Zalando-Eigner kalt erwischt
wb Frankfurt – Nach 45 Minuten war die Aktienplatzierung in trockenen Tüchern, die Nachwehen dauerten deutlich länger an: Kinnevik, der selbst in Schweden börsennotierte Großaktionär von Zalando, hat Aktien des Onlinehändlers auf den Markt geworfen und damit den Kurs des MDax-Unternehmens stark unter Druck gesetzt. Mit Credit Suisse und Goldman Sachs wurden auf die Schnelle 13,13 Millionen Aktien institutionell gestreut. Kinnevik reduzierte ihren Anteil von 31 % vor der Transaktion um 5,2 %. Es ist das erste Mal seit dem IPO vor fünf Jahren, dass der größte Aktionär Zalando-Titel in größerem Stil verkauft.Platziert wurde am oberen Ende der von 42,15 bis 42,50 Euro reichenden Preisspanne. Dies entspricht einem Platzierungsvolumen von 558 Mill. Euro. Der Abschlag zum Vortageskurs lag bei 6,5 %. Die Schweden halten damit noch 25,8 % an dem Internetmodehändler. Das Paket schwebt als Damoklesschwert über dem Handel, da Kinnevik nun deutlich unter der Marke von 30 % liegt – ein klarer Aktienüberhang. Weitere Platzierungen sind nur mehr eine Frage der Zeit. Für die nächsten sechs Monate hat sich Kinnevik jetzt auf eine Bindungsfrist von sechs Monaten verpflichtet. Die Aktie rauschte am Dienstag um bis zu 11 % und auf das Tief von 40,11 Euro ab. Das bedeutet, das sich 1,4 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung in Luft aufgelöst haben.Die Schweden hatten 2010 zuerst investiert, und Zalando wurde zum größten Asset der Beteiligungsgesellschaft. Kinnevik will mit dem Mittelzufluss das Investitionstempo aufrechterhalten und das Portfolio in Richtung eines größeren Anteils nicht börsennotierter Unternehmen entwickeln, lässt sich Kinnevik-Chef Georgi Ganiv vernehmen. Weitere Aktionäre von Zalando sind der dänische Investor Anders Polch Povlsen mit 10,1 %, die irische Baillie Gifford, mit 7,3 % und T. Rowe Price mit knapp 5 %. Der Streubesitz wird nun 42,2 % ausmachen. Die Zalando-Aktie hatte Mitte Dezember 2018 ihr 52-Wochentief bei 21 Euro und markierte erst vor wenigen Tagen mit 48,26 Euro das Hoch.Mit einem nach eigener Einschätzung “starken ersten Halbjahr” war es Europas größtem Onlinemodehändler gelungen, das zuvor durch zwei Gewinnwarnungen ramponierte Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen. Das ist ein wichtiger Punkt für ein Unternehmen, das anspruchsvolle Langfristziele kommuniziert hat. Die Prognose fürs operative Ergebnis 2019 siedelt das Management bei 200 Mill. bis 225 Mill. Euro an.