Zalando setzt auf Schlussquartal
hek Frankfurt – Nach dem enttäuschenden dritten Quartal hofft der Modeversender Zalando auf einen Schlussspurt. In den letzten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres soll der Umsatz wieder um 20 bis 25 % zulegen, kündigte das Management am Dienstag an. An dem im September gesenkten Gewinnziel für das Gesamtjahr hält der Konzern fest.Im dritten Jahresviertel rutschte Europas größter Online-Händler für Bekleidung und Schuhe in die Verlustzone. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 38,9 Mill. Euro im roten Bereich, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein kleiner Gewinn von 0,4 Mill. Euro angefallen war. “Wir sind mit unserem finanziellen Ergebnis im dritten Quartal ganz klar nicht zufrieden”, räumte Co-CEO Rubin Ritter unumwunden ein. Das ändere aber nichts an dem Ziel, das Geschäft bis 2020 auf 10 Mrd. Euro Bruttowarenvolumen zu verdoppeln. Im vierten Quartal liege der Fokus darauf, das Jahr erfolgreich abzuschließen.Der Konzern bestätigte das Mitte September gesenkte Gewinnziel von 150 Mill. bis 190 Mill. Euro (bereinigtes Ebit) im Gesamtjahr. Mit der damaligen Gewinnwarnung hatte Zalando den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt (BZ vom 19. September). Jetzt zeigen sich Investoren wiederum enttäuscht, wie der Kursabschlag von 8 % am Dienstag deutlich macht.Auch im neuen Jahr werde Zalando den Fokus auf Wachstum legen, kündigte Ritter in einer Telefonkonferenz an. Wachstum rangiere weiter vor Profitabilität. Beim Umsatz peilt Zalando für 2018 einen Anstieg am unteren Ende der Spanne von 20 bis 25 % an. Abstriche zeichnen sich bei den Investitionsausgaben ab: Statt der bisher geplanten 350 Mill. Euro sollen nun 300 Mill. Euro im laufenden Jahr investiert werden.Im dritten Quartal machte den Berlinern der lange, heiße Sommer zu schaffen. Hinzu kam der verspätete Start in die Herbst- und Wintersaison. Die Erlöse legten lediglich um 11,7 % auf 1,2 Mrd. Euro zu. “Dieses Umsatzwachstum wird unseren Ambitionen nicht gerecht”, heißt es im Zwischenbericht. In den ersten beiden Quartalen waren die Erlöse jeweils noch um mehr als ein Fünftel gestiegen. Nach neun Monaten stehen 18 % Umsatzwachstum auf 3,7 Mrd. Euro zu Buche. Nach Berechnung der Commerzbank muss Zalando im vierten Quartal die Erlöse um 24 % ausweiten, um die Jahresprognose zu erreichen. Das sei ziemlich ambitioniert. Das Analysehaus RBC ist dagegen zuversichtlich, dass der Modehändler nach enttäuschendem Sommer zu einem normalen Wachstumsniveau zurückkehrt. Strukturell sei Zalando gut positioniert. “Operative Fehler”Zu der Ergebnisverschlechterung im Berichtsquartal haben höhere Rabatte und steigende Kosten für die Abwicklung der Bestellungen beigetragen. Das Management verweist auf hohe Investitionen in die Logistik-Infrastruktur, den abnehmenden Durchschnittsbestellwert und erhöhte Transportkosten. Zudem belasteten interne Mängel: So seien höhere Kosten aufgrund “ineffizienter Aufarbeitung retournierter Artikel” angefallen. Diese “operativen Fehler” seien zwischenzeitlich behoben worden, wird versichert.Co-CEO Ritter hob in der Telefonkonferenz die “starke Entwicklung der Kundenbasis” hervor. Die Zahl der aktiven Kunden kletterte nämlich im dritten Quartal von 22,2 Millionen im Vorjahreszeitraum auf 25,1 Millionen. Damit würden rund 6 % der europäischen Bevölkerung erreicht. Die Zahl der Bestellungen sei um 23 % auf den Höchstwert von 27,7 Millionen gestiegen. Allerdings sank der durchschnittliche Warenwert pro Bestellung von 62 Euro auf 57,50 Euro, weil Kunden verstärkt über mobile Endgeräte bestellen und der Anteil niedrigpreisiger Artikel wie Fast Fashion zunimmt.Die Kombination aus höherer Bestellfrequenz und kleineren Warenkörben wirke sich negativ auf die kurzfristige Profitabilität aus, räumte Ritter ein, sei aber zu handhaben. In Italien führt der Konzern einen Mindestbestellbetrag (25 Euro) für die kostenlose Zustellung ein. Für andere Länder sei Ähnliches nicht geplant, sagte Ritter.Das Partnerprogramm ist laut Konzernangaben schneller als erwartet um mehr als 60 % gewachsen. Neue Partner seien dem Programm beigetreten und bestehende hätten ihr Angebot ausgebaut. Die über die Plattform generierten Einnahmen legten mit 16,6 % deutlich stärker zu als der Umsatz, in dem sich nur die Provisionen aus dem Partnerprogramm niederschlagen.—– Kommentar Seite 1