Zalando beschleunigt Wachstum
Der Online-Modehändler Zalando hat seine Umsatzprognose merklich hochgeschraubt. Danach sollen die Erlöse 2015 um bis zu 31 % zulegen, bei einer stabilen Ergebnismarge. An der Börse sprangen die Aktien daraufhin an die Spitze des MDax.ge Berlin – Nachdem auch im zweiten Quartal die Umsätze stärker gewachsen sind als erwartet, hat Europas größter Online-Modehändler Zalando seine Prognose für 2015 angehoben. Der MDax-Wert rechnet nun mit einem Umsatzplus zwischen 28 und 31 % nach bisher maximal 25 %. Gleichzeitig muss das Management einräumen, dass im Bestreben, mehr Kunden anzulocken, die Zahlungsbedingungen zu weit gelockert worden seien. Dies habe zu einer “Welle systematischer Betrügereien” geführt, gibt der Vorstand reuig zu, auf die er zu spät reagiert habe. Grob gerechnet seien damit 2 Prozentpunkte der Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz) verjuxt worden, was in etwa 28 Mill. Euro entspricht, muss der für Finanzen zuständige Vorstand Rubin Ritter eingestehen. Dieses selbstverschuldete Problem sei inzwischen aber gelöst. Folglich hält das Management an seiner Ebit-Prognose von 4,5 % fest.Hintergrund ist, dass Zalando Ende 2014 sein Scoring-System dahingehend verändert hatte, dass großzügiger Ware auf Rechnung bestellt werden konnte. Diese in den DACH-Staaten Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie den skandinavischen Ländern sehr beliebte Zahlungsform – bei der die Käufer 14 Tage Zeit haben, bis sie bezahlen müssen, – wurde damit aber auch für schwache Bonitätskunden nutzbar – ohne dass das algorithmengestützte Sicherungssystem rechtzeitig Alarm geschlagen hätte. Inzwischen wird bei diesen Kunden wieder auf Vorkasse oder Kreditkartenzahlung gedrungen. Allein im zweiten Quartal führte die finanzielle Großzügigkeit zwar zu einem Umsatzplus von 34 % auf 733 Mill. Euro. Die um anteilsbasierte Vergütungen bereinigte Ebit-Marge war dagegen von letztjährigen 6,4 % auf 4,1 % eingebrochen.Die Zahl der aktiven Käufer schnellte im vergangenen Zwölf-Monats-Zyklus um fast ein Fünftel auf nunmehr 16,4 Millionen hoch. Beim häufigeren Online-Shopping und leicht teureren Warenkörben lässt inzwischen jede Kundin/jeder Kunde knapp 200 Euro im Jahr (inklusive Mehrwertsteuer) bei Zalando, 7 % mehr als im Vorjahr. Neue AuslieferungslagerUm die Waren schneller ausliefern zu können, will der Online-Händler noch im Herbst mit dem Bau eines dritten Logistikzentrums beginnen und zugleich das Lager in Mönchengladbach auf seine maximale Kapazität erweitern. Zudem plant Zalando ein kleineres Lager in Italien, das schon Anfang nächsten Jahres eröffnet werden soll. Mit diesem Pilotprojekt, für dessen Bau und Betrieb ein Partner gesucht wird, soll die Auslieferung von ausländischen Standorten getestet werden. Das 2008 gegründete Unternehmen ist inzwischen in 15 Ländern tätig. Den hiesigen Kapazitätsausbau will der Vorstand aus eigenen Mitteln stemmen, ohne dass das geplante Investitionsbudget von 75 Mill. Euro in diesem Jahr aufgestockt werden müsse, betonte Rubin.In diesem Zusammenhang versicherte der Vorstand erneut, an den kostenlosen Retouren festhalten zu wollen: “Die sind Teil unseres Geschäftsmodells.” Etwa jede zweite bestellte Ware wird von den Online-Käufern zurückgeschickt, was erhebliche Kosten verursacht.Die durch den Börsengang ohnehin umfangreiche Liquidität wurde im vergangenen Quartal nochmals leicht auf 1,08 Mrd. Euro hochgeschraubt. Abzüglich 110 Mill. zu höheren Zinsen langfristig angelegter Festgelder verfügten die Berliner zur Jahresmitte über flüssige Mittel von 974 Mill. Euro – bei Finanzverbindlichkeiten von 19 Mill. Euro.An der Börse kamen die Quartalszahlen gut an. Die Aktie war mit einem Plus von knapp 7 % auf 32,78 Euro der stärkste Wert im MDax, nachdem sie an den vergangenen fünf Handelstagen fast 6 % verloren hatte.