,1 Mill. Euro erhalten, die er im Nettobetrag in SAP-Aktien anlegen musste. Dieses Extra wird ihm und in gestaffelter Höhe seinen Kollegen im Vorstand für die „außerordentliche Leistung“ in der Wirtschaftskrise gewährt. Kleins Vorgänger Bill McDermott hatte im Turnus 2019 noch eine Vergütung von 15,2 Mill. Euro eingestrichen.

Eine Pandemie-Hilfe zahlt auch Adidas als Kompensation für den Wegfall der variablen Komponenten, wobei der CEO des Sportartikelkonzerns Kasper Rorsted 0,6 Mill. Euro Sonderzulage erhält. Seine Gesamtvergütung schrumpft gleichwohl um fast 50% von 7,2 auf 3,7 Mill. Euro. Der Gewinn je Aktie von Adidas brach um 78% ein.

Unabhängig von Corona erhielt Telekom-CEO Timotheus Höttges eine „einmalige außerordentliche Erfolgsvergütung“ von 0,6 Mill. Euro für die „erfolgreiche Finalisierung“ der Fusion zwischen T-Mobile US und Sprint. Damit steigt sein Gehalt um 18% auf 7,3 Mill. Euro. Er ist im Dax-Ranking auf Rang 6.

CEO-Gehälter im Dax
Zufluss in Mill. Euro
Vorstandschef/Konzern20202019
Frank Appel/Deutsche Post10,09,73
Joe Kaeser/Siemens9,2714,3
Stefan Oschmann/Merck9,0210,6
Rice Powell/FMC8,264,89
Herbert Diess/Volkswagen7,708,40
Martin Brudermüller/BASF3,153,20
Reinhard Ploss/Infineon2,933,56
Reiner Winkler/MTU Aero2,793,23
Christian Klein/SAP2,22
Stefan de Loecker/Beiersdorf2,122,40
Quelle: HKPBörsen-Zeitung