Zalando sammelt Pluspunkte bei Investoren
Nach dem Rückschlag im März entwickelt sich der Online-Modehändler Zalando zum Krisengewinner. Die Verkäufe legen wieder mit zweistelligen Raten zu, und das Kundenwachstum verstärkt sich. Die neue Prognose für das laufende Jahr fällt zwar niedriger aus die alte, kommt aber an der Börse gut an.hek Frankfurt – Der Online-Modehändler Zalando hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr zwar deutlich gesenkt, damit aber an der Börse Pluspunkte gesammelt. Das Berliner Unternehmen rechnet, bereinigt um Sondereinflüsse, jetzt noch mit 100 Mill. bis 200 Mill. Euro Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit). Der Umsatz und das Bruttowarenvolumen, das neben den eigenen Verkäufen auch die Erlöse der Partnerunternehmen berücksichtigt, sollen um 10 % bis 20 % steigen, teilt Zalando mit. Der alte Ausblick sah ein bereinigtes Ebit zwischen 225 Mill. und 275 Mill. Euro (2019: 225 Mill. Euro) und einen Umsatzanstieg zwischen 15 % und 20 % vor. Diese Guidance hatte das Management infolge der Corona-Pandemie kassiert. In den letzten drei März-Wochen waren die Verkäufe unerwartet heftig eingebrochen, hatten sich aber dann wieder erholt.Mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich liege Zalando deutlich über den Prognosen für den Modemarkt, der in diesem Jahr voraussichtlich starke Verluste einfahren werde, betont das Unternehmen. Co-CEO Rubin Ritter und Finanzchef David Schröder äußern sich zuversichtlich, dass die Krise überstanden ist. “Als Unternehmen haben wir schnell Antworten auf die Herausforderungen im März gefunden, und wir sehen eine deutlich positivere Entwicklung in den ersten Wochen des zweiten Quartals”, sagt Schröder.Da die neue Prognose deutlich über den Markterwartungen liegt, reagierte der Aktienkurs am Donnerstag mit einem Anstieg um 11,5 % auf 53,50 Euro. Damit hat das im MDax vertretene Papier den Kurseinbruch im Februar/März bis unter 30 Euro mehr als wettgemacht. Analysten sprachen von einem starken Ausblick. Die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells sei stärker als angenommen. Als Wachstumstreiber nennt Zalando die Nachfrageverschiebung vom stationären zum Online-Verkauf, die eigenen Investitionen und den Ausbau des Plattformgeschäfts, der dazu führt, dass das Bruttowarenvolumen stärker wachsen dürfte als der Umsatz.Im ersten Quartal stieg der Anteil des Partnerprogramms am Bruttowarenwert nach Firmenangaben um 4,4 Prozentpunkte. Denn aufgrund der Ladenschließungen in vielen Ländern Europas haben stationäre Händler Teile ihres Geschäfts ins Digitale verlagert, um ihre Kunden weiter erreichen zu können. Insgesamt sind mehr als 1 000 Marken an das Programm angebunden. In den letzten drei Wochen seien 50 Partner hinzugekommen, darunter Vaude und die Next-Group-Marke Lipsy London. SparprogrammDas Kundenwachstum hat sich zuletzt infolge der Coronakrise beschleunigt. Die Zahl der Neukunden sei im April um fast 40 % gestiegen und damit so deutlich wie noch nie zuvor in dem Monat, sagt Ritter. Er geht davon aus, dass die Pandemie letztlich dazu beiträgt, dass sich der Trend zum Online-Einkauf verstärkt. Ende März kam Zalando auf 31,9 Millionen aktive Kunden, 17 % mehr als ein Jahr zuvor.Im ersten Quartal rutschte Zalando allerdings tief in die roten Zahlen. Das bereinigte Ebit sank auf minus 98,6 Mill. Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein kleiner Gewinn von 6,4 Mill. Euro zu Buche stand. Ausschlaggebend dafür waren die geringere Nachfrage im März und Sonderabschreibungen von 40 Mill. Euro auf den Warenbestand. Der Umsatz legte um knapp 11 % auf 1,5 Mrd. Euro zu. Ritter hatte das erste Quartal als das schlimmste seit dem Börsengang im Jahr 2014 bezeichnet. Daher legte der Konzern ein Sparprogramm über 250 Mill. Euro auf und kürzte die Investitionen um 100 Mill. Euro (vgl. BZ vom 17. April).Seit Anfang April habe sich die Nachfrage erholt, und das über die Plattform abgewickelte Verkaufsvolumen sei im Vergleich zum Vorjahr wieder zweistellig gewachsen. Starke Zuwächse seien seit Jahresbeginn bei Kindermode, Sportbekleidung und Kosmetik zu verzeichnen. Das Beauty-Geschäft habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.