Zahlungsmoral der Firmen lässt in der Krise nach
ab Düsseldorf – Die Coronakrise hat spürbaren Druck auf die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen erzeugt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zum Zahlungsverhalten der deutschen Wirtschaft. Die Analyse basiert auf der Auswertung von 3,5 Millionen Rechnungsbelegen aus dem Debitorenregister. Demnach hat sich der durchschnittliche Zahlungsverzug im ersten Halbjahr auf 10,82 Tage erhöht. Im zweiten Halbjahr 2019 waren es 10,69 Tage. Unter den Industrien stechen nach den Angaben die Chemieindustrie und die Grundstoffbranche mit gestiegenen Zahlungsverzögerungen ins Auge, während die Gläubiger des Logistikgewerbes nicht so stark belastet sind.Die durchschnittliche Forderungslaufzeit – Zahlungsziel zuzüglich etwaigem Zahlungsverzug – hat sich auf 42,88 (i. V. 43,11) Tage leicht verringert. Dahinter steht nach Einschätzung von Creditreform jedoch, dass Lieferanten bereits mit dem Zurückfahren ihrer Zahlungsziele begonnen haben. Längere Forderungslaufzeiten wurden allerdings in den Branchen Chemie, Grundstoffe und Metall/Elektro verzeichnet.Mit einer Kürzung der Zahlungsziele sahen sich insbesondere kleinere Unternehmen konfrontiert, wie es heißt. Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten erhielten dagegen längere Zahlungsziele. Diese steigen nach den Angaben von ohnehin hohen 34,81 Tagen auf 35,75 Tage. Damit verlängere sich die Gesamtforderungslaufzeit bei Geschäften mit Großunternehmen auf 45,27 Tage. Das wiederum dürfte den Erhalt der Zahlungsfähigkeit der Lieferanten erschweren, so Creditreform. Zumal die Großunternehmen mit 63,5 % das Gros des gesamten Forderungsvolumens stellen.Wertmäßig entfallen die meisten Forderungen mit 25,7 % auf die Metall- und Elektroindustrie, gefolgt vom Großhandel (15,1 %) und den Unternehmensdienstleistungen (15 %). An Bedeutung verloren hat demnach die Bauindustrie, deren Anteil sich auf 7,5 % des gesamten Forderungsbestands verringerte. Wenngleich das Insolvenzgeschehen durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht das Krisengeschehen bislang nur unzureichend spiegelt, seien die Zahlungsrisiken für die Leistungserbringer zuletzt gestiegen. Damit Hand in Hand gingen höhere Liquiditätskosten für die Lieferanten.