Zeiss Meditec setzt Kontrapunkt

Während es andernorts Gewinnwarnungen hagelt, hebt der Medizintechnikhersteller die Prognose an

Zeiss Meditec setzt Kontrapunkt

Kaum zu glauben, aber es gibt sie noch: deutsche Unternehmen, die vor Optimismus nur so strotzen. Während in der US-Presse mit Verweis auf Deutsche Bank, BASF, Bayer, SAP, Daimler und BMW schon Abgesänge auf die hiesige Wirtschaft gesungen werden, setzt Carl Zeiss Meditec unverdrossen die Prognose hoch.ds Frankfurt – Der Medizintechnikhersteller Carl Zeiss Meditec macht bei der um sich greifenden Katerstimmung nicht mit und zeigt sich in Bestform, während andernorts schon Hiobsbotschaften, Stellenkürzungspläne oder Gewinnwarnungen in Serie produziert werden.Der Jenaer Spezialist für Lasersysteme zur Sehschärfenkorrektur berichtet für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres 2018/19 (30. September) von einem Umsatz- und Ertragssprung und setzt die Gewinnprognose nochmals hoch – trotz eskalierendem Handelsstreit zwischen den USA und China, dem chaotischen Brexit und scharfem allgemeinem konjunkturellem Gegenwind. Die Aktie legte darauf zeitweise 10 % auf 93,50 Euro zu. Mit einer Marktkapitalisierung von 8,4 Mrd. Euro bringt Zeiss Meditec immerhin gut 1 Mrd. Euro mehr Börsengewicht auf die Waage als der Dax-Wert Lufthansa. Wegen des geringen Streubesitzes von 28,6 % ist das ostdeutsche Unternehmen allerdings nicht im deutschen Blue-Chip-Index, sondern im MDax gelistet. Großaktionär ist mit 59 % die Carl Zeiss Gruppe, hinter der eine Stiftung steht. Ausgeglichen aufgestelltZeiss Meditec ist regional sehr ausglichen aufgestellt und holt jeweils rund ein Drittel der Erlöse in Europa, Amerika und Asien. Für die Aktionäre zahlt es sich offenbar aus, dass die Unternehmensführung unter dem Schutz der Stiftung deutlich unabhängiger von kurzfristigem Erfolgsdruck investieren kann. Das legt zumindest die langfristige Aktienkursentwicklung nahe. Binnen zehn Jahren hat sich der Wert der Aktie etwa verneunfacht. Verglichen mit dem Tiefstand von 2001 nach dem Platzen der Dotcom-Blase wurde der Wert je Aktie sogar um Faktor 31 gemehrt. Wie Zeiss Meditec am Montag ad hoc meldet, haben die Jenaer nach ersten Berechnungen in den ersten neun Monaten des laufenden Turnus die Erlöse um rund 11 % und währungsbereinigt um etwa 9 % auf rund 1,03 Mrd. Euro hochgefahren. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte weit überproportional zum Erlösplus, und zwar um 36 % auf rund 184 Mill. Euro. Die Ebit-Marge schnellte somit von 14,6 auf rund 17,9 % hoch. Zu dem Anstieg trug insbesondere eine positive Entwicklung des Produktmix mit einem gestiegenen Anteil an Verbrauchsmaterialien bei, heißt es. Der Gewinn pro Aktie stieg von 0,92 auf rund 1,22 Euro. Fürs gesamte Geschäftsjahr 2018/19 erwartet Carl Zeiss Meditec, beim Umsatz das obere Ende der bisher kommunizierten Bandbreite von 1,35 Mrd. bis 1,42 Mrd. Euro zu schaffen. Bei der Ebit-Marge soll die im April hochgesetzte Bandbreite von 15,0 bis 17,5 % überschritten werden, heißt es ohne weitere Konkretisierung. Der Vorjahreswert lag bei 15,4 %. Strategische Investitionen”Aus heutiger Sicht erwartet der Vorstand unter anderem aufgrund geplanter strategischer Investitionen in Forschung und Entwicklung keine weitere Steigerung der Ebit-Marge im kommenden Geschäftsjahr 2019/20″, heißt es – was an der Börse offenbar ebenfalls gut ankam. Zuletzt haben die Jenaer von der Expansion in Europa und Asien profitiert. Eine genaue Prognose für den kommenden Turnus will das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen voraussichtlich am 6. Dezember abgeben.