Zahlungsausfälle sinken weiter
Das gute Wirtschaftsumfeld hat sich 2017 bei hiesigen Unternehmen in gesunkenen Forderungsverlusten niedergeschlagen. Allerdings nimmt damit offenbar auch die Sorglosigkeit zu. Klassische Maßnahmen, die Zahlungsausfällen vorbeugen sollen, fanden seltener Anwendung, wie aus einer Studie hervorgeht.scd Frankfurt – Das grundsätzlich positive Wirtschaftsumfeld im vergangenen Jahr hat sich bei den hiesigen Unternehmen in gesunkenen Forderungsverlusten niedergeschlagen. Wie aus dem jährlich erscheinenden European Payment Report des Kreditmanagement-Dienstleisters Intrum hervorgeht, mussten deutsche Firmen im Durchschnitt nur noch gut 1,8 % ihrer Forderungen aus dem Jahresumsatz 2017 als uneinbringlich abschreiben. Das war bereits der dritte Rückgang in Serie. 2016 waren es 2,5 % und im Jahr zuvor 3,7 %. Auch in Europa insgesamt waren die Forderungsverluste rückläufig und lagen mit knapp 1,7 % sogar noch leicht unter dem deutschen Niveau. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie fast 10 000 Unternehmen in 29 Ländern befragt. “Die Zahlen sind ein starkes Signal einer stabilen ökonomischen Entwicklung in Deutschland”, befindet Florian Wöretshofer, Geschäftsführer von Intrum Deutschland. Angesichts von rund 6 Bill. Euro kumuliertem Jahresumsatz aller deutschen Unternehmen beliefen sich die Ausfälle aber noch immer auf rund 100 Mrd. Euro. Dabei sind Zahlungsverzüge in Höhe von mehreren hundert Mrd. Euro noch nicht eingerechnet. Selbst die temporär fehlende Liquidität kann für einige Unternehmen zum Problem werden. Der Studie zufolge empfinden diese wenigstens 8 % als möglicherweise existenzbedrohend. Fast jedes fünfte deutsche Unternehmen leidet zumindest zeitweilig unter Liquiditätsengpässen und sieht das Zahlungsverhalten der Kunden als bedeutende Ursache. 12 % sind zudem der Meinung, dass auch das Unternehmenswachstum insgesamt behindert werde. Der Einfluss auf Streichungen von Arbeitsplätzen hat sich derweil verringert und liegt nur noch bei 2 %. Sofortzahlungen müssten dennoch weiterhin wesentliches Ziel bleiben, da dies die Verwundbarkeit von kleinen und mittleren Unternehmen verringere, so Mikael Ericson, CEO von Intrum. Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen in Deutschland erklärte, dass es schon gebeten wurde, längere Zahlungsfristen zu akzeptieren, als ihm lieb war. Der Widerstand fällt dabei äußerst schwach aus. Fast die Hälfte der angefragten Unternehmen gaben zu, den Forderungen nachgegeben zu haben. Im krassen Gegensatz zur Sorge stehen die Vorsichtsmaßnahmen zur Absicherung gegen Zahlungsausfälle. Bei der Befragung im Frühjahr 2018 spielen etwa Bonitätsprüfungen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nahmen im vorangegangenen Jahr noch über die Hälfte der Firmen diese Option wahr, waren es zuletzt nur noch 21 %. Auch andere Instrumente wie Vorkasse oder Inkassopartner büßten deutlich ein (siehe Grafik). Auch der Factoring-Anteil sank von 8 auf 6 %. Derweil stieg der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die keinerlei Instrumente einsetzen, um Zahlungsausfälle zu vermeiden von 12 auf 19 %.