Der Online-Modehändler Zalando will sein Geschäft in den kommenden Jahren verdreifachen. Bis 2025 soll der Wert aller verkauften Produkte auf mehr als 30 Mrd. Euro klettern. Langfristig soll der Anteil am europäischen Modemarkt, dessen Volumen auf 450 Mrd. Euro veranschlagt wird, von derzeit 3% auf mehr als 10% klettern.

Bei der Expansion setzt Europas größter Online-Modehändler vor allem auf den Ausbau des Partnerprogramms. Über diese Schiene verkaufen Modemarken und stationäre Geschäfte ihre Waren online. „Das Wachstum von Connected Retail zeigt, welchen Wert die Kombination aus Offline und Online für Händler haben kann“, sagt Co-CEO David Schneider auf der virtuellen Pressekonferenz. Für viele Marken, Händler und Geschäfte sei Zalando ein wichtiger Bestandteil ihrer Digitalstrategie.

Mit dem Ausbau der Partnerschiene wandelt sich der Dax-Kandidat vom reinen Händler zum Plattform-Anbieter, der Provisionen für Bestellungen kassiert und für Dritte die Auslieferung der Waren organisiert. Im vierten Quartal steuerte das Partnerprogramm 24% zum Bruttowarenvolumen (GMV) bei, in Deutschland 34%. Gemäß Zielmodell soll der Anteil auf 40% steigen. Ende 2020 nutzten laut Firmenangaben mehr als 2400 stationäre Geschäfte Connected Retail. Bis Ende Februar sei die Zahl der angebundenen Geschäfte auf 3400 gestiegen. Bei der Hälfte der Waren, die Partner über die Plattform absetzen, übernimmt Zalando derzeit auch die Logistik. Diese Quote soll langfristig auf 75% zulegen.

Das 2008 in Berlin gegründete Unternehmen ist derzeit in 17 Ländern tätig. Nun sollen acht Staaten hinzukommen. Im laufenden Jahr sollen Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Slowakei und Slowenien folgen, 2022 Rumänien und Ungarn. Der scheidende Co-CEO Rubin Ritter hebt hervor, dass inzwischen die Hälfte des GMV außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz erwirtschaftet werde. Zalando sei „ein wirklich internationales Unternehmen“ geworden.

Der Verkäufer von Bekleidung, Schuhen und Kosmetik profitiert davon, dass immer mehr Menschen angesichts vielerorts geschlossener Läden im Internet einkaufen und sich ihre Bestellungen nach Hause liefern lassen. Die Zahl der Kunden stieg im vergangenen Jahr um ein Viertel auf 38,7 Millionen. Co-CEO Robert Gentz hält die gestiegene Online-Penetration für nachhaltig. „Es wird keinen Rückfall auf das Niveau der Vor-Corona-Zeit geben“, ist er überzeugt. Nach Einschätzung des Analysehauses RBC liegt das neue GMV-Ziel über den Markterwartungen. Für die US-Bank J.P. Morgan ist der Ausblick zwar nicht der Big Bang, aber doch solide.

Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um 23% auf 8,0 Mrd. Euro, der Bruttowarenwert um 30% auf 10,7 Mrd. Euro. Unter dem Strich steht ein auf 226,1 (2019: 99,7) Mill. Euro mehr als verdoppelter Nettogewinn. Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) machte einen Sprung von 224,9 Mill. Euro im Vorjahr auf 420,8 Mill. Euro. Die Marge kam damit von 3,5% des Umsatzes auf 5,3% voran. Das Management zeigt sich zuversichtlich, langfristig die Profitabilität in den zweistelligen Bereich hieven zu können.

Im laufenden Jahr will Zalando den Schwung mitnehmen und das Wachstum auf 24 bis 29% beim Umsatz und 27 bis 32% beim GMV beschleunigen (BZ vom 16. März). Beim Gewinn zeichnet sich allerdings eine Verlangsamung ab. Die Ebit-Prognose von bereinigt 350 Mill. bis 425 Mill. Euro impliziert, bezogen auf die Mitte der Spanne, einen Gewinnrückgang um 8%. Die Investitionen vor allem in Logistik und Technologie will Zalando 2021 auf 350 Mill. bis 400 (2020: 250) Mill. Euro hochziehen. Zudem werden selektive Akquisitionen in Aussicht gestellt. Insidern zufolge soll der Konzern ein Auge auf die Online-Kosmetik-Tochter Flaconi von ProSiebenSat.1 geworfen haben. Zu den Gerüchten wollte sich die Zalando-Spitze aber nicht äußern.

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